" Die Liebhaberinnen" sind Jelineks erster realistischer Romenversuch. Den satirischen Grundzug ihrer Prosa, die Mischung aus analytischer Schärfe, einem "bösen Blick" und einer geradezu akrobatischen Phantasie vermißt man in diesem Roman. Verzerrt werden die Figuren auch hier, aber der Blickwinkel ist auf die 'Stellung der Frau in der Gesellschaft' eingeengt, ein Grund dafür, daß die "Liebhaberinnen" besonders bei Feministinnen Anklang gefunden haben. "wenn einer ein schicksal hat, dann ist es ein mann.wenn einer ein schicksal bekommt, dann ist es eine frau." Solche aphoristische Verkürzungen sind charakteristisch für die "Liebhaberinnen", die durch die Aneinanderreihung solcher Sätze wie durch das Insistieren auf solchen Aussagen einer gewissen Monotonie nicht entbehren. Der Informationswert des Buches nimmt rapide ab, Elfriede Jelinek formuliert drauflos und urteilt ab, bevor sie noch etwas beschrieben hat. Die Parteilichkeit, mit der sie ihre Stoffe wählt und
zuschneidet, ist so dominierend, daß sie nur den bereits von dieser Parteilichkeit überzeugten Leser für sich gewinnt. Dieses Problem stellt sich für jeden satirischen Text, bei den " Liebhaberinnen" aber hat man den Eindruck, daß die Autorin den satirischen Grundzug ihrer Prosa zurückzunehmen versucht, indem die realistisch zu sein beansprucht. Zur Entidyllisierung des Lebens auf dem Land, trägt nach Innerhofer und Scharang auch Elfriede Jelinek bei.
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