Dieser Roman ist Bölls erste veröffentlichte größere Prosaarbeit.
Inhalt:
Der Soldat Andreas fährt im letzten Kriegsjahr mit zwei anderen Soldaten, dem Blonden und dem Unrasierten, im Fronturlauberzug Paris-Czernowitz quer durch Deutschland an die Ostfront. Schon beim Abschied überfiel ihn die Gewißheit des nahenden Todes.
Durch Trinken und Kartenspiel versuchen die Soldaten, ihre Verzweiflung und Todesangst zu betäuben. \"Niemals mehr werde ich den Rhein sehen, ....\"
Zwischen Przemysl und Lemberg fährt der Zug durch Partisanengebiet und es gibt nächtliche Aufenthalte. In Lemberg versäumen die Soldaten den Anschlußzug und gehen in ein Lokal. \"Das Leben ist schön\", denkt Andreas, \"zwölf Stunden vor meinem Tod muß ich einsehen, daß das Leben schön ist, das ist zu spät.\"
Der Blonde und der Unrasierte führen Andreas in ein Bordell. Er begegnet der Warschauer Musikstudentin Olina, die unter der deutschen Besetzung schwer gelitten hat und die Partisanen über alles informiert, was sie von den deutschen Bordellbesuchern erfährt.
Die junge Polin, die sich in den deutschen Soldaten verliebt, klagt: \"weißt du, das ist furchtbar, daß alles so sinnlos ist. Überall werden nur Unschuldige ermordet. Überall. Auch von uns. Irgendwie habe ich das immer gewußt.\"
Mit dem Wagen, den ein General schickt, um Olina abzuholen, fliehen sie und die drei Soldaten ins Gebirge. Olina bekennt: \"Auch ich bin gerichtet. Auch ich habe mein Vaterland verraten. weil ich diese Nacht bei dir blieb, statt den General auszuhorchen..\" Bei der Ortschaft Struyi wird der Wagen in voller Fahrt von einem Tiefflieger getroffen. Andreas und Olina sterben im Wagen des Generals.
In diesem Werk läßt Böll seinen eigenen Katholizismus einfließen. Der Soldat Andreas betet während der ganzen Fahrt (Vaterunser, Ave Maria.....)
Der Betzwang hat mit seinen Todesahnungen zu tun und mit den vielerlei Sünden, die er zu bereuen hat. In seine Gebete schließt er alle ein, auch die \"ungläubigen Juden\" und seine Kameraden. ----bis zur ganzen Menschheit.
Typische Elemente der Erzählung sind die fatalistischen Todesahnungen eines hochsensiblen jungen Menschen, der weiß, daß es aussichtslos ist, einem vorbestimmten Schicksal zu entrinnen. Sie erzählt das erbarmungslose Ausgeliefertsein des einzelnen an das Massenschicksal des Krieges.
Die Gebete sind ein Streben nach Reue., und in weiterer Folge eine Entfaltung der Menschlichkeit. Im Krieg jedoch ist eine Entfaltung der Menschlichkeit unmöglich und muß daher unweigerlich zum Tode führen.
STRUYI: Dieser Ortsnamen klingt wie ein Todesurteil (ähnlich dem Wort \"Bjeljogorsche\" aus Wo warst du, Adam?)
Wo warst du Adam
Der Titel des Romans stammt aus der Aufzeichnung von Theodor Haeckers \"Tag- und Nachtbüchern\" (1940)
\"Eine Weltkatastrophe kann zu manchem dienen.
Auch dazu, ein Alibi zu finden vor Gott.
Wo warst du, Adam? \"Ich war im Weltkrieg.\"
ADAM ist der MENSCH schlechthin.
Die erste größere Arbeit des Autors, die er selbst als Roman bezeichnet, ist der Anlage nach eher eine Folge, eine Ringkomposition von n e u n Kurzgeschichten, die durch eine Art Leitgestalt, den Soldaten und Architekten Feinhals, der in den einzelnen Kapiteln abwechselnd als Haupt- oder Nebenfigur erscheint, zusammengehalten wird.
SCHAUPLATZ: ist der nördliche Balkan währen des letzten Jahres des zweiten Weltkrieges.
Das Kriegsgeschehen fordert unzählige sinnlose Menschenopfer.
Die Absicht des Romans, den Krieg zu entmythologisieren und als Seuche zu enthüllen, deutet das zweite Motto an, das aus \"Flug nach Arras\" von Antoine de SAINT-EXUPERY stammt
\"...der Krieg ist kein richtiges Abenteuer, er ist nur Abenteuer-Ersatz.
Der Krieg ist eine Krankheit. Wie der Typhus.
Im Wechsel der Schauplätze, die von Kapitel zu Kapitel weiter nach Westen verlagert werden, spiegelt sich das unaufhaltsame Näherrücken des Zusammenbruchs.
Der zeitliche Ablauf des Geschehens wird überwiegend räumlich und damit optisch vergegenwärtigt.
Das Thema ist nicht eigentlich der Krieg, sondern der Mensch, der einzelne Mensch unter den besonderen Bedingungen des Krieges. Böll zeichnet den Weg des Menschen im Kriege, in einem sinnlosen Geschehen, dem er hoffnungslos preisgegeben ist.
Den Weg des Generals, des Obersten, des Feldwebels, des Unteroffiziers, des Landsers Feinhals. Er zeichnet auch den Weg der Randfiguren des Krieges, der Sanitäter, der Schwestern, der Ärzte, der Notleidenden und Verfolgten.
I. KAPITEL:
Ein müder General mit schlaffem Gesicht und dem dünnlippigen Mund eines Mannes der Pech hat, besichtigt seine Division. Seine Brust ist voller Orden, aber sein Hals, wo die höchste Auszeichnung hingehört, \"das Ritterkreuz\" , ist leer. Alle die tausend angetretenen Soldaten spüren \"Trauer, Mitleid, Angst, und eine geheime Wut. Wut auf einen Krieg, der schon viel zu lange dauerte, viel zu lange, als daß der Hals eines Generals noch ohne den gehörigen Schmuck hätte sein dürfen....\" Stunden später wird der Soldat Feinhals bei einem Angriff verletzt und in ein Lazarett eingeliefert.
II. KAPITEL:
Der verletzte Oberst Bressen simuliert einen Gehirnschaden und wird in ein Wiener Lazarett verlegt. Man erfährt die Geschichte eines gewissenlosen Karrieristen und Gesinnungslumpen.. Nun da der Krieg offensichtlich verloren ist, verkriecht er sich im Lazarett. Das Schicksal seiner Soldaten, dieser \"Mistbande\" ist ihm völlig gleichgültig und das Ritterkreuz baumelt bereits an seinem Hals. Der Widerwille, mit dem Bressen auf das Bild der Heiligen Madonna blickt, enthüllt seinen Charakter vollends: in der Gottesmutter haßt er alles was rein, keusch und ernst ist; sie symbolisiert eine Welt, die völlig anders ist als die seine, wo Sünde und Gemeinheit triumphieren.
III. KAPITEL:
Lazarett in einer Landwirtschaftsschule (ungarisches Dorf). Es gibt nur noch Schwerverwundete, alle Transportfähigen sind bereits abtransportiert. Alois Schneider, Feldwebel, ertränkt den Stumpfsinn im Schnaps.Dr. Schmitz, ein Unteroffizier, besorgt die Hauptarbeit und wagt sich auch anschwierige Operationen, während der Chefarzt täglich in die Puszta reitet. Im Lazarett liegt frisch operiert ein bewußtloser Hauptmann, der in immer gleichen Abständen das Wort \"Belgogorsche\" wiederholt. Schneider Schmitz und der Lazarettschreiber Feinhals haben den Befehl mit einem Nachkommando das Lazarett zu verteidigen. Flüchtlinge suchen Zuflucht im Lazarett. Als die erste russischen Panzer in der Nähe auftauchen, geht ihnen Schneidr mit einer Rotkreuzfahne entgegen. Dabei tritt er auf einen Blindgänger, der schon lange weggeräumt werden sollte. Die Panzer eröffnen das Feuer auf das Lazarett. Zu spät merken sie daß von der anderen Seite kein einziger Schuß gefallen war.
Hier wird das große Sterben, die Sinnlosigkeit des Zufallstodes geschildert.
Auch der Hausmeister stirbt einen sinnlosen Tod. Der Geranientopf, den er in ohnmächtiger Wut dem mit Fluchtgepäck überladenen Luxuswagen seines Direktors nachwirft, zerschellt am Boden. Die Scherben bilden einen merkwürdigen Kranz, in dessen Mitte eine Geranie steht. Dieses Gebilde symbolisiert den nahen Tod des alten Mannes. Der Südflügel des Gebäudes, wo der Hausmeister sich in der Wohnung des Direktors eingerichtet hatte, bricht unter den Granateinschlägen der Sowjetpanzer zusammen.
Der Tod des Feldwebels Schneider steht parabelhaft für das Sterben von Millionen Soldaten. Der schwerverwundete Hauptmann steht als Kontrastfigur zu dem Oberst der als Simulant beizeiten in die Heimat abtransportiert wurde. Er hatte nie eine militärische Karriere im Sinn. Und nun ist sein Leben zerstört und er kann nur mehr ein Wort stammeln, welches niemand zu deuten vermag.
Im zweiten und dritten Kapitel des Romans tauchen die Offiziere wieder auf, die im ersten Kapitel mittelbare oder unmittelbare Vorgesetzte des Landsers Feinhals waren. Durch seine Figuren wird der Roman, der aus relativ selbständigen Episoden besteht, zusammengehalten.
IV. KAPITEL:
In diesem Kapitel steht Oberleutnant Dr. Greck im Mittelpunkt. Man erfährt von seinem Magenleiden und von seiner Vergangenheit. ; von dem Haß, welchen er auf seinen Vater hat, und von seiner herrschsüchtigen Mutter.
Böll zeichnet in dem Oberleutnant Dr. Greck einen Repräsentanten des deutschen Bildungsbürgertums, das Vaterlandsliebe, Ehrbarkeit, hohe Allgemeinbildung und berufliche Tüchtigkeit zu den höchsten Tugenden zählte.
Der Charakter des Dr. Greck steht in auffälligem Kontrast zu diesen traditionellen Leitbildern: ein kranker Geist in einem kranken Körper. Es fehlt ihm an \"Haltung\".
Er ist voller Angst wegen einer Uniformhose, die er an einen Juden verkauft hat. Er fürchtet die strafrechtlichen Folgen (Dr. Greck ist Jurist). Seine sexuellen Bedürfnisse befriedigt er seit jeher mit Prostituierten, da er zu normalen Liebesbeziehungen nicht fähig ist. Oberleutnant Dr. Greck ist in jeder Beziehung, als Mensch, als Akademiker und als Soldat , eine erbärmliche Erscheinung.
V. KAPITEL:
Der Soldat Feinhals verrichtet seinen Dienst in der Krankensammelstelle Szentgyörgy, die im Gebäude eines Mädchengymnasiums untergebracht ist. Dort lernt er die jüdische Lehrerin Ilona, eine fromme Katholikin, kennen. Sie verlieben sich ineinander.
Als Feinhals den Marschbefehl an die Front erhält, entschließen sie sich, gemeinsam zu fliehen und unterzutauchen. Sie besteht nur darauf, noch einmal ihre Familie zu besuchen, die im Ghetto lebt. Feinhals begleitet Ilona bis ans Ghetto, wo er in einer Gaststätte auf sie warten soll. Nach Stunden voller Angst um Ilona wird er von einer deutschen Militärstreife aufgegriffen und in einen r o t e n Möbelwagen verladen, der bereits voller Leute ist.
Im Mittelpunkt des Romans, nach Kapiteln und Druckseiten, steht die Liebesbeziehung zwischen dem deutschem Soldaten Feinhals und der ungarischen Jüdin Ilona. In diesem Kapitel entwickelt sich Feinhals vom Statisten zum Protagonisten des Romangeschehens. Er wird vom passiv Leidenden und Befehle Ausführenden zum aktiv Handelnden.
VI. KAPITEL:
Der rote Möbelwagen rollt aus der Stadt. Auf der Landstraße wird er von einem g r ü n e n Möbelwagen überholt, dessen Dachluke mit Stacheldraht vernagelt ist. Der rote Möbelwagen hält in einem Dorf. Aus allen Richtungen hört man Gefechtslärm. Feinhals begegnet dem Oberleutnant Dr. Greck, dessen Brust nun ein Ordensband ziert.
Auszeichnungen werden verliehen - Dr. Greck soll das Eiserne Kreuz I. Klasse überreicht bekommen. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Dr. Greck wird neuerlich von einer äußerst schmerzhaften Darmkolik heimgesucht. Er hockt nebeneiner Jauchegrube und hört, daß er gerufen wird. Tränen laufen ihm über das Gesicht Eine Granate schlägt in die Jauchegrube ein, und die widerliche Brühe durchtränkt ihn völlig. Bei dem Versuch , sich kriechend zu retten, wird er von einer einstürzenden Scheune erschlagen.
Wohl ein halbes Dutzend mal wird das Wort \"Scheiße\" in diesem Kapitel verwendet.
Die Jauche, die den ordenssüchtigen Oberleutnant durchtränkt, ist ein Dingsymbol für den von Millionen Menschen unter der allgemein verständlichen Chiffre \"Scheiße\" verfluchten Krieg:.
Auffällig ist auch die Symbolik, die in den Farben der Möbelwagen liegt. Den Farben kommt eigene Aussagekraft zu, da sie fast immer eine moralische Qualität vermitteln sollen: dem \"positiven\" Grün (Ilona und Hedwigs Mantel in \"Wo warst du, Adam?\" bzw. Olinas und Maries Kleid in \"Der Zug war pünktlich\") steht das negative Rot gegenüber.
Der grüne Möbelwagen transportiert die schuldlos Leidenden in den Tod. Sie erwarten Vergebung ihrer Sünden und Wiederauferstehung. Die im roten Möbelwagen fahren auf Geheiß des Büffels (Obrigkeit) in den Tod, ihnen droht ewige Verdammnis.
VII. KAPITEL:
Der grüne Möbelwagen fährt die ganze Nacht und kommt am nächsten Morgen in einem KZ an. Der Lagerkommandant, SS-Obersturmführer Filskeit, läßt die Gefangenen zum Vorsingen vorführen. Er hat einst den Kirchenchor seiner Pfarre geleitet und im KZ aus den Gefangenen einen Chor gebildet. Als erste muß Ilona vorsingen, und sie singt die Allerheiligenlitanei. Filskeit erkennt ihren tiefen Glauben und ihre Schönheit läßt ihn seine eigene Unzulänglichkeit erkennen.
\"Katholische Juden? dachte er - ich werden wahnsinnig. Er rannte ans Fenster und riß es auf: draußen standen sie und hörten zu, keiner rührte sich. Filskeit spürte, daß er zuckte, er versuchte zu schreien, aber aus seinem Hals kam nur ein heiseres tonloses Fauchen, und von draußen kam diese atemlose Stille, während die Frau weitersang: Sancta Dei Genitrix....er nahm mit zitternden Fingern seine Pistole, wandte sich um schoß blindlings auf die Frau, die stürzte und zu schreien anfing - jetzt fand er seine Stimme wieder, nachdem die ihre nicht mehr sang: \"Umlegen\", schrie er, \"alle umlegen, verflucht - auch den Chor - raus mit ihm - raus aus der Baracke-\", er schoß sein ganzes Magazin leer auf die Frau, die am Boden lag und unter Qualen ihre Angst erbrach....
Draußen fing die Metzelei an.
Die Liturgie ist ein Angriff des Glaubens und der Menschlichkeit auf die faschistische Barbarei. Filskeit leidet unter dem offensichtlichen Widerspruch zwischen seiner äußeren Erscheinung und den proklamierten physischen Merkmalen der \"germanischen Herrenrasse\", Böll führt die inhumane Theorie von der \"Minderwertigkeit der jüdischen Untermenschen\" ad absurdum, indem er das verschwommene nazistische Frauenideal \"Glaube und Schönheit\" aufgreift, um Ilonas Wesen und Erscheinung zu charak¬terisieren. Sie verkörpert, im Gegensatz zu Filskeit, \"Schönheit und Größe und rassische Vollendung, verbunden mit Glauben\"
Durch Ilona wird Filskeit die Unhaltbarkeit der im Dritten Reich herrschenden Rassetheorie, mit der die Weltanschauung des Nationalsozialismus stand und fiel, bewußt. Die Erkenntnis, daß ein jüdischer \"Untermensch\" von einem tiefen Glauben beseelt sein kann, ist ihm unerträglich.
VIII. KAPITEL:
Auf dem Weg zur Front wird Feinhals Zeuge sinnloser Tätigkeiten: Brücken, die einem geordneten Rückzug dienen sollen, werden mit aller Genauigkeit und Sorgfalt erbaut, und als sie fertig sind, wieder gesprengt. Die allgemeine Auflösung schreitet immer weiter.
Im ersten Teil des Kapitels werden die Reflexionen einer einfachen slowakischen Frau vorgestellt. In ihren Augen besteht der Krieg nur aus sinnlosem Müßiggang: sinnlos hocken die Soldaten auf dem Dach und starren mit dem Fernglas in die Wälder, lungern herum, trinken Bier, spielen Karten und spazieren mit ihrem Gewehr durch die Gegend. Und für dieses Nichtstun werden sie nach ihren Begriffen mit viel zu viel Geld belohnt.
Auch der gebildete Feinhals empfindet den quälenden Stumpfsinn des Krieges. Kaum hat er das erstemal mit dem Fernglas den Ausguck bezogen, schmerzt ihn die Stille und er hat das Gefühl, schon jahrelang dort zu hocken. Er distanziert sich auch von den anderen Soldaten.
Die Brücke von Berczaba symbolisiert die ganze Sinnlosigkeit des Krieges. Kaum aufgebaut, wird sie wieder zerstört. (Dieses Kapitel wurde von Böll später etwas verändert und als einzelne Kurzgeschichte veröffentlicht)
Gegenüber den Soldaten, die vor Stumpfsinn und Langeweile regelrecht verkommen, ist die Bautruppe des Bauführers Deussen ein Ausbund an Tüchtigkeit und fachlicher Kompetenz.
Doch so planmäßig und wohlorganisiert ihr Tun auch ist, letzten Endes unterliegt auch dieses der alles beherrschenden, unausweichlichen Sinnlosigkeit des Krieges.
Über Feinhals erfährt man jetzt auch etwas mehr: er ist ein religiöser Mensch: \"er betet auch abends im Bett.\" Ilona hatte er bekannt, daß er nicht in die Kirche gehen konnte, weil die Gesichter und die Predigten der meisten Priester unerträglich seien. \" Ilona hatte empört reagiert und ihn aufgefordert, viel zu beten: \"Man muß beten, um Gott zu trösten.\"
IX. KAPITEL:
Feinhals findet den Weg in die Heimat, kommt an den Rhein, aber damit unmittelbar vor die Front der von Westen her anrückenden Amerikaner. Er fällt, von einer einzelnen verspäteten Granate getroffen, an der Schwelle seines Vaterhauses (nach einem lauten Schrei); bedeckt von einem riesigen Tischtuch der Mutter, das zum Zeichen der Kapitulation als weiße Fahne vom Giebel herabhing.
Das Schlußkapitel macht noch einmal die grundsätzliche Haltung des Autors gegenüber dem Krieg deutlich. Er schildert die Gewissenlosigkeit der Verantwortlichen, die kaltblütige Mordlust der Schergen des Regimes, die Trauer der Mütter und Frauen um die für unsinnige Kriegsziele geopferten Söhne und Männer (Familie Finck).
Der Krieg hat die Menschen ihrer Kraft beraubt. Das Kind der Familie Finck spielt mit gleichgültigem Blick und müden Bewegungen, die Witwe wäscht mit gleichgültigem Blick und müden Bewegungen ihre Kartoffeln, auch die amerikanischen Soldaten, \"sahen ziemlich müde aus\". Nur der General wirkt seltsam erfrischt.(=> Hindenburg =>\"Badekur\"). Ihn bedrückt die Niederlage des Vaterlandes und der Tod seiner Soldaten nicht im geringsten. Für ihn ist die Hauptsache, daß er endlich den ersehnten Orden besitzt.
Böll führt die Heldenphrase ad absurdum. Die Soldaten sterben nicht den \"Heldentod\", sondern sehen dem Sterben mit Angst und Wut entgegen.
Dies kommt im Todesschrei zum Ausdruck; Bölls \"Helden\" schreien, bevor sie sterben müssen. Dieses Motiv kehrt in allen Kriegserzählungen wieder. (=> \"Wanderer, kommst du nach Spa..\")
Das \"Schreien\" ist symbolhafter Ausdruck der Hilflosigkeit und Not der Menschen im Krieg.
Die ERZÄHLHALTUNG des Romans ist auktorial. Die Mittelpunktfigur , der Landser Feinhals, ist ein winzig kleines, fast überflüssiges Rädchen in der Riesenmaschinerie des Krieges. Er kann aus seiner Perspektive nicht mehr als einen winzig kleinen Ausschnitt der Ereignisse übersehen.
Dies ist nur dem außerhalb des Geschehens stehenden \"allwissenden\" auktorialen Erzähler mit seinem Überblick möglich. So wissen Erzähler und Leser längst, daß Ilona tot ist, während Feinhals immer noch hofft, sie wiederzusehen.
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