Die Kurzgeschichte "Die Klavierstunde", die Gabriele Wohmann schrieb handelt von einer Klavierlehrerin und einem Klavierschüler, die beide versuchen, der Klavierstunde am Nachmittag auszuweichen. Die Geschichte wird aus der Sicht eines allwissenden Erzählers erzählt. Dieser "springt" zwischen den beiden Sichten hin- und her. So wird auf der einen Seite erzählt, wie viel Unlust der Schüler empfindet, und wie er sich mit dem Gedanken herumschlägt, nicht zur Stunde zu gehen, auf der anderen Seite wird gezeigt, wie sehr die Klavierlehrerin unter ihren Kopfschmerzen leidet und wie sie denkt, auf welcher Art und Weise sie die Klavierstunde und den Tag hinter sich bringen könnte. Dieser schnelle Wechsel zeigt sehr deutlich, das der Schüler und seine Lehrerin grundsätzlich genau das selbe denken. Dadurch wird ein Gefühl der Bedrückung verursacht, das in der Geschichte herrscht.
Zu diesem Gefühl tragen weiterhin der sehr abrupte Anfang und die kurzen, abgeschnittenen Sätze bei. Inhaltlich zeigt die Geschichte zum einen die Seite der Lehrerin, die unter ihren Kopfschmerzen leidet, und am liebsten die Stunde ausfallen lassen würde, zum anderen die Sicht des jungen, der eine schon fast körperliche Angst vor dem bevorstehenden Unterricht hat. Auf der Seite der Lehrering existiert zusätzlich das Metronom, dieses nimmt die Figur eines "Wächters" ein, und sorgt dafür, das ihre Gedanken nicht abschweifen. Es holt sie immer wieder in die Gegenwart zurück. Der glitzernde Zeiger des Metronoms wird dabei besonders eingehend geschildert. Er pendelt in einem beharrlichen "Tik-Tak" - Rhythmus hin und her und zeigt der Lehrering ihre Aufgabe.
Dazu trägt ebenfalls bei, dass der letzte Satz des sehr unvermittelten Endes ebenfalls wieder nur von dem Metronom handelt, das beharrlich seinen Rhythmus leistet, ähnlich wie ein Mensch, der beharrlich und ohne Rücksicht seine Arbeit tut. Ich denke, dass der Text zwei Aussagepunkte hat. Diese sind jedoch sehr widersprüchlich. Auf der einen Seite zeigt der Text, dass beide, Schüler und Lehrerin keine Lust auf den Unterricht haben und alles tun würden, um ihm auszuweichen. Ein offenes Gespräch und etwas mehr vertrauen könnte hier dazu beitragen, dass beide von ihren Problemen befreit werden. Auf der anderen Seite zeigt der Text jedoch auch, dass es manchmal wichtig ist, seine Pflicht zu tun.
Hierfür dient wieder das Metronom als Beispiel, vielleicht sogar als Vorbild für die Menschen, da es Sekunde für Sekunde seine Arbeit tut und dabei nie aus dem Rhythmus gerät. Genaues darüber kann man jedoch nicht sagen, da der Text unvermittelt endet und den Leser im unklaren darüber lässt, wie die Musikstunde verläuft. Meiner Meinung nach ist es der Autorin sehr gut gelungen, die Stimmung einzufassen die herrscht, wenn man sich vor etwas bevorstehendem fürchtet und diese Zeit am liebsten überspringen würde.
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