Die Autorin
(Waltraud) Anna Mitgutsch wurde am 2. Oktober 1948 in Oberösterreich geboren.
Sie studierte Germanistik und Anglistik in Salzburg.
Von 1979 bis 1985 unterrichtete sie in Boston deutsche Sprache und Literatur.
Heute lebt sie in Linz.
Leseprobe S. 97 -98
Inhalt
Marie wächst auf einem Bauernhof in Oberösterreich auf. Ihr Vater missbraucht ihre Mutter. Und Mariechen wird von ihrer Mutter und vom Vater geschlagen. Als kleines Kind wird sie ziemlich vernachlässigt und als Störfaktor angesehen. Später wird sie ausgebeutet und zum Arbeiten missbraucht.
Mit Neid sieht sie auf ihre Geschwister. Ihre Schwester ist schöner, hübscher, beliebter.
Sie heiratet den armen Häusler Friedl, nachdem er nach dem jahrelangen Krieg von der Front heimkehrt. Es ist aber keine wahre Liebe. Sie ziehen in ein kleines Haus in der Nähe der Stadt. Nach zwei Jahren Ehe bekommt Marie ihr Kind. Vera.
Für Marie zählt es nach außen hin einen ganz korrekten Eindruck zu machen. Vera ist ein Vorzeigekind. "Vera ist so ein braves, stilles, gehorsames Kind", sagen die Tanten.
"Jede Unvernunft muss gleich im Keim erstickt werden", bemerkt Marie.
Marie legt hohen Wert darauf gut gekleidet zu sein, sie färbt sich endlich ihre verhassten roten Haare. Sie versucht in die "höheren Kreise" zu gelangen. Doch das ist schwer mit einem Mann der nichts darstellt. Er ist nur Straßenbahnfahrer und ist unterernährt.
"Mein Vater war nur eine Marionette, die bei uns wohnte, mit uns aß, im Nebenzimmer schlief und den ich "Papa" nannte."
Vera kommt aufs Gymnasium und ist Klassenbeste. Für alle schlechten Noten, wird sie gezüchtigt. Marie schlägt Vera, wie sie selbst geschlagen wurde.
"Wie weit haben meine Schreie wohl gehallt, an schönen Sommertagen, wenn alle Fenster weit geöffnet waren, nur unsere fest und sorgfältig verschlossen."
Es gibt immer etwas, wofür man gezüchtigt werden muss. Was ist gut, was schlecht? Auf jeden Fall ist alles, wobei man ausgelassen ist, eine Sünde.
"Das Kind schaut immer so finster", meinen die Bekannten.
Als Marie merkt, dass sich Vera zu einer Frau entwickelt, muss sie altmodische Kleidung tragen. Vera wird von ihrer Mutter gewaschen, denn sie darf sich ja nicht selbst berühren und an männliche Wesen ist gar nicht zu denken!
Sie wird noch mehr zur Außenseiterin. Sie bekommt Übergewicht, weil ihre Mutter mit ihr zufrieden ist, wenn sie isst.
Nach der Matura möchte Vera studieren. Die Universität kostet zwar eine Menge Geld, aber die Eltern willigen dennoch ein. Als sie an die Universität kommt, erkrankt ihre Mutter und stirbt daraufhin.
Vera wandelt sich total, sie leidet an Magersucht, führt unglückliche Beziehungen und streunt auf der Straße herum.
Dann heiratet sie, bekommt eine Tochter, ihr Mann verlässt sie.
"Du bist ja krank", meint er.
Vera entdeckt in der Erziehung ihrer Tochter immer mehr ihre Mutter, jedoch schlägt sie ihre Tochter nicht.
Sie glaubt eigentlich, dass sie und ihre Tochter glücklich sind, als sie jedoch das Tagebuch ihrer Tochter liest, merkt sie, dass auch sie den Teufelskreis nicht durchbrechen konnte.
Wie wird ihre Tochter als Mutter sein???
Zum Schluss
Diese Geschichte ist sehr grausam und die Worte sind klar, sachlich, einfach und direkt.
Es ist ein Buch, dass dich fesselt, mit den Darstellern mitfühlen lässt und dich zum Ingrid Strobl hat darüber gesagt: " Jede Beschreibung versagt hoffnungslos vor der Stärke, der Intensität, dem Drahtseilakt des Originals. Dieses Buch muss gelesen werden. Mit Heulen und Zähneklappern. Und nicht, weil es ein ,Pflichtbuch', eines aus der Kategorie ,das gute Buch' ist, sondern weil es eines der wenigen Bücher ist, die in ihren Leser/innen etwas bewirken, etwas bewegen, vielleicht auch etwas verändern."
Ich finde, diese Worte haben die Beschreibung dieses Buches ziemlich genau getroffen.
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