Hauptmann war über 50 Jahre alt, als er sich mit dem Erlebnis - und Gestaltungsbereich näherte, der für den deutschen Geist von jeher eine entscheidende Begegnung bedeutete und dem Schaffen deutscher Dichter eine unermessliche Fülle von Impulsen, Erkenntnissen, Geschichten und Formen zuleitetet: Der Antike. In seinem Tagebuch \"Griechischer Frühling\" (1908) hatte er das landschaftliche und künstlerische Erlebnis Hellas festgehalten - produktiv wurde er erst 6 Jahre später in dem Schauspiel \"Der Bogen des Odysseus\" (1914). Hauptmann erschafft in diesem Stück eine viel dunklere, barbarische Welt der Griechen, als viele andere deutsche Dichter. Er hat sich anscheinend absichtlich einen der tragischsten Momente der Odysee gewählt. Geschickt setzt er Gut und Böse ein, sowie Verrat und Treue oder Liebe und Hass. Durch Figuren die jeweils entweder \"Gut\" oder \"Böse\" sind beschreibt er eine höfische Gesellschaft die durch die Ankunft des Thronfolgers und dann des Königs durcheinandergewirbelt wird. Allerdings siegt bei ihm am Ende auch das \"Gute\", welches manchmal auch nicht ohne Gewalt auskommt die Gerechtigkeit triumphieren zu lassen.
Hauptpersonen
Odysseus, der heimkehrende König von Ithaka
Telemachus, sein Sohn
Laertes, sein Vater
Eumaios, der treue Schweinehirt
Leukone, dessen Tochter und Geliebte des Telemachus
Noemon, ein treuer Diener
Melantheus, der Schafshirte
Melantho, dessen Tochter und Geliebte des Eurymachos
Eurymachos, Antinoos, Ktesippos und Amphinomos (die Freier)
Ort der Handlung: Ithaka, der Königspalast, die Hütte des Eumaios
Handlung
Mehrere Fürsten und Fürstensöhne benachbarter Inseln Ithakas umwerben Penelope, die Gemahlin des Odysseus, welcher seit 20 Jahren fort ist. Diese Fürsten leben nun schon geraume Zeit als Schmarotzer im Königspalast und warten darauf dass Penelope einen von ihnen erhört. Sie hat es bis jetzt durch eine List geschafft, sich eine Wahl zu ersparen. Sie versprach nämlich an dem Tag einen Mann zu erwählen, an dem sie das Grabtuch für Laertes, den Vater des Odysseus, fertig gewebt haben werde. Sie wäre schon längst damit fertig, aber sie trennte jede Nacht das auf, was sie tagsüber gewebt hatte.
In einer Hütte unterhalten sich Eumaios, Leukone, Melantheus und Melantho. Melantho gesteht ihre Liebe zu einem der Fürsten, Eurymachos, und verspottet Leukone weil sie Telemachus liebt. Leukone geht an die frische Luft und sieht Telemachus Schiff anlegen; dieser kehrt nämlich gerade von einer Reise zu Nestor und Menelaos, zwei Freunde des Odysseus, zurück. Er war sie besuchen gefahren, um den Verbleib seines Vaters festzustellen.
Leukone und Telemachus fallen sich in die Arme und er macht sich auf den Weg in den Palast, wo er beinahe durch die Hand der Fürsten getötet wird. Er flüchtet zu Eumaios, während Melantho den Betrug der Penelope verrät, welche nun einen Tag festlegen muss, an dem sie einen neuen Gemahl wählt. Gleichzeitig kehrt Odysseus nach Ithaka zurück; am Strand trifft er Athena, die ihn über die Geschehnisse aufklärt. Daraufhin verkleidet Odysseus sich als Bettler und gibt sich nur seinem Sohn, Eumaios, Laertes, Noemon und Leukone zu erkennen. Alle gemeinsam schmieden den Plan die Fürsten in einen Raum ohne Waffen zu sperren, wo sie der Reihe nach versuchen sollen den Bogen des Odysseus zu spannen. Der Plan wird umgesetzt und nur Odysseus ist in der Lage seinen Bogen zuspannen, daraufhin gibt er sich zu erkennen und tötet mit Telemachus die flüchtenden Fürsten.
Sagenumfeld
Homers zwei wichtigste Werke waren die Ilias und die Odysee, in der Odysseus die Hauptrolle spielt. Doch nicht nur hier spielt dieser Mann eine wichtige Rolle, sondern in vielen griechischen Sagen. Er ist einer der größten Helden, dessen Schicksal von der Abreise Ithakas bis zur Heimkehr öfters beschrieben wurde. Er zeichnet sich durch List, Intelligenz und seinem Trotz gegenüber den Göttern aus. Er ist auch derjenige, der durch die Idee mit dem trojanischen Pferd den zehnjährigen Krieg zwischen Trojanern und Griechen beendet. Nach dieser Tat bleibt es ihm durch den Willen der Götter weitere zehn Jahre versagt nach Hause zu kommen. Sein größter Feind ist hierbei Poseidon, seine größte Hilfe Athena.
Viele Redewendungen erinnern heute noch an seine Abenteuer wie: Eine Odyssee hinter sich haben; wie der Gesang einer Sirene oder in der Computersprache das trojanische Pferd.
Ausserdem ist die Geschichte des Odysseus auch schon vielfach verfilmt oder literarisch behandelt worden. Somit kann man sage, dass Odysseus wohl eine der bekanntesten Sagengestalten der Antike ist und dass wird auch so bleiben. Ein Unterschied zwischen Hauptmanns Werk und den üblichen Erzählungen, ein anderes Ende. Denn Odysseus kommt von Athena verwandelt an den Hof, wo sich die Fürsten gerade daran versuchen den Bogen zu spannen und durch 12 Axtösen einen Pfeil zu schießen. Nachdem alle scheitern greift Odysseus nach dem Bogen, erfüllt die Aufgabe und verwandelt sich wieder; danach tötet er alle Freier.
Metrik
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