Wie schon im zuvor besprochenen Werk greift der Autor den Faschismus insbesondere die Jugend im Nationalsozialismus als Grundproblematik seines Werkes auf.
Parallelen sind besonders in den behandelten Personen zu erkennen, so hat Horvath ebenfalls drei Gruppen von Menschen im Nazi- Regime charakterisiert:
Die erste erfaßt diejenige, die der Ideologie gegenüber aufgeschlossen sind, sie kritiklos akzeptieren, verinnerlichen, ja sogar verteidigen. (z.B.: Bäckermeister N und sein Sohn - vgl. Schmidt- Lausitz).
Die zweite und bei weitem größte Gruppe unter den Handelsfiguren vereint diejenigen, die sich im System einrichten, ohne die Ideologie wirklich zu übernehmen. Sie verhalten sich ihr gegenüber weitgehend passiv bzw. gleichgültig, haben mitunter sogar innere Vorbehalte, zeigen diese aber aus Opportunismus oder auch nur aus Angst vor Repression nicht nach außen. (z.B.: der Lehrer- vgl. Harras, Hartmann)
Die dritte Gruppe ist sehr klein, zu ihr gehören der Julius Cäsar, der Pfarrer und später der Lehrer. Diese Gruppe zeichnet sich durch eine ablehnende Haltung gegenüber der neuen Ideologie aus. Sie verweigert bzw. entzieht sich dem System, leistet aber bestenfalls passiven bzw. geistigen Widerstand. (vgl. aktiver Widerstand von Oderbruch)
Im folgende Absatz behandle ich einige thematische Schwerpunkte im Bezug auf die damalige Zeit näher:
Horvath beschreibt in seinem Werk einen faschistischen Menschen (in der Person des Lehrers), an dem die Zweifel nagen - oder besser gesagt er beschreibt den Menschen im Faschismus bzw. Nationalsozialismus. Dies ist eines der Kernthemen, das, wie schon bei Zuckmayer, den \"durchschnittlichen\" Nazi behandelt, und deutlich zeigt, daß es den Nazi, so wie man ihn sich vorstellt im Großteil der Bevölkerung, nicht gegeben hat. Er räumt hier nicht nur unbewußt mit einem Klischee auf, sondern zeigt auch deutlich, wie eine Ideologie so an Zulauf gewinnen kann. Ein Grund, so Horvath, ist der Antiintellektualismus, der das Volk blind macht, indem es nicht denkt. \"Das Denken ist den Anhängern der Ideologie verhaßt, und Humanität wird zur Humanitätsduselei\".
Ein weiterer, viel schwerwiegender Grund ist die Überbewertung der eigene Gruppe und eine rassistisch wie sozialdarwinistische gefärbte Argumentation zu deren Begründung. Dies verknüpft mit Opferbereitschaft, die in solchen Fällen meist auftritt, führt zur Verdammung jeder Form von Individualismus. \"Sie wollen Maschinen sein [...] und noch lieber Munition\" Wozu diese Ansichten führen können, sieht man nicht nur am Nationalsozialismus, und ist nicht nur Vergangenheit, sondern, im Gegenteil, hat noch immer Aktualität.
Ein weiterer wichtiger Faktor für das Funktionieren einer Ideologie, ist die gezielte Ausbildung der Jugend, in die vom Staat vorgeschriebene Richtung. Auf diesen Aspekt legt der Autor besonders großen Wert, und zeigt wie durch gezieltes Drillen der junge Mensch auch später noch vom Weiterdenken abgehalten werden kann (vgl. Pützchen).
Doch Horvath spricht noch einen weiteren Aspekt an der jeder Ideologie verhaßt ist: die Kirche. Nicht umsonst versucht jede Ideologie jegliche Religion zu verbieten, und sie durch ihr Programm zu ersetzen. Grund hierfür ist die Religion selbst, sie könnte Menschen zum Denken anregen, und intellektuelle Priester könnten die Probleme der Ideologie erkennen und weiterverbreiten. Dieses Problem spricht der Autor schon im Titel an und baut es noch weiter im Dialog Lehrer- Pfarrer aus.
Das folgende Beispiel, soll zeigen, wie weit es die Nationalsozialisten mit \"ihrer Religion\" getrieben haben:
Die Nationalsozialisten versuchten, Hitler wie einen Gott darzustellen. Das sieht man auch an dem Tischgebet eines nationalsozialistischen Kindergartens:
\"Führer, mein Führer, von Gott mir gegeben,
beschütz' und erhalte noch lange mein Leben!
Hast Deutschland gerettet aus tiefster Not,
Dir danke ich heute mein tägliches Brot.
Bleib noch lange bei mir,
verlaß mich nicht,
Führer, mein Führer, mein Glaube, mein Licht!
Heil mein Führer!\"
(L. Mosse, Der nationalsozialistische Alltag. Königstein 1979. S. 268 zitiert nach Bernhard Heinloh (Hrsg.), Oldenbourg Geschichte für Gymnasien 9. München 1994. S. 167)
Dies spricht gleich ein weiteres, schon vorher erwähntes, Problem an: die Jugend im Nationalsozialismus, erläutert und besprochen anhand historischer Fakten:
\"In besonderer Weise versuchten die Nationalsozialisten, die Jugend für sich zu gewinnen. Die Hitlerjugend zählte kurz vor dem Regierungsantritt Hitlers etwa 10000 Mitglieder. 1933 wurden viele Jugendgliederungen entweder freiwillig oder zwangsweise gleichgeschaltet. Die Mitgliederzahl wuchs bis 1934 auf 3.5 Mill. Die Jugendlichen wurden zu Soldaten erzogen.\" (Franz Hofmeier (Hg.), Wege durch die Geschichte. Band 4. Berlin 1994. S. 153)
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