Hero: Am Anfang des Dramas ist sie fest entschlossen Priesterin zu werden. Sie lebt in Zurückge¬zogenheit und fühlt sich sicher vor den Anfechtungen der Welt. Sie denkt rational und ist der festen Überzeugung (durch die Erfahrungen mit ihren eigenen Eltern bestärkt), ihr Heil im Zölibat zu finden.
Erst als sie Leander kennenlernt, beginnt sie langsam an ihrem (früheren) Weltbild zu zweifeln. Sie steht nicht mehr über allen Dingen und sieht keinen Sinn mehr darin, sich ein Leben lang der Liebe zu entziehen. Sie ist jetzt gegen den Priester, ihren Oheim, eingestellt. Am Ende stirbt sie sogar wegen der Verzweiflung über Leanders Tod und ihrer unglücklichen Liebe.
Janthe: Sie ist ein Mensch, der das Leben genießen möchte. Sie muß unbedingt alles erleben und scheut vor nichts zurück. Am Ende wird sie eine gute Freundin von Hero, die nun auch begriffen hat, dass es darum geht, möglichst viel aus ihrem Leben zu machen und keine unnützen Gesetze zu dulden (= carpe diem [lat.]... nutze den Tag).
Priester: Er lebt nach fixen Standpunkten und ist nur darauf bedacht, seine Aufgaben richtig durch¬zuführen. Es ist für ihn das wichtigste, dass das Zölibat und die Lossagung von der Liebe von allen Priesterinnen und Priestern fest eingehalten wird:
(zu Hero) \"Der Göttin Hain , der Priesterwohnung Nähe
Betritt kein Mann, kein Fremder ungestraft.
Entlaß ich euch, verdankt es meiner Huld.
Ein zweites Mal verfielt ihr dem Gesetz.\" (S.32)
Außerdem lebt er für den Tempel und seine Aufgabe, den Tempel zu behüten. Er lässt sogar ein Vogelnest von einem Strauch entfernen, der sich nahe dem Tempel befindet:
\"Kein Vogel baut beim Tempel hier sein Nest,
Nicht girren ungestraft im Hain die Tauben,
Die Rebe kriecht um Ulmen nicht hinan,
All was sich paart bleibt ferne diesem Hause,
Und jene dort [gemeint Hero] fügt heut sich gleichem Los.\" (S.16)
Für ihn gibt es keine Menschlichkeit oder Gefühle, er gehorcht seinem Idealbild. , so seine Meinung.
Sein Vertrauen zu Hero verliert er an einem Tag -> er hat ihr nie wirklich vertraut.
Themen:
Heute noch aktuell:
- \"Verbotene\" Liebe: Heute kann die verbotene Liebe zwischen Leander und Hero nur noch im über¬tragenen Sinn gesehen werden: Es kommt wohl kaum mehr vor, dass jemand mitten in der Nacht ein Meer durchschwimmt oder vergleichbare Gefahren auf sich nimmt. Trotzdem ist die unerlaubte Liebe immer noch ein wichtiges Thema in unserer Gesellschaft (Paparazzi):
Zwiespalt: Verhalten, wie es von der Öffentlichkeit gefordert wird
Ø
Sich von den Gefühlen leiten lassen.
- \"Bruderwirkung\" zwischen Leander und Naukleros
Naukleros ist für Leander so etwas wie ein großer Bruder, der ihn beschützt und behütet. Er ist es auch, der versucht, Leander von seinem Vorhaben abzubringen, das Meer in tiefster Nacht ohne irgendeinen Anhaltspunkt zu durchschwimmen. Außerdem versucht er seinen Freund zu unterstützen, damit er so schnell wie möglich über den Tod seiner Eltern hinweg¬ kommt.
- Zölibat:
Ist das Zölibat überhaupt nötig? Hätte man es nicht schon längst abschaffen sollen? Im Gegensatz zur katholischen Kirche könnte man die evangelische Kirche in diesem Punkt als etwas \"fortschrittlicher/moderner\" sehen. Im Prinzip ist der Tod Leanders eine Folge des Zölibats. Der Priester stellt die Gottesliebe über die Menschenliebe. Um Hero als zölibatäre Priesterin zu erhalten, riskiert er Leanders Tod.
Soweit dürfte es nicht kommen, dass um eines Gesetzes Willen Liebe und Leben von Menschen zerstört werden. Denn Liebe und Leben sind wohl die wertvollsten Güter auf Erden.
|