Lebenslauf: - geboren am 5. Januar 1921 in Konolfingen - Vater: protestantischer Pfarrer - 1935: Familie zog nach Bern (finanzielle Gründe) - zunächst: Berner Freie Gymnasium, dann das Humboldtianum 1941: Maturitätsprüfung - begann zu malen und zu zeichnen illustrierte später seine Stücke, verfasste Skizzen, ganze Bühnenbilder - 1941: begann Philosophie, Naturwissenschaften und Germanistik zu studieren - 1943: entschied sich die schriftstellerische Laufbahn einzuschlagen - erstes veröffentlichtes Stück: "Es steht geschrieben" (1945/46) - 1947: Hochzeit mit der Schauspielerin Lotti Geissler bald fünfköpfige Familie - Aufträge von deutschen Rundfunkanstalten Hörspiele entstanden - begann Detektivromane zu schreiben - 1950: "Die Ehe des Herrn Mississippi" erster großer Erfolg - Weltweiter Erfolg: "Der Besuch der alten Dame" - "Die Physiker" erfolgreichste Theaterstück in der Theatersaison 1962/63 und 1982/83 - erhielt etliche Preise (Theaterstücken, Detektivromanen, Erzählungen und Hörspielen auch Essays und Vorträge) - widmete sich der praktischen Theaterarbeit an Basler Bühnen nach einem Herzinfarkt (Oktober 1969) in Düsseldorf - inszenierte mehrere spektakuläre Wiederaufführungen: "Der Meteor" - nahm als gesellschaftskritischer Autor Stellung zur internationalen Politik - Er reiste viel (USA, Israel, Polen. Auschwitz) - 1983: seine Frau Lotti starb - 1984: Hochzeit mit der Schauspielerin, Filmemacherin und Journalistin Charlotte Kerr - 14. Dezember 1990: Friedrich Dürrenmatt stirbt Zum Werk von Friedrich Dürrenmatt - protestantisches Elternhaus typischer Hintergrund für Schriftsteller aus dem deutschsprachigen Raum Einzelgänger der bäuerlichen Jugend - Vertreter eines protestantischen Theaters - Die ländliche Umgebung, die Jugendlektüre, die Gedichte seines Großvaters waren prägend (verfasste Werke, welche sich gegen das Kleinbürgertum und Bürokratismus richteten) - Erster Drang zur Kritik: frühen Kabarett-Texten, wo er politische Themen aufgriff - beginnt zu schreiben während des Zweiten Weltkrieges apokalyptisch-phantastisch-schauerliche Note ("Die Wurst") - Erste abendfüllende Dramen: nach dem Zweiten Weltkrieg grausame und machthungrige Hauptperson gemeinsam versucht die Vergangenheit aufzuarbeiten und dem Trauma ein Ende zu bereiten - War der Literaturkritik negativ eingestellt stellt Ansprüche: \"Literatur lässt sich nur noch studieren, aber nicht mehr machen\" - war dem Theater verschrieben - befasste sich mit der angelsächsischen Literatur - Position zum klassischen Drama: "Die Räuber" wirkungslos (Zuschauer klatschen) - Komödie stellt Mausefalle dar, in die das Publikum immer wieder gerät und immer noch geraten wird - sieht sich als ein schaffender Künstler - literaturtheoretischen Ansätze: Antwort oder Verteidigung - Komödien sind nicht bloße Komik Texte wollen Unruhe stiften wahre Charakter der Welt: Geldgier und Ohnmacht des Einzelnen - 23 Dramen, zahlreichen Romanen, Erzählungen und Hörspielen sowie Reden - Grundthemen, die immer wieder auftauchen: 1. der Zweifel: Sinn des menschlichen Tuns; 2. die Welt als Labyrinth: eingeschlossen in einer Welt, die Chaos ist und die vom Zufall regiert wird - Gefühl der Hilflosigkeit noch heute aktuell - Später: Mensch soll die Welt in Zweifel ziehen - glaubt an die Macht der Vernunft - Zusammenhänge und Fakten verdeutlichen - entwickelte zu einem zeitkritischen und unbequemen Autor - Friedrich Dürrenmatt ließ sich keiner literarischen Strömung zuordnen - schonungsloser Moralist und Satiriker - erkennt keine dramatischen Gesetze an - Komödie: einzige mögliche Bühnenform, aus der sich das Tragische noch erzielen lasse Dürrenmatts Dramentheorie - studierte Theorien von Bertolt Brecht Distanz zu dem Geschehen auf der Bühne erzeugen, Groteske Darstellungen: Realität verdeutlichen, durch Übertreibung Erkenntnisse ermöglichen - den verworrenen und komplexen Zusammenhängen kommt nur noch die Komödie bei - Stilmittel der Verfremdung - charakteristisch: tragisch-groteske Elemente soll den Zuschauer aufstören, Fragen an ihn selbst und an seine eigene Moral provozieren - präsentiert keine Weltanschauungen und Ideologien - eigener Typus der Tragikomödie die einzig mögliche dramatische Form, heute das Tragische auszusagen - bedient sich der epischen Mittel Brechts - distanzierte sich vom Marxismus nach seiner Russlandreise 1964 Beispiele: "Die Ehe des Herrn Mississippi": - Komödie in 2 Teilen - Mit parodistisch- distanzierenden Elementen versetzt - Realistische Ausgangsposition Versuch: ob der Geist imstande ist, eine Welt zu ändern "Ein Engel kommt nach Babylon" - Fragmentarische Komödie in 3 Akten - Versucht anzugeben weshalb es in Babylon zum Turmbau kam - Handlung erhält epischen Charakter - Fülle von Themen glossiert, Dichter und Theologen werden ironisiert, politische Machtkampf verspottet - Verbindet Farce und Trauerspiel, kabarettistischen Jux und religiöse Allegorie, mischt Karikatur und Parodie mit Elementen des Märchens - Ratlosigkeit des Menschen, wenn er der Gnade Gottes begegnet; komödiantisches Mehrstück über Unvereinbarkeit von Macht und Gnade "Der Meteor" - Komödie in 2 Akten - verkehrte Welt von grotesker Tragikomik rechnet mit heutiger Gesellschaft ab - verpasst keine Gelegenheit, unsere Sympathie zu verunmöglichen - Wirkung ist unwiderstehlich: ein Lachen entsteht.
- Gegensätze reiben höher aneinander als je zuvor - Lästerung der Schöpfung durch Schwitter prallt gegen Halleluja der Gläubigen - paradoxer Zusammenprall der Motive - alles zum unlösbaren Zusammenprall "Der Besuch der alten Dame": - tragische Komödie in 3 Akten - Kreisbewegung zweier gegenläufiger Geschichten: Käuflichkeit der Moral einer ganzen Stadt, exemplarische Demonstration der Entwicklung des sittlichen Bewusstseins in einem Einzelnen - Bilder und Motive verknüpft mit Themen der griechischen Tragödie - \"Geld ist Macht\": tragische Realität - versucht die Gesellschaft wachzurütteln durch Gefahren, die sich der Mensch selbst geschaffen hat - beabsichtigt die Besinnung des Menschen zu wecken
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