Während "Die Weber" das Elend und die Hilflosigkeit der Proletarier widerspiegeln, zeigt der "Biberpelz" (1893) ihren Lebenswillen und ihre Durchsetzungskraft im Kampf ums Dasein.
Hauptmanns \"Biberpelz\" ist eine der großen klassischen Komödien der deutschen Theatergeschichte - und auch in der niederdeutschen Fassung sind Mutter Wolffen, die ein paar kleine Diebereien benötigt, um ihre Haushaltskasse aufzubessern, und der preußisch strenge Amtsvorsteher Wehrhahn zwei brillant komische Antipoden.
Dem "Biberpelz" fehlt ein fünfter Akt, der Schluß ist offen, die Probleme bleiben ungelöst wie im wirklichen Leben. Es gibt weder eine Strafe für die Diebereien noch für das Versagen im Amt. Darin zeigt sich der Versuch Hauptmanns, eine Komödie mit den Mitteln seiner Zeit zu verwirklichen. Zugleich werden aber auch die Grenzen deutlich, die das konsequent naturalistische Programm dem Lustspiel setzt.
Die eigentlichen Taten, wie die Diebstähle, finden zwischen den Akten statt oder bleiben völlig im Dunkeln. Das Gewicht verschiebt sich von der Aktion auf die Motivation, von den Taten auf die Charaktere und Gedanken der Personen.
Im allgemeinen ist die Sprache im "Biberpelz" jedoch ein Mittel, um Realität vorzutäuschen. Die gebildeten, Wehrhahn und Dr. Fleischer sprechen Hochdeutsch. Mutter Wolffen hat hingegen einen mit schlesischen Ausdrücken durchsetzten Berliner Jargon.
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