Inhalt
Malchen und ihr Kammermädchen Lischen gehen in die Berge, um den jungen Maler August, die große Liebe Malchens, dort zu treffen. Malchens Vater, der argwöhnische und misstrauische Schlossherr Rappelkopf ist gegen diese Liebe und darum müssen sich die beiden heimlich in den Bergen treffen.
Lischen verlässt Malchen nach kurzer Zeit, da sie Angst hat den Alpenkönig Astragalus zu sehen, bei dessen Anblick eine Frau um vierzig Jahre älter wird.
Malchen trifft August, der von einer dreijährigen Kunstreise aus Italien zurückkehrt, wie vereinbart und als Astragalus erscheint berichten die beiden Liebenden dem Alpenkönig von ihrem Unglück. Er verspricht ihnen etwas zur Besserung ihrer Situation zu unternehmen.
Währenddessen muss Sophie Rappelkopfs Frau die Bediensteten beruhigen, da sie alle, aufgrund der schlechten Behandlung vom Hausherren, kündigen wollen.
Rappelkopf fühlt sich ständig verfolgt, darum verdächtigt er jede Person, die ihm zu nahe kommt, dass sie ihm etwas antun möchte. So kommt es auch bei seinem Bediensteten Habakuk vor. Als dieser dem Auftrag von Sophie nachgeht im Garten Zichorien auszustechen, verdächtigt Rappelkopf ihn Mordgelüste zu haben. Er glaubt, dass Habakuk ihn umbringen wollte, und da er seinen Bediensteten nie ausreden lässt, meint er noch, dass dies der Wunsch seiner Frau gewesen wäre. Als er dann auch noch erfährt, dass seine Tochter den jungen Maler in den Bergen getroffen hat, verlässt er wutentbrannt das Haus.
Rappelkopf kauft einer armen Familie ihre Hütte ab, um im Wald alleine zu sein und seine Ruhe zu finden. Doch da erscheint ihm Astragalus, der ihn zur Besserung mahnen will. Der Menschenfeind jedoch will sich nicht früher ändern, ehe ihm das Wasser bis an den Kragen steht. So geschieht es, dass Rappelkopf seine drei früheren Frauen erscheinen, von denen die eine herrschsüchtig, die andere eifersüchtig und die dritte mondsüchtig waren. Danach sorgen Naturgewalten zur Bedrängnis Rappelkopfs. Er wird von Astragalus in dessen Palast geführt, der schon eine Plan ausgetüftelt hat, um Rappelkopf seine Menschenfeindlichkeit auszutreiben. Er lässt Rappelkopf die Gestalt seines Schwagers, der sich für eine Besuch bei Sophie angekündigt hat, annehmen, während Astragalus selbst in die Rolle des Menschenfeinden schlüpft.
Als Rappelkopf sein eigenes Spiegelbild vor Augen hat kann er gar nicht glauben, was für ein boshafter Mensch er ist. Je länger er sehen muss wie schlecht er seine Mitmenschen behandelt, umso wütender wird er auf sich selbst. Es endet sogar darin, dass er sich mit Astragalus in der Gestalt des Menschenfeinden duellieren will, doch in diesem Moment trifft ein Brief aus Venedig von Sophies Bruder ein, der schreibt, dass das Handlungshaus, in das Rappelkopf sein Vermögen investiert hat, gefallen ist. Bevor Rappelkopf alias Astragalus seinen Selbstmordplänen nachkommen kann, geschieht die Rückverwandlung.
Rappelkopf erkennt das Unrecht, das er seinen Mitmenschen getan hatte und versöhnt sich mit seiner Familie und seinen Bediensteten. Zuletzt erscheint auch noch sein Schwager, der Kaufmann Silberkern aus Venedig, um ihm mitzuteilen, dass er sein Vermögen noch vor dem Falle des Handlungshauses retten konnte. Am Ende sind alle versöhnt und glücklich.
Über das Stück:
Mit diesem Stück, das vielmehr eine Tragikomödie darstellt als ein simples Stück des Volkstheaters, beweist Raimund, dass er nicht bloß ein Vorstadtkomödien-Schreiber, sondern ein wahrhaftiger Dichter ist. Er bemüht sich zwar hier noch um seine - beim Publikum geliebte - Zauber- und Märchenwelt, doch hat die Figur des Astragalus nicht nur die Aufgabe die Handlung weiterzutreiben. Der Alpenkönig stellt den Gegenspieler zu Rappelkopf dar, er sorgt für das Gute im Menschen. Der Alpenkönig Astragalus stellt den Retter aus allem Unglück dar.
Raimund verwendet in diesem Stück zwar das Element des Märchen- und Geisterhaften, doch wäre es für das Stück nicht notwendig. Die Menschenfeindlichkeit und die spätere Wandlung Rappelkopfs sind die Kernprobleme, die an Vorbilder aus der Weltliteratur wie zum Beispiel Molieres "Misanthrop" erinnern. Doch die unmittelbare Vorlage die Raimund zum verfassen dieser Stücks verwendete, war "Der Berggeist" von Josef Alois Gleich.
Der Aufbau des Stücks ist klar und unkompliziert. Der erste und der dritte Akt sind sich sehr ähnlich, da man in beiden Teilen Rappelkopf in mieser Laune erlebt, wobei Rappelkopf im dritten Akt von Astragalus verkörpert wird. Einzig im zweiten Akt erscheint uns Rappelkopf als nachdenklicher einsamer Mensch. Zu Beginn des ersten Aktes baut Raimund bewusst ein Spannungsmoment ein: Er lässt Rappelkopf erst gegen Ende des ersten Aktes auftreten. Zuvor erfährt man nur etwas über ihn von seiner Familie und seinen Bediensteten.
Die Gesangseinlagen, wie zum Beispiel das Ende des ersten Aktes "So leb denn wohl, du stilles Haus", verwendet Raimund nicht nur, nach Art des Altwiener Volksstücks, als unterhaltende Beigabe, er vermittelt vielmehr seine Philosophie:
"Der Mensch soll vor allem sich selber erkennen,
Ein Satz, den die ältesten Weisen schon nennen.
Drum forsche ein jeder im eigenen Sinn -
Ich hab´ mich erkannt heut´, ich weiß, wer ich bin."
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