Hans Fallada (eigentlicher Name Rudolf Dietzen) wurde am 21. Juli 1893 in Greifswald als Sohn des damaligen Reichsgerichtsrates Wilhelm Dietzen geboren. Fallada besuchte zwei Berliner Gymnasien und nach einem Selbstmordversuch eine Schule in Rudolstadt in Thüringen, wo er auf Grund einer unglücklichen Abmachung einen Kameraden erschoß und sich selbst lebensgefährliche Verletzungen beibrachte. Das Gericht ließ die Anklage wegen Totschlags zwar fallen, veranlaßte aber Falladas Einweisung in eine Heilanstalt für zwei Jahre. 1917 mußte er nach Carlsfeld bei Halle auf Drogenentziehungskur. 1919 mußte er sich einer Alkoholentziehungskur unterziehen. Nach Tätigkeit als Landwirtschaftslehrling in Sachsen und als Saatgutspezialist in Berlin erschienen seine beiden ersten Romane "Der junge Goedeschel" (1920) und "Anton und Gerda" (1923), die er später selbst scharf ablehnte und einstampfen ließ. 1924 folgte ein 3-monatiger Gefängnisaufenthalt wegen Unterschlagung. Danach wurde er in die Landesanstalt Strelitz wegen Mordversuch an seiner Frau eingewiesen. Inzwischen wechselte er - stets vom Pech verfolgt und zum Trinker geworden - als Angestellter von einem nord- bzw. ostdeutschen Gut zum anderen.
1925 erreichte er den Tiefpunkt seines Lebens, als seine Süchtigkeit ihn für 2 ½ Jahre ins Gefängnis brachte. Diese Jahre fanden später in dem Roman "Wer einmal aus dem Blechnapf frißt" (1934) ihren gültigen Niederschlag. Seine Heirat mit Anna Issel gab ihm 1928 inneren Halt und sowohl Lebens- wie Arbeitsfreude zurück. Der Ehe entstammten drei Kinder. Als Angestellter der Rezensionsabteilung im Berliner Rowohlt-Verlag hatte er nun genügend Zeit zu eigenem schriftstellerischem Schaffen. Der Erfolg setzte mit dem Kleinstadtroman "Bauern, Bonzen und Bomben" (1931) schlagartig ein. So fand sein nächster Roman "Kleiner Mann - was nun"? (1932) den gut vorbereiteten Boden. Nun war es der Erfolg, den der labile Fallada nicht verkraften konnte. Er fand jedoch Mitte der 30er Jahre auf dem kleinen Gut Carwitz in Mecklenburg zu sich selbst zurück. 1933 war er irrtümlich kurze Zeit in Gestapohaft.
Bis 1944 entstanden insgesamt 18 große Romane. Diese enorme Arbeitsleistung hatte natürlich immer wieder neue Zusammenbrüche des übersensiblen Fallada zur Folge. 1934 erschien "Wir hatten einmal ein Kind"; 1936 "Altes Herz geht auf die Reise", 1938 "Der eiserne Gustav" und 1940 "Wolf unter Wölfen". In dem Roman vom eisernen Gustav und auch in einigen anderen Büchern hatte Fallada dem Nationalsozialismus einige Konzessionen gemacht, was ihm später angekreidet wurde.
Weitere Werke von ihm sind: "Märchen vom Stadtschreiber, der aufs Land flog", "Hoppelpoppel - wo bist du?", "Geschichten aus der Murkelei", "Kleiner Mann großer Mann - alles vertauscht", "Der unbeliebte Mann", "Damals bei uns daheim" (1942) und "Heute bei uns zu Hause" (1943).
Im zweiten Weltkrieg war Fallada Sonderführer beim RAD, nach dem Krieg sogar Bürgermeister von Feldberg/Mecklenburg. 1944 hatte er sich scheiden lassen und sich mit der Witwe Ursula Losch verheiratet.
Die letzten Jahre brachte er schwerkrank meist in Krankenhäusern in Berlin zu, wo ihm Johannes R. Becher eine Wohnung und Mitarbeit bei der "Täglichen Rundschau" besorgt hatte. Kurz vor seinem Tod vollendete er den 1949 erschienen Roman "Jeder stirb für sich allein". Am 5. Februar 1947 ist er in einer Berliner Nervenklinik an Herzschwäche verstorben.
Ein Welterfolg wurde auch sein in Geheimschrift hinterlassener 1950 erschienener Roman "Der Trinker", von dem ich später den Inhalt etwas genauer schildern möchte.
Aus dem umfangreichen Nachlaß wurde u.a. herausgegeben: "Zwei zarte Lämmchen, weiß wie Schnee" (1953), "Die Stunde, eh du schlagen gehst" (1954) und "Fridolin, der freche Dachs (1955). 1959 erschien "Ein Mann will hinauf" und im Frühjahr 1963 erschien die erste größere Fallada-Biographie.
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