Die Folge der 12 Bilder läßt sich in zwei Sequenzen aufteilen:
Im Verlaufe der ersten sechs Bilder versucht Andri, seine Lebensgeschichte zu verwirklichen. Eine Lebensgrundlage (Tischlerlehre) zu schaffen und eine Familie zu gründen (Heirat mit Barblin). Die Vorstellung von dieser Zukunft, die sich in nichts von dem unterscheidet, was man gemeinhin als normal bezeichnet, versetzt Andri in höchste Glücksempfindungen. Dieses Glück verhindern die Andorraner, auch sein Vater. Die ersten sechs Bilder demonstrieren diesen Vorgang. Sie zeigen, wie der Jude Andri mit den Vorurteilen konfrontiert wird, wie die Andorraner ihm begegnen. Dabei fällt das 5. Bild sicher heraus, denn hier deutet der Lehrer konkret an, was man schon weiß: Andri ist sein Sohn.
Die Bilder acht bis zwölf zeigen Andris Reaktion und schließlich sein Ende im zwölften Bild. Die Reaktion ist gegen die Andorraner, gegen Can und Barblin. doch im Grunde gegen sich gerichtet, und sie wird getragen vom Haß gegen seine Umwelt; gegen Can und gegen sich. Nur so ist seine Provokation im achten Bild verständlich, auch seine Weigerung, die Annahme der neuen Identität wieder zurückzunehmen oder sein Heil in der Flucht zu suchen. Äußerer Anlaß dieser Reaktion ist die Weigerung Cans, ihm Barblin zur Frau zu geben (4.Bild) und dann vor allem die Szene vor Barblins Kammer im 6. Bild, als der Soldat aus der Türe tritt. Die Wende dieser Entwicklung von der Selbstbeobachtung und Auflehnung gegen das für ihn bereitgestellt Bild des Juden zur Übernahme der ihm aufgezwungenen Identität vollzieht sich im Verlaufe des 7. Bildes: "Ich versteh schon, daß mich niemand mag. Ich mag mich selbst nicht."
Das 9. Bild bringt ein retardierendes Moment, die Begegnung Andris mit der Senora, der Schwarzen aus dem Nachbarland, seiner Mutter, die ihm schließlich einen wertvollen Ring schenkt. Es scheint, daß die Mutter die sich anbahnende Katastrophe noch aufhalten kann. Darauf deutet auch Andris euphorische Stimmung zu Beginn des zweiten Gesprächs mit dem Pater hin. Letztlich bewirkt das Auftauchen der Mutter das Gegenteil: sie wird von einem Stein erschlagen. Motiv war wahrscheinlich die Bereitschaft der Senora, in aller Öffentlichkeit für einen Juden einzutreten.
Was nun folgt ist nur noch die Konsequenz dessen, was sich schon angebahnt hat. Der Mord an der Senora ist Auslöser von jenem Ende, das sich Andri prophezeit, das aber gleichzeitig die Andorraner zu Verdammten stempelt. Angesichts des schreienden Unrechts seines Endes haben sie nichts anderes im Sinn, als ihre Vorurteile weiterhin auszuspielen, \"Judengeld\", um ihre erbärmliche Haut zu retten.
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