Mirko Czentovic:
Mirko ist der Sohn eines armen, südslawischen Donauschiffers, der bei einem Schiffsunglück ums Leben gekommen ist. Der Ortspfarrer hat den Zwölfjährigen aus Mitleid aufgenommen und sich sehr um seine Bildung bemüht. Mirko jedoch kann keinen Sinn in den Buchstaben und Wörtern erkennen. Er wird als \"maulfaules, dumpfes, breitstirniges Kind\" beschrieben. Sein Gehirn arbeitet nur schwerfällig. Willig verrichtet er häusliche Arbeiten, aber mit \"totaler Teilnahmslosigkeit\". Abends, wenn der Pfarrer mit dem Polizisten Schach spielt, sitzt Mirko scheinbar schläfrig daneben. Sein Können, Schachpartien zu spielen, stellt sich heraus, als der Pfarrer zu einer Kranken gerufen wird, und Mirko mit dem Polizisten Schach spielt. In der Nachbarstadt stellt Mirko seine Fähigkeit, Schach zu spielen, im Schachclub unter Beweis. Die Mitglieder des Clubs sind von Mirkos Talent begeistert und fördern seine Karriere. So wird aus dem geistig zurückgebliebenen Schiffersohn im Alter von 21 Jahren der Schachweltmeister. Ihm fehlt die Gabe, \"blind\" zu spielen. Er muß immer das Schachbrett vor sich haben. An seiner \"zähen und kalten Logik\" sind viele intelligentere und ihm an Phantasie überlegene Champions gescheitert. Er ist immer der beschränkte, maulfaule Bauernjunge geblieben. Er lebt zurückgezogen und versucht, jeglichen Kontakt zur Außenwelt zu vermeiden. Das beinhaltet z. B. daß er kein Gespräch mit Personen, die ihm nicht vertraut sind, führt. Durch dieses Verhalten sind auch zahllose \"Mythen\" über seine Person entstanden. Er ist ein selbstgefälliger Millionär, primitiv und zugleich arrogant. In vielen Kreisen wird belächelt, daß er Analphabet ist und zudem, daß er als Schachmeister sich das Schachbrett gedanklich nicht vorstellen kann. Aus diesem Grund ist er immer im Besitz eines kleinen Taschenschachs, um die Partien zu rekonstruieren. Seine Habgier erregt großen Ärger bei seinen Kollegen.
Mirko spielt nur gegen Geld. So ist es auch auf dem Passagierschiff, als er gegen den schottischen Tiefbauingenieur McConnor für ein Honorar Schach spielt. Hier wird Mirko als \"unmenschlicher Schachautomat\", der nur einen \"flüchtigen Blick\" aufs Schachbrett wirft und die Gegner von oben herab behandelt, beschrieben. Auf dem Schachbrett hat er Erfolg, doch im Leben ist er eine \"groteske, beinahe komische Figur\".
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