In der Erzählung trifft man, den biographischen Hintergrund des Autors als bekannt vorausgesetzt, auf etliche Parallelen zu Werfels Leben.
"Werfel hat hier aus seinem Unbewussten heraus vielleicht das gestaltet, was er einst mit Alma erlebt hat. Auch da war es ja nicht ganz ohne den Liebesschwindel abgegangen, denn er war damals immerhin noch mit Gertrud Spik verlobt gewesen und hatte ihr gegenüber ganz hübsch den Leonidas gespielt. Etwas Verdrängtes wäre so hier aufzuarbeiten gewesen, das ebenfalls der nötigen Distanz zu dem Erinnerten bedurfte, um in seiner elementaren Bedeutung aufs Papier gebracht werden zu können."
Weiterhin hat er selbst das Exil erlebt, wie in dieser Erzählung Vera. Die Flucht und die damalige Zeit, in der Werfel gelebt hat, wird wieder verwendet und verarbeitet. Hitlers Macht, die Unruhen und die Judenverfolgung sind alles Erfahrungen aus seinem Leben, die die Erzählung widerspiegelt.
Werfel sieht in der Frau ein leidendes, geplagtes Wesen. Sie ist weder eine glückliche Liebende noch geht sie in ihrer Mutterrolle auf, wo man an der Person "Vera" erkennt, denn sie verliert ihr Kind sehr früh und kann deshalb ihrer Mutterrolle nicht gerecht werden. Hier lassen sich auch wieder Parallelen zu Werfels Leben ziehen, da auch er sein Kind sehr früh verloren hat und später auch noch seine Stieftochter.
Weiterhin ist Werfels Frau gesellschaftlich sehr angesehen, genau so wie Leonidas Frau. Werfel wählt sogar gleiche Anfangsbuchstaben (Alma / Amelie).
Auch dass die Erzählung in Wien spielt, verbindet sie mit Werfel, da er Wien zu seiner Wahlheimat machte und einen großen Teil seines Lebens dort verbrachte.
Wie man sieht, gibt es enge Verknüpfungen zwischen der Erzählung "Eine blaßblaue Frauenschrift" und Werfels Leben.
|