Der Weltkrieg begann mit den Überfall auf Polen. Daran war die Marine direkt beteiligt, da der schwere Kreuzer Schleswig Holstein einen Tag zuvor in der Stadt Danzig einlief und die ersten schweren Schüsse auf die Küstenbatterie abgab. Kurz nach dem Überfall auf Polen, erklärten England und Frankreich Deutschland den Krieg.
Der Krieg im Atlantik begann. Die U-Boote hatten nun die Aufgabe den - noch eingeschränkten - Handelskrieg zu beginnen. Sie waren nicht für das Versenken schwerer Schlachtschiffe zuständig, sondern sollten lediglich den Handelsverkehr stören und somit England "aushungern".
Dieser Handelskrieg hielt sich zunächst noch an die Prisenordnung, nach der ein feindliches Schiff zunächst angehalten und die Besatzung aufgefordert werden mußte, das Schiff zu verlassen. Erst dann durfte es versenkt werden. Die gegnerische Besatzung sollte auf das eigene U-Boot und nach Deutschland in Kriegsgefangenschaft gebracht werden. Die Einhaltung der Prisenordnung zerbrach allerdings, als ein britisches Passagierschiff von einem deutschen U-Boot torpediert wurde. Bei diesem Angriff kamen über einhundert Menschen ums Leben, darunter auch einige Amerikaner.
Großbritannien schloß daraus, daß Deutschland schon ohne auf die Prisenordnung zu achten, operieren müßte. Nun begann der totale Seekrieg. U-Boote torpedierten ohne Warnung. Dönitz hatte die ersten Jahre großen Erfolg mit seiner U-Boot-Flotte, so daß er noch 1939 zum Konteradmiral und gleichzeitig zum BdU, Befehlshaber der U-Boote, befördert wurde. In den ersten zwei Kriegsjahren versenkten seine Boote über 2.500.000 BRT. Dies sollte nie wieder geschafft werden, denn 1941 griff Hitler die Sowjetunion unter der Parole Schaffung neuen Lebensraumes an. Natürlich verlagerte Hitler seine gesamte militärische Stärke und Geldmittel auf diese Offensive. Dadurch wurden im Atlantik große Vorteile der Deutschen gegen die Engländer eingebüßt. Denn es kam nicht mehr zustande, als eine minimale Steigerung der Produktion der U-Boote. Somit konnten die Engländer neue Technologien testen. Dazu gehörte das sogenannte Zentimeterradar, welches überall seinen Einsatz finden konnte, da das Problem des Gewichtes und der Größe behoben war.
Dieses wurde auf allen Schiffen sofort standardisiert. Damit war der Vorteil der U-Boote dahin, ihre Taktik des nächtlichen Anschleichens und der Torpedierung war unbrauchbar. Ihr Vorteil, den sie durch ihre "Unsichtbarkeit" hatten, war verloren.Vorher war es für Flugzeuge so gut wie unmöglich gewesen ein getauchtes Boot bei Nacht auszumachen. Außerdem verfeinerten die Briten ihr schon im Ersten Weltkrieg teilweise angewandtes Geleitzugssystem. Aber auch die Deutschen konnten Erfolge verbuchen. Nach der Eroberung Frankreichs und Norwegens hatten sie einen größeren Einfluß im Gebiet des Atlantik, außerdem wurden die U-Boote durch den xB-Dienst unterstützt, der englische Funksprüche entschlüsselte und Positionen von Schiffen durchgab.
Dönitz bat zudem Hitler um Unterstützung durch die Luftwaffe. Dieser konnte Göring zu einer zeitweiligen Unterstützung bewegen. Langstreckenaufklärer und Bomber FW-200 Condor konnten für die U-Booten nun großflächige Gebiete aufklären und so indirekt bei der Versenkung mitbeteiligt sein. Bald aber wurden sie wieder abgezogen, zur Bombardierung von England. In der nun kommenden Zeit, 1943, mußte die deutsche Marine schwere Schläge hinnehmen, darunter den Verlust der Bismarck und anderer schwerer Schlachtschiffe. Diese hatten den U-Booten zwar kaum Unterstützung gegeben, aber der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Erich Raeder, hielt aus traditionellen Gründen an ihnen fest. Er war in militärischen Fragen nicht fortschrittlich, sondern ein alter Veteran des Ersten Weltkrieges.
Dönitz hatte oft Konflikte mit Raeder, wenn es um die Frage ging, ob die U-Boot-Waffe oder die Übersee-Flotte ausgebaut und verstärkt in Einsatz gebracht werden sollte. Raeder wollte den Handelskrieg mit Hilfe von Schlachtschiffen schlagen. Hitler war damit aber nicht einverstanden, da der Panzerkreuzer Graf Spee bei einer solchen Aktion gezwungen war, sich selbst zu vernichten, vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Als Raeder wegen Konflikten mit Hitler zurücktrat, wurde Dönitz Oberbefehlshaber der Kriegsmarine. Hitler bald darauf sogar die gesamte Übersee-Flotte abwracken, weil diese zu wenig Erfolge aufweisen konnte. Dabei war gerade er der Urheber dieser Ineffizienz. Der Diktator wollte die Schlachtschiffe nicht einmal einem minimalen Risiko aussetzen, weil er bei einer Versenkung die Blamage vor der Weltöffentlichkeit fürchtete. Dönitz konnte ihm dies allerdings ausreden. Daran kann man erkennnen, daß Dönitz nicht an seiner eigenen Lieblingswaffe festhielt, sondern versuchte, den Seekrieg so effektiv wie möglich zu führen.
Als die Verluste der U-Boote schließlich die versenkten Handelsschiffe übertrafen, entschied sich Dönitz, die U-Boote aus dem Atlantik abzuziehen.
Die weitere Entwicklung des Krieges ist unerheblich für diese Arbeit, deshalb springen wir direkt ins Jahr 1945.
Ende März schreibt Dönitz in seine Akten: "Die Entwicklung der militärischen Lage seit dem Durchbruch der Sowjets aus dem Brückenkopf von Baranow [...].
Jeder einzelne sieht sich seitdem vor die nackte Existenzfrage gestellt. Keiner glaubt mehr, daß wir siegen.
Wenn wir den Krieg verlieren, sind wir nach allgemeiner Überzeugung selber daran schuld, und zwar nicht der kleine Mann, sondern die Führung". Dönitz brachte da etwas zu den Akten, was nicht nur der gesamte Generalstab wußte, sondern auch der Normalbürger.
Als sich Hitler schließlich im April 1945 umbrachte, bestimmte er nicht etwa Göring zu seinem Nachfolger, sondern Dönitz, auf dessen Staatstreue er setzte. Er wußte, daß sich Dönitz nicht das Leben nehmen oder flüchten würde.
Dönitz hatte nun zwei Möglichkeiten. Die eine war, sofort zu kapitulieren, die andere, erbitterten Widerstand bis zum Ende zu leisten. Dönitz entschied sich für einen Widerstand, der solange durchzuhalten war, wie es nötig war, um einen Großteil der Flüchtlinge aus dem Osten zu retten.
Dönitz' Leistungen
Eine besondere Leistung, militärisch gesehen, war die von Dönitz entwickelte präzise und ungeheuer wirkungsvolle Rudelkampftaktik. Dazu teilte er den Atlantik in Sektoren auf. Die U-Boote wurden also in Gewässern auf Patrouille geschickt, in denen man Handelsschiffe erwartete. Hatte ein U-Boot Sichtkontakt, gab es einen Funkspruch an das Hauptquartier ab. Nun wurden die anderen U-Boote in der Nähe kontaktiert. Diese begaben sich in den Sektor, in dem das Schiff gesichtet worden war. Auf diese Weise schaffte es Dönitz, mit relativ wenigen U-Booten, große Flächen des Atlantik zu überwachen und seine U-Boote schnell zusammenzuziehen, um den Feind zu versenken. Zu Dönitz' Stärken zählt, daß er kein fanatischer Befehlshaber war. Er legte vielleicht einen gewissen Fanatismus in dem Bestreben an den Tag, die U-Boot-Waffe zu erhalten und zu Ruhm zu bringen, nicht aber in der Kriegsführung. Er wußte, wann man sich besser zurückzog, er war nicht für Gefechte bis zum letzten Mann. Dies beweist seine Tat, die U-Boote aus dem Atlantik abzuziehen, um nicht weitere seiner Besatzungen für ein paar BRT zu riskieren. Auch der Widerstand am Schluß, kurz vor Deutschlands Kapitulation, zeugt von Vernunft. Dönitz rettete mit dieser Aktion ca. 2,2 Millionen Menschen. Sie wurde hauptsächlich von der Marine getragen. Nach der Kapitulation rief er die Soldaten dazu auf, ihre Waffen niederzulegen und keinen Widerstand mehr zu leisten. Der Admiral war kein "Kriecher" vor Hitler. Er sagte Hitler, wenn er mit etwas nicht einverstanden war, ob dies von diesem angenommen wurde, ist eine andere Frage.
Die Beurteilung seiner Leistungen
Man kann Dönitz nicht als fanatischen Nationalsozialisten einordnen. Er war ein Militarist, der dafür kämpfte "seine" Waffengattung neu aufzubauen und zu erhalten. Dafür war ihm jedes Mittel recht. Dönitz schloß sich Hitler in einer Weise an, daß er zu den von diesem meistgeschätzten Befehlshabern zählte. Man könnte Dönitz als hochrangigen Mitläufer eines Regimes bezeichnen, von dem er annahm, daß es ihm und seiner "U-Boot-Waffe" viel Ruhm bringen würde. Dies würde aber auch nicht genau den Kern treffen. Ein ganz wichtiger und schon oft genannter Aspekt ist, daß Dönitz immer dem hörig war, der gerade regierte. So war eines Tages Adolf Hitler an der Macht, und Dönitz hatte die Alternative, Ruhm zu ernten, auf - wie wir heute wissen - verbrecherische und menschenunwürdige Art, oder seinen Hut zu nehmen und die Marine zu verlassen. Doch er wußte, daß er unter Adolf Hitler gute Chancen hatte, schnell befördert zu werden und eine rasche Militär-Karriere zu machen, wie bei den meisten Diktatoren. Dönitz ist dafür verantwortlich, daß viele Seeleute ihr Leben lassen mußten, weil er den Handelskrieg weiterführen ließ, ohne dabei die Prisenordnung zu beachten. So konnten Schiffe ohne Vorwarnung torpediert werden, und die Seeleute wurden nicht gerettet. Dönitz verwies zur Rechtfertigung oft auf das hohe Risiko, da U-Boote in solchen Situationen besonders gefährdet gewesen seien. Außerdem argumentierte er, daß in einem U-Boot gerade Platz für vierzig Mann Besatzung seien, wie sollten da Schiffbrüchige aufgenommen werden. Gerade in dieser Frage war Dönitz sehr grausam, obwohl er deshalb nicht im Nürneberger Prozeß verurteilt wurde. Die U-Boot-Frage ist eine moralische. Dönitz konnte dies mit seinem Gewissen vereinbaren, also tat er es.
Zusammenfassend kann man sagen, daß Dönitz kein fanatischer Nationalsozialist war, Hitler aber trotzdem ergeben diente und ihm eine sehr effektive, aber grausame U-Boot-Waffe lieferte. Dönitz war nicht, wie viele andere,
Hitlers wahnsinniger Ideologie verfallen, unterstützte diese aber trotzdem mit dem gleichen Ehrgeiz, wie andere Befehlshaber anderer Waffengattungen.
Dönitz beim Nürnberger Prozeß
Nach der Kapitulation Deutschlands ließen die Alleierten Dönitz zunächst noch auf seiner Position, um mit ihm die Fragen der Übergabe der staatlichen Gewalt zu besprechen.
So verbrachte Dönitz noch einige Zeit in Flensburg, bis er schließlich doch verhaftet wurde. Am 20.11.1945 begann im Nürnberger Justizpalast in der Fürther-Straße im Saal 600 der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher. 21 ehemals führende Vertreter des "Tausendjährigen Reiches" saßen auf der Anklagebank. Dönitz mußte sich wegen der ersten drei Anklagepunkten verantworten: Verschwörung, Verbrechen gegen den Frieden und Kriegsverbrechen. Er wurde nicht wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt wie etwa Göring.
Die Anklage wegen Kriegsverbrechen beeinhaltete allerdings die Mitschuld an der Ermordung und Mißhandlung der Bevölkerung in besetzten Gebieten. Dabei waren Erschießen, Erhängen, Vergasen, Aushungern, übermäßiges Zusammenpferchen, planmäßige Unterernährung, systematische Überarbeitung, unzureichende Hygiene, Prügel, Folter und Experimente besonders hervorgehoben. Der Anklagepunkt 3 : (Kriegsverbrechen) beeinhaltet weitere zehn Unterabschnitte, in denen es unter anderem um die in Ausschwitz und anderen Konzentrationslagern umgebrachten Menschen geht. Es ist auch die Rede von der völligen Vernichtung ganzer Städte.
Nach 9 Monaten Prozeßdauer wurde am 1.Oktober 1946 das Urteil verlesen: zwölfmal die Todesstrafe, dreimal lebenslänglich, vier Zeitstrafen zwischen zehn und 20 Jahren, drei Freisprüche. Dönitz wurde zu den Anklagepunkten 2 und 3 als schuldig befunden, zum ersten jedoch als unschuldig. Er bekam eine Freiheitsstrafe von zehn Jahren, die er in Berlin-Spandau absaß. Dönitz' Urteil zählte damit zu den mildesten. Dönitz' Kommentar zu seinem Urteil: "Keiner dieser Anklagepunkte betrifft mich letzten Endes. Typischer amerikanischer Humor".
Ich denke, dieser Kommentar sagt viel aus über den Mann, der unter Hitler Großadmiral, Oberbefehlshaber der Kriegsmarine und schließlich Hitlers Nachfolger wurde.
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