Aufbau:
1. Kurze Einleitung
2. Rahmenhandlung (Beginn der Schiffahrt)
3. Eigentliche Handlung (Erzählung vom Arzt)
4. Rahmenhandlung
5. Schluß
1. Kurze Einleitung
In dieser Einleitung - eigentlich ein Epilog, denn er hat nichts direkt mit der Geschichte zu tun - beschreibt der Erzähler seine Position; die Umstände, unter denen er die Geschichte zu hören bekam. Er erwähnt ausdrücklich, daß seit dem Geschehen einige Jahre vergangen sind und er somit das Vertrauen des Arztes, der ihm doch sehr Privates mitteilte, nicht ausnutzt. Diese Anonymität unterstützt er auch, indem keine der vorkommenden Personen mit Nahmen genannt werden.
2. Rahmenhandlung
Hier wird zuerst die Atmosphäre auf dem Dampfer sehr detailliert geschildert: überfüllt, stickig, laut, unruhig, muffig, es gibt keinen Platz zum Alleinsein, eintönig, heiß Schlaf während des Tages, wach in der Nacht ist die einzige Fluchtmöglichkeit, die der Autor nützt.
Die Nacht ist ein großer Gegensatz dazu: leeres Deck, strahlender Himmel, rauschend, schimmernd, sinnlich, träumerisch, vollkommenes Aufgehen in dieser Atmosphäre (S.78: "Ich fühlte mich selbst nicht mehr");
Der ICH - Erzähler ist ein weitgereister Mann, der von Kalkutta nach Europa zurück will; er kommentiert und lenkt damit gewissermaßen das Geschehen; scheint sehr gebildet zu sein, da er viel liest und keinerlei Interesse an dem üblichen Geschwätz der Leute zeigt; beobachtet Mimik und Gestik des Arztes sehr genau beschreibt damit indirekt seine Gefühle; durch das Beobachten des Umfeldes (Himmel, Schiffstreiben,...) bringt der Erzähler auch seine eigenen Gefühle zum Ausdruck;
Mitten in seinem nächtlichen Spaziergang stieß er auf den Arzt, der ihm "koboldhaft, finster, grauenhaft,..." erscheint; er erschien ihm unheimlich, hatte leichte Angst vor ihm; der Fremde bat ihn niemanden etwas von seiner Anwesenheit auf dem Schiff zu erzählen; ansonsten wechselten sie kein Wort miteinander;
Während des nächsten Tages quälten den Erzähler die Ungewißheit und vor allem seine Neugier; er wollte alles über den Unbekannten herausfinden; ungeduldig und voll Leidenschaft wartete er auf die Nacht; In der Nacht suchte er den Mann wieder auf; (Widerwillig wurde er von ihm magisch angezogen)
Seine Schilderung wird immer wieder vom Schlagen der Schiffsglocke unterbrochen Voraus deutend auf den Tod des Arztes ("wenn seine letzte Stunde schlägt")
Zuerst verachtet der Leser Arzt für sein Verhalten, jedoch nach und nach wird er einem sympathisch: als der Doktor bereut, sich schämt und die Konsequenzen zieht, besser gesagt, er alles tut um es wiedergutzumachen;
Bei der Frau ist es eher umgekehrt: ihr Stolz und Mut zu Beginn erweckt Bewunderung; Später scheitert sie genau daran; Der Leser hat eher Mitleid mit ihr, ist erschrocken, das er etwas für gut befand, woran sie starb.
3. Erlebnis des Arztes:
Er studierte in Deutschland Medizin; war besessen von einer herrischen, frechen Frau, für die er Geld aus der Spitalskasse stahl; Ein Onkel verhinderte einen größeren Skandal, aber als Arzt war es um ihn geschehen; ließ sich von der holländischen Regierung für 10 Jahre nach Indien verschicken; bekam ein stattliches Reisegeld, davon ging die Hälfte an seinen Onkel, die andere Hälfte verlor er an die nächste schöne Frau; Nach diesen 10 Jahren hatte er die Möglichkeit nach Europa mit einer Pension zurückzukehren.
Zuerst war noch begeistert von seinem neuen Lebensraum. Er sammelte Heilmittel der Eingeborenen, interessierte sich für die Umgebung,... Doch mit der Zeit kam er mit der Einsamkeit (die nächste Stadt war 2 Tagesreisen entfernt) nicht mehr zurecht; er wurde Alkoholiker und wartete nur noch darauf, daß die 10 Jahre vergingen, verfiel Depressionen und einer Lethargie, träumte und las von weißen Frauen;
Eines Tages stand plötzlich eine vor ihm: eine verschleierte Frau, die unerkannt bleiben wollte, graziöse, stolze Haltung, starke, entschlossene Persönlichkeit; redet jedoch um den heißen Brei herum, war zu stolz um zu bitten;
Ihr Hochmut reizte ihn; er quälte sie; half ihr nicht, obwohl er wußte, was sie wollte: eine Abtreibung; genoß es zuzusehen, wie sich verschiedenste Gefühle in ihr stritten; mit seiner Macht wollte er ihren Stolz, ihren Willen brechen;
Zuerst mußte sie ihren Schleier ablegen: Ihr Gesicht beschrieb er wieder als kühn, entschlossen,... Mit großer Berechnung kalkulierte sie alles ganz genau: Sie suchte gerade ihn auf, da er nicht mehr lange bleiben wird und bietet ihm eine hohe Summe (die mehr ist als seine Pension), wenn er sofort abreist. Ihre Strategie fordert ihn nur noch mehr heraus. Er wollte sie besitzen und demütigen(sie soll ihn anflehen um Hilfe!), war besessen von ihr, wollte als Gegenleistung mit ihr schlafen;
zuviel für sie; stürmte weg von ihm
reizte den Arzt um so mehr; er folgte ihr überall hin, rannte Amok (deshalb auch der Titel) um bei ihr sein zu können; es konnte ihn nichts mehr aufhalten; er wollte sie nur noch sehen, in ihrer Nähe sein und demütigte sich dabei selber; flehte sie an ihr helfen zu dürfen; wollte Selbstmord begehen; nur der Gedanke, sie könnte ihn noch brauchen, hielt ihn davon ab; Seine Hartnäckigkeit stieß sie verständlicherweise nur noch mehr ab. Sie war mit einem reichen Engländer (einem Großkaufmann) verheiratet, der oft lange auf Reisen war, und hatte ein Verhältnis mit einem jungen Offizier von dem sie schwanger wurde; Da ihr Mann in einer Woche zurückkommt, muß die Abtreibung noch vorher stattfinden; Als letzer Ausweg wandte sie sich an eine "Engelmacherin", die sie schwer verletzte; Mit dem Tode ringend, schickte sie nach dem Arzt, der nur noch ihre Ehre, jedoch nicht ihr Leben retten konnte. Er versprach ihr unter allen Umständen ihr Geheimnis zu bewahren.
Als ihr Mann zurückkehrte, will er seine Frau nach zu einer Autopsie nach England verschiffen lassen. Beide sind auf dem Dampfer, wo auch der Arzt und der Erzähler sich befinden.
4. Rahmenhandlung
Nachdem der Arzt dem Erzähler diese Geschichte offenbarte, blieb er verschwunden, auch in der nächsten Nacht.
5. Schluß
In Neapel kam es zu einem Zwischenfall: Als der Sarg in ein anderes Schiff verladen wurde, stürzte etwas Schweres herab und riß ihn mit ins Meer. Später wurde die Leiche eines etwa 40 Jährigen angeschwemmt. Niemand schöpfte Verdacht. Nur der Erzähler wußte mehr.
"Der Amokläufer" wurde von Zweig in einem Band "Amok" mit 4 weiteren Novellen veröffentlicht. Sie alle haben das zentrale Thema "Leidenschaft in der Unterwelt".
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