Ihre Gefangenschaft
Maria war insgesamt 19 Jahre gefangen. Davon 15 Jahre unter der Aufsicht des Grafen Shrewsbury. Im Drama wird nur der letzte Teil ihrer Gefangenschaft beschrieben. Maria erfährt in I/6 Z.578f. vom Urteilsspruch (Tod durch das Schafott). Mortimer nimmt ihr dann auch noch jegliche Hoffnung auf Rettung. Das alles aber geschieht nur, damit Mortimers Plan gegen Elisabeth als einzige und letzte Möglichkeit der Rettung erscheint. Maria sieht jedoch einen anderen Hoffnungsschimmer: Ein Brief an Graf Leicester dem sie zudem noch ein Bild von sich beilegt. Leicester ist Maria zugeneigt zudem hat Elisabeth Leicester selbst einmal als Gatten von Maria vorgeschlagen.
Leicester kämpft für Maria.
In II/3 versucht Leicester im Gespräch mit Elisabeth Marias Gefährlichkeit zu verharmlosen und Elisabeths Stellung schmeichlerisch zu erhöhen (Z.1410 "Verwunderung, ergreift mich,." - Z.1418 ".als Königin erkennen?" sowie Z.1440 " Im Staatsrat sprech ich." - ".fall' es nieder."). Er versucht Elisabeth zu einer Begegnung mit Maria zu bewegen. Dies hat außer persönlichen vor allem rechtliche Gründe: Nach altem englischem Recht kann ein zum Tode verurteilter Verbrecher nicht mehr hingerichtet werden, wenn er den König gesehen hat (Z.1522 "Sie ist verurteilt!" - Z.1567 ".den strengen Lauf behält.").
Mortimer offenbart Maria seinen Plan.
In III/6 macht Mortimer Maria klar, daß nur er sie retten kann. Sie will zum Schluß des Auftritts nicht mehr von ihm gerettet werden, da er sie nach der Rettung besitzen will. Sie mag ihn aber nicht. Hier verschwindet ihre Hoffnung auf Rettung fast vollkommen. Mortimer hat nämlich den Brief an Leicester nicht übergeben.
Es ist kein faires Urteil möglich.
Maria bezweifelt, ob überhaupt ein faires Urteil von Protestanten gegen einen Katholikin möglich ist, und vor allem: ein faires Urteil von Engländern gegen eine Schottin. Engländer und Schotten sind alte Feinde. Maria hat vergebens davon geträumt, diese Feindschaft durch Vereinigung der beiden Völker unter einer Regierung zu beenden zu können. (Z.789ff.).
Sie wird geistlich frei.
Maria wird im Laufe des Dramas geistlich frei und akzeptiert ihren Tod als "Triumph" (Z.3497). Sie erringt am Morgen ihres Todes ein äußerstes Maß von Freiheit, - Freiheit von allen Affekten, die bisher ihr Leben bestimmt haben: von Todesfurcht und Hoffnung auf Rettung, von Selbstmitleid und Haß gegen die Feinde.
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