Oswald von Wolkenstein (D Referat) Autor: Dieter Kühn wurde 1935 in Köln geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend in Bayern. Kühn besuchte die Grundschule in Herrsching und das Gymnasium in München. 1949 zog die Familie nach Düren, wo Dieter Kühn 1955 das Abitur ablegte. Er studierte Anglistik und Germanistik in Freiburg, München und Bonn. Während seiner Studienzeit war Kühn ein Jahr lang Assistent am Haverford College in der USA. Bereits 1960 hatte Kühn durch Publikationen, Hörspiele und Funkessays auf sich aufmerksam gemacht.
Seit 1965 arbeitet er als freier Schriftsteller. Sein erstes Buch "N" (1970) eine Biographie Napoleons, die die historischen Realitäten wiedergibt, machte ihn auf Anhieb einem größeren Leserkreis bekannt. Das biographische Erzählen mit ganz unterschiedlichen Methoden, hat Kühn in der Folge an vielen historischen Figuren erprobt und zu großer Vollendung gebracht. Am bekanntesten wurde seine Biographie "Ich Wolkenstein" (1977), wo ich gleich näher drauf eingehen möchte. Aber es gab auch noch viele andere bekannte Biographien von ihm wie z.B.
: · Die Präsidentin (1973) · Der Sultan von Oman (1979) · und der historische Roman über Beethovens Afrikareise. Für diese Bücher bekam er unter anderem einige Auszeichnungen wie z.B.: · Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen (1973) · Georg-Mackensen-Literaturpreis (1974) · Hörspielpreis der Kriegsblinden (1974) · Hermann-Hesse-Preis (1977) · Großer Literaturpreis der Bayrischen Akademie der Schönen Künste (1989) · Literaturpreis des ZDF und der Stadt Mainz (1992) Inhalt des Buches ("Ich Wolkenstein"): Oswald stammt aus der Südtiroler Adelsfamilie der Villanders, die sich später nach Schloss Wolkenstein im Grödnertal benannte, und wurde vermutlich 1376 oder 1377 geboren. Entweder ist sein rechtes Auge bereits von Geburt an beschädigt, oder es kommt dazu in seiner Kindheit. Dieter Kühn geht in seiner Untersuchung davon aus, dass es sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um eine krankhafte Ptosis handelt (Lähmung mit Herabsinken des Oberlids, die angeboren sein könnte oder erworben, z.
B. durch Syphilis oder Rheuma), sondern um »eine Verletzung des rechten Auges« in der Kindheit mit anschließender Schrumpfung des Auges (Phtihisis bulbi) mit begleitender Ptosis. Die Familienüberlieferung könnte also stimmen, wonach Oswalds Auge etwa in seinem 9.Lebensjahr an Fastnacht durch einen Bogenschuss beim Spiel verletzt wird. Mit etwa zehn Jahren beginnt Oswald (evt. im Dienst eines fahrenden Ritters) ein abenteuerliches Wanderleben, das ihn durch weite Teile Europas, vermutlich gar bis in den Vorderen Orient führt.
Nach dem Tod seines Vaters kehrt er im Jahr 1400 nach Tirol zurück. Es beginnt ein langwieriger Erbschaftsstreit, der zunächst 1407 mit der Aufteilung des Erbes endet. Politisch sind die Ausgangsvoraussetzungen für den zweiten Sohn eines kleinen Adligen ohne eigenes Erbe nicht besonders, und Oswald tat sich die ersten 30 Jahre auch schwer, reist viel umher, scheitert auch manchmal in seinen Unternehmungen. Ab 1415 aber geht es bergauf: Hochgebildet, weitgereist und vielsprachig, dazu durch seine Musik immer wieder auffällig, wird Oswald beim Konzil von Konstanz in das Gefolge von König Siegmund von Luxemburg aufgenommen und ist fortan der Mittelmann zwischen dem König und den Tiroler Adligen, die sich gegen den Ausbau der landesfürstlichen Gewalt durch Herzog Friedrich IV. von Österreich wandten. Er wird Mitglied im Orden »von der Stola und den Kanndeln und dem Greifen« und auf bedeutende Gesandschaftsreisen geschickt.
Auch nach der offiziellen Versöhnung zwischen Fürst und König 1418 und nach seiner Heirat ist Oswald viel unterwegs: Gerichtsverhandlungen führen ihn durch ganz Tirol, Gesandtschaftsreisen durch große Teile Europas und bis nach Ungarn. 1420 nimmt er evt. an den Feldzügen gegen die Hussiten teil und geriet möglicherweise dabei zeitweise in Gefangenschaft. Da die Burg Hauenstein, die Oswald als Erbe erhalten hat, ihm nur zu einem Drittel gehört, er aber alle Einnahmen an sich reißt, kommt es zu erheblichen Streitigkeiten, die 1421/22 in eine Gefangenschaft mündet samt Folter und Demütigungen. Erst nachdem diese Streitigkeiten endgültig aus dem Weg geräumt sind, konnte Oswald ab 1427 ein standesgerechtes adliges Landleben führen, mit einer Frau, die ihm sieben Kinder. Von nun an wird für den etwa 50-Jährigen sein Leben etwas ruhiger, er hat sehr wichtige Ämter inne, ist aber auch immer wieder in Streitigkeiten und Konflikte geraten.
1445 starb Oswald in Meran, als hochangesehener Ritter und einer der wichtigsten Adligen von Tirol. _____ (LESEPROBE!) Sein künstlerisches Werk ist so gut wie bei kaum einem anderen Dichter des Mittelalters überliefert: In zwei kostbar ausgestatteten Pergamenthandschriften sind die Texte und Melodien seiner rund 130 Lieder unter seiner persönlichen Aufsicht in Versionen aufgezeichnet, die von Oswald selbst autorisiert sind. Die jüngere dieser beiden Prachthandschriften, die auf 1432 datiert ist und heute in der Universitätsbibliothek Innsbruck aufbewahrt wird, enthält außerdem ein lebensgroßes Brustbild des Autors, das zugleich als erstes lebensechtes Porträt eines deutschen Dichters in die Literaturgeschichte eingegangen ist. Auch das Leben des einäugigen Wolkensteiners ist in Quellen ähnlicher Authentizität dokumentiert, die zudem in der bloßen Anzahl von über 1000 erhaltenen Lebenszeugnissen einzigartige Voraussetzungen für die Rekonstruktion seiner Biographie bieten. Wie bei seinen Liedern hat Oswald den Grundstock zu dieser außergewöhnlich reichen Hinterlassenschaft selbst gelegt, indem er seine Korrespondenz, Akten, Urkunden sowie Rechnungsbücher und Besitzverzeichnisse in einem Archiv persönlich gesammelt und seinen Erben vermacht hat. Dieses Wolkenstein-Archiv, das zum größten Teil in den Bestand des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg gelangt ist, sowie weitere Aktenkonvolute und Schriftstücke, die sich in über 40 Bibliotheken und Archiven sowie im Besitz der Nachkommen befinden, werden seit 1986 in einem speziellen Forschungsprojekt unter der Leitung des Altgermanisten und Oswald-Biographen Anton Schwob an der Universität Graz systematisch registriert, beschrieben und in Texteditionen samt Registerbänden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die \'Historische Edition\' der Lebenszeugnisse Oswalds von Wolkenstein verspricht der Wissenschaft einen doppelten Ertrag. Zum ersten kann der biographische Hintergrund seiner Lieder faktisch erhellt und chronologisch eingeordnet werden. Zum anderen sind damit die nötigen Voraussetzungen geschaffen, um ein Persönlichkeitsbild zu erarbeiten, worin Denken und Handeln, Dichtung und Leben in ihren bisher zutage getretenen Widersprüchen wissenschaftlich analysiert und historisch gedeutet werden können. Dies ist sicher keine leichte, aber eine der faszinierendsten Aufgaben in der Erforschung der deutschen Literatur des Mittelalters, zumal das abenteuerreiche Ritterleben und die selbstironischen Lieder des Wolkensteiners in der Gunst junger Leser und Wissenschaftler ganz vorn liegen. Die heutige Beliebtheit des Südtirolers erklärt übrigens auch, warum Oswald von Wolkenstein im Unterschied zu den klassischen Minnesängern erst im 20. Jahrhundert wiederentdeckt worden ist.
All die Besonderheiten seiner Liedkunst, die wir heute besonders schätzen, wurde im Mittelalter oftmals missverstanden und verurteilt. Man warf ihm Sprachmischungen und bewusste Stilbrechungen vor. Da Oswald im Laufe seines langen Lebens hohe Positionen in der Landes- und Reichspolitik erlangt, da er mehrere Sprachen beherrscht, auch die gesamte damalige Welt bereist und diese Erfahrungen, persönlicher wie künstlerischer Art, in seinen Liedern verarbeitet hat, lag es nahe, die Vereinigung als Forum interdisziplinärer Erforschung der spätmittelalterlichen Kultur in Europa zu begründen. Alle zwei Jahre veranstaltet die Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft ein Symposion, wobei sowohl generelle Themen als auch speziell einzelne Autoren zum Gegenstand fächerübergreifender Erforschung gewählt werden. Inzwischen hat sich die Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft zu einer weltweit anerkannten Vereinigung zur Spätmittelalterforschung entwickelt. Der Mitgliederbestand hat schon seit geraumer Zeit die Zahl 400 überschritten.
Die Bemühungen, Oswald von Wolkenstein und seine spätmittelalterliche Welt auch außerhalb wissenschaftlicher Fachkreise bekannt zu machen, sind bisher mit zahlreichen Beitritten von Nichtwissenschaftlern belohnt worden. Zurecht darf sich die Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft daher als offene Einladung ins Mittelalter verstehen: Oswald von Wolkenstein ist heute der bedeutendste Lyriker des deutschen Spätmittelalters. Eigene Meinung: Dieses Buch mit über 500 Seiten war für mich leider kein großes Vergnügen zum Lesen. Sollte unter euch einer sein der sich für mittelalterliche Themen interessiert ist diese Biographie aber zu empfehlen.
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