1. Von der Ständegesellschaft zur Klassengesellschaft
Im 19. Jahrhundert konnte man in Deutschland als Folgeerscheinung der Industrialisierung einen Wandel der feudalen Agrargesellschaft hin zur kapitalistischen Industriegesellschaft beobachten. Diese Veränderungen hatten zwangsweise eine gewaltige Umstrukturierung der Arbeits- und Lebensverhältnisse zur Folge. Besonders betroffen hiervon war das Proletariat, die Industriearbeiter.
Die Gesellschaft wurde durch die sozialen Konflikte stark beeinflusst. In der Ständegesellschaft waren Adelsstand und Bauern stark voneinander getrennt. Durch die Industrialisierung verschwammen diese Grenzen jedoch. Es bildete sich ein wohlhabendes Bürgertum heraus, die Bourgeoisie. Man kann die kapitalistische Klassengesellschaft grob in die Arbeiterklasse, die Mittelschicht und den Adel bzw. das Großbürgertum unterteilen.
2. Die soziale Frage
2.1 Voraussetzungen
Es lassen sich verschiedene Gründe zeigen, durch die die schlimmen Arbeits- und Lebensbedingungen der damaligen Zeit zu erklären sind, welche zur sozialen Frage führten. Zum einen konnte die Bevölkerung in den ländlichen Gebieten nicht mehr genug verdienen, sodass sich eine regelrechte Landflucht vollzog. Viele Familien strömten in die Städte, um Arbeit zu finden und sich ein gesichertes Einkommen zu verschaffen. Durch die rasche Bevölkerungsexplosion wanderten jedoch viele Menschen in kurzer Zeit in die Städte. Dies führte unweigerlich zu einem Überschuss an Lohnarbeitern, die wirtschaftlich total abhängig von ihren Arbeitgebern waren. Zum anderen konnten die Unternehmer durch das Überangebot an Arbeitskräften die Löhne lange Zeit an die Grenze des Existenzminimums drücken. Aufgrund der vielen handwerklichen Betriebe, die in den Städten überall empor sprossen, entstand ein gnadenloser Konkurrenzkampf, was die Arbeiter dazu veranlasste, auch schlecht bezahlte Arbeitsplätze unter miesen Arbeitsbedingungen anzunehmen. Durch den Anstieg der Stadtbevölkerung stieg auch die Arbeitslosigkeit gewaltig an. Für viele Familien gehörten der Hunger und das Elend zum alltäglichen Leben.
|