Obwohl es sich bei "Fräulein Else" im Allgemeinen um einen konsequent durchgeführten inneren Monolog handelt, wird die Novelle des öfteren von Dialogen unterbrochen. Ein Unterhalten mit der Gesellschaft ist nämlich auch notwendig, um Elses Abhängigkeit von dieser Gesellschaft zu dokumentieren. Die Erzählung setzt mit einem Dialog bei einer für die höhere Gesellschaft gewohnte Urlaubsbeschäftigung, dem Tennisspielen, ein. Nach der Verabschiedung von diesem Spiel tritt dann der innere Monolog ein. In diesen Gedankensprüngen erfahren wir über alle möglichen Flirts und Begegnungen mit Männern aus der Vergangenheit. Die Gedanken an ihre Familie versetzten sie in Unruhe, denn sie wird immer wieder an den angekündigten Expreßbrief erinnert. Auf dem Rückweg zum Hotel trifft sie einige Bekannten, mit denen sie einige Worte wechselt. Unter ihnen befindet sich auch der Herr von Dorsday. Als sie sich gegen Abend zum Diner begibt wird ihr Gedankenstrom wieder von Begrüßungen und einem Gespräch mit dem Portier unterbrochen. Den Höhepunkt der Novelle stellt zweifelsohne das Gespräch mit Herrn von Dorsday dar. An dieser Stelle wirkt die Erzählung sehr kunstvoll gestaltet, da wieder direkte Reden und Elses Selbstgespräche einander abwechseln:
""Entschuldigen Sie, Herr von Dorsday, daß ich Sie unter diesen Umständen
überhaupt bemüht habe. Ich kann Ihr ablehnendes Verhalten natürlich
vollkommen verstehen." - So, aus, ich, gehe. - "Bleiben Sie, Fräulein Else." -
Bleiben Sie, sagt er? Warum soll ich bleiben? Er gibt das Geld her. Ja. Ganz
bestimmt. Er muß ja."
Was Else in ihrem Leben fehlt sind wahre Freunde oder Bezugspersonen, denen sie sich anvertrauen kann. Ihre Familie bietet ihr eigentlich keinen Schutz, nicht einmal ihre Mutter gibt ihr Unterstützung. So fühlt sie sich einsam und allein und klagt ihr Elend mit den Worten: "Ich bin ja furchtbar allein, wie es sich niemand vorstellen kann." In der Vergangenheit haben ihre Eltern Konflikte nur durch Scherze verdrängt.
Auch am Ende der Novelle hat Else keinen wahren Gesprächspartner mehr, und so wird der innere Monolog zum Inneren Dialog.
So trifft, meiner Meinung nach, die Aussage, die in "Fräulein Else und andere Erzählungen" über diese Novelle ausgesprochen wird, genau zu Arthur Schnitzlers Novelle. Der innere Monolog steht in "Fräulein Else" wirklich "genau in der Mitte zwischen Novelle und Drama."
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