Gemäß des Grundsatzes der Universalkunst wurde im Mai 1903 die "Wiener Werkstätte Produktiv Genossenschaft von Kunsthandwerkern in Wien" von den Professoren an der Kunstgewerbeschule, Josef Hoffmann und Kolomann Moser und dem Industriellen Fritz Waerndorfer, der das Projekt ideell und finanziell unterstützte, gegründet.
Vorbild für die Wiener Werkstätte war die "Guild of Handicraft", die im Osten Londons nach den Ideen von John Ruskin und William Morris arbeitete. Kunst sollte für jedermann erschwinglich und zugänglich sein, der Handwerker nicht nur als anonyme Verfertigungsmaschine fungiere, sondern auch mit dem Entwerfer und dem Käufer in Kontakt treten. Dabei mußte natürlich auch der Entwefer eine Kenntnis der Materialeigenschaften besitzten.
Von der Kontaktaufnahme versprach man sich eine positive Auswirkung auf die Herstellung von "gutem, einfachen Hausgerät". Weil Künstler und Handwerker zu gleichen Teilen für einen erzeugten Gegenstand verantwortlich waren, wurde in dr Wiener Werkstätte die Bestimmung getroffen, daß das Endprodukt sowohl das Monogramm des Entwerfers als auch das des Ausführenden zu tragen habe. Diese Idee wurde jedoch nicht seht lande in der Praxis verwirklicht.
Für das Kunstgewerbe waren innerhalb der Secessionsbewegung speziell Josef Hoffmann und Koloman Moser verantwortlich. Die versuchten das heimische Kunsthandwerk und seine Techniken wieder zu beleben und es nach den Ideen der neuen Kunstkriterien zu reformieren.
Nachdem sie auf der 8. Secessionsausstellung mit den Arbeiten von Rennie Mackintosh und Margaret Macdonald konfrontiert worden waren, folgten sie teilweise deren Vorbild. Die Eleganz der Innenräume sowie die vereinzelt eingesetzte quadratische Ornamentik von Mackintosch beeindruckten die beiden Künstler sehr.
Das Quadrat als Schmucksymbol wurde infolgedessen zu einem Markenzeichen Josef Hoffmanns. Die Signets der einzelnen Mitarbeiter weisen ebenso wie das Monogramm der Wiener Werkstätte einen quadratischen Grundriß auf.
Auch das japanische Kunstempfinden hatte einen starken Eindruck bei Hoffmann und Moser hinterlassen. Den Anspruch von Zweckmäßigkeit, Brauchbarkeit und Materialgerechtigkeit, der in jedem einfachen und guten Hausgerät enthalten sein sollte, sahen sie nicht nur bei den Engländern, sondern auch bei den Japanern verwirklicht.
Die Erzeugnisse der Wiener Werkstätten wurden durch Ausstellungen im In- und Ausland sehr bekannt. Auch frühe Zeitungsartikel über Produkte der Künstlerwerkstätte ließen ihren Ruhm rasch wachsen.
Nach dem Ausscheiden Kolo Mosers ais de, Betrieb 1907 ging eine stilistische Änderung vor sich. Die Neigung zur Geometrie und die ornamentale Sachlichkeit wurden zugunsten schwingender, mit Schmuck überzogener Formen fallengelassen.
Einer der profitabelsten und produktivsten Zweige der wiener Werkstätte war sicher der Textilbereich, für den fast alle Mitarbeiter Entwürfe lieferten, wobei die Stoffe nicht aus der eigenen Werkstätte stammten. Es wurden schätzungsweise 18 000 verschiedene Stoffmuster entworfen.
Allerdings war die Gemeinschaft ständig finanziellen Schwierigkeiten ausgesetzt, die schlechte Lage wurde nach dem Krieg noch durch die weltwirtschaftliche Lage verstärkt. Die allgemeine wirtschaftliche Misere, die politische Weltlage und die häufig wechselnde, nicht sehr kompetente Leitung des Unternehmens führten 1932
Zur Liquidation der Wiener Werkstätte.
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