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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Der erlkönig -


1. Drama
2. Liebe

Kaum eine andere deutsche Ballade wird so häufig zitiert, genannt, vorgetragen und auch verunglimpft wie Goethes Erlkönig. Niemand kommt an ihm vorbei, wohl jeder kann die ersten sowie die letzten Zeilen aus dem Stand vortragen.aber was ist der Erlkönig? Was steckt hinter den Zeilen, die diesen enormen Kultstatus erreicht haben?
Oder anders gefragt: Was will uns der Dichter damit sagen?
Niemand wird bestreiten, der Erlkönig ist eine Tragödie, der Inhalt nicht von glücklichen Fügungen geprägt. Aber gerade Dank des unglaublichen Kultes um diese Ballade ist eben jener Erlkönig auch eines der meist parodierten Stücke deutscher Literatur, von namhaften wie von völlig unbekannten Literaten. Und Goethe selbst setzte den Tod des Kindes an den Anfang einer Komödie. Das Dortchen singt im Singspiel "Die Fischerin" den Erlkönig, bevor sie sich anschickt, ihrem Verlobten und dessen Vater einen Streich zu spielen. Reines Kalkül des Dichterfürsten, sein bekanntes Werk so scheinbar unpassend zu platzieren? Wollte er hiermit einen Kontrast zum folgenden Inhalt des Stückes setzen oder war ihm der Inhalt der Ballade so wichtig, dass er jeden noch so kleinen Anlass nahm, sie zu verbreiten?
Und: Warum ist der Erlenkönig auch heute noch so beliebt, was ist sein Zauber, wie aktuell ist er?
Um diese Frage zu beantworten muss man ergründen, was eigentlich in den Zeilen geschrieben steht.

Ein Kind. Ein Vater. Und der Erlkönig.
Wer ist das Kind? Das Kind ist Symbol für alle Menschen, die Zwängen und Missbräuchen ausgesetzt sind, die Angst haben, die Übergriffe erleiden müssen und an ihnen zerbrechen.
Wer ist der Vater? Der Vater ist Symbol, für die Menschen, die wegsehen, die weghören, die nicht glauben. Nicht glauben wollen, was geschieht, die nur um ihr eigenes heiles Selbstbild bemüht sind.
Und wer ist der Erlkönig? Er ist die Figur, die das Böse tut, die ängstigt, die missbraucht.
Zu Goethes Zeiten sprach man noch weniger als heute über sexuelle Übergriffe an Kindern, ebenso wie über deren Folgen. Im Gegenteil, es war noch weiter verbreitet als heute, dass vor allem in der katholischen, unangreifbaren Kirche Knaben zu sexuellen Spielen herangezogen wurden. Und wer hätte es gewagt, einen Priester öffentlich an den Pranger zu stellen? Ein Kind, welches mit derartigen Vorwürfen kam, würde bestenfalls überhört, schlimmstenfalls übers Knie gelegt. Geholfen wurde ihm nicht.
Und doch hat Goethe genau diese Situation im Erlkönig beschrieben. In einer Art und Weise verschlüsselt, die viel Anlass zu Spekulationen, aber wenig Angriffsfläche bot, und doch deutlich genug, um das ganze Ausmaß des Leidens einer zerschundenen Kinderseele zum Ausdruck zu bringen.
Goethe bedient sich vieler Bilder, um den Ablauf sowohl einer bestimmten Missbrauchssituation als auch den langsamen Verfall des Glaubens an die Menschen im Kinde zu beschreiben.
Bereits der Anfang macht deutlich, welche geistige Verfassung das Kind durchlebt.
"Wer reitet so spät durch Nacht und Wind"
Es ist dunkel, es ist stürmisch, verworren. Kein Ausweg in Sicht und die Kälte schlägt einem entgegen. Wir wissen, das Kind überlebt diese Situation nicht, es vergeht in der Dunkelheit der Erinnerungen, der Schmerzen. Und doch scheint die Welt sich weiter zu drehen, was durch das Bild des Reitens verdeutlicht wird.
Wir erleben eine Familie, in der das Kind prinzipiell Geborgenheit erfährt, behütet und gewärmt wird.
"Er hat den Knaben wohl in dem Arm, er fasst ihn sicher, er hält ihn warm."
Und auch eine Familie, in welcher man sich tatsächlich sieht, in welcher klar wird, dass es dem Kind nicht gut geht.
">>Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?Siehst Vater du den Erlkönig nicht, den Erlenkönig mit Kron' und Schweif? Mein Sohn, es ist ein NebelstreifDu liebes Kind, komm geh mit mir, gar schöne Spiele spiel ich mit dirmanch bunte Blumen sind an dem Strand, meine Mutter hat manch gülden Gewand.und hörest du nicht, was Erlenkönig mir leise verspricht?Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind, in dürren Blättern säuselt der WindIch liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt. Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt!

 
 

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