i) Mario:
Mario ist ein Träumer. Er verzichtet auf Liebenswürdigkeiten, die nur darauf abzielen, zu gefallen. Er sieht zwar stark aus, aber eigentlich hat er ein sanftes Gemüt. Obwohl er Kellner ist, hat er dennoch sehr feine Hände, was in Italien als sehr nobel gilt.
Obwohl er als sehr nett beschrieben wird, trägt er dennoch eine Waffe bei sich. Das zerstört den Ruf eines gemütlichen Menschens.
ii) "Herr aus Rom":
Man könnte ihn als einen Menschen bezeichnen, dessen Ehre ihm sehr viel bedeutet. Er versucht sich aus der Menge herauszuheben. Er scheint ein trotziger, frecher, mutiger Mann zu sein, weil er sich mit heroischer Hartnäckigkeit gegen die Hypnose des Zauberers zur Wehr setzt.
iii) Cipolla:
Auf den Familienvater macht der Hypnotiseur Cipolla den Eindruck eines Scharlatans. Er hat etwas von den \"marktschreierischen Possenreißern\" des 18. Jahrhunderts an sich.
Cipolla ist der typische Diktator. Kennzeichnend sind vor allem seine verkrüppelte Haltung, Verachtung jeglichen Humors, seine Reiterpeitsche sowie seine Rauch- und Trinklust.
Er findet Spaß darin, Menschen vor anderen bloßzustellen. Dies führt sogar dazu, dass er bei manchen Leuten ihre intimsten Gedanken freilegt und sie damit auch unter Druck setzt.
Persönliche Bewertung der Verhaltensweise:
i) Mario:
Er ist am Anfang an der an ihm von Cipolla durchgeführten Manipulation sehr ruhig, und lässt sich alles gefallen. Er versucht es anscheinend gar nicht, gegen die Macht des "Zauberers" anzutreten. Als er aus seiner Traumwelt wieder befreit wird, wird ihm erst dann klar, was der Zauberer mit ihm angestellt hat. Marios späteres Handeln ist eine typische Überreaktion der Realisierung, dass er allen seinen intimsten Gedanken auf eine derartige Weise mitteilte, dass ihm dies für immer nachgetragen werden würde und ihm sein Leben lang nur Schaden zufügen würde.
Es gibt zwei wahrscheinlich Gründe für seinen Mord.
1)Wahrscheinlich hatte er dem Druck des Publikums nicht mehr standhalten können,
oder
2) er hat es aus Mitleid getan; vielleicht wollte er die Zuhörer nur von diesem grausamen Diktator befreien.
ii) Herr aus Rom:
Er ist der einzige, der versucht, sich der Macht von Cipolla zur Wehr zur setzen und dies auch wirklich schafft. Er kann sich seiner Manipulation entziehen und ärgert ihn damit.
Man könnte meinen, er wäre ein Vorbild für alle anderen im Publikum, die sich hypnotisieren ließen.
Es gibt zwei wahrscheinliche Gründe hierfür......
1)er wollte als gutes Beispiel dienen oder
2) er wollte Herr seiner selbst bleiben und zeigen, dass er stärker als Cipolla ist. Vielleicht wollte er, dass Cipolla sich als den schwächeren bekennt und sein "Untergebener" wird.
Allerdings hält er es nicht lange durch, dem Zauber Cipollas zu widerstehen und wird auch eine Marionette, genauso wie alle anderen.
iii) Cipolla:
Er versucht, sich die alleinige Herrschaft aller mit Gewalt an sich zu reißen, indem er alle mit seinen Waffen einschüchtert. Ein anderes "Markenzeichen" von ihm ist, dass er ziemlich viel trinkt und raucht während der Vorstellung und dies ihm keinen Scham vor dem Publikum bereitet, denn dieses scheint ihm nichts zu bedeuten. Es sind sozusagen nur einige Marionetten für ihn, die nach seinem Willen tanzen. Er ist der typische Diktator.
5) Interpretation:
Thomas Mann will den Lesern zeigen, wie leicht und schnell ein Mensch, so unbedeutend und und unfähig er auch erscheinen mag, an die Macht kommen kann. Er demonstriert auch die "Waffen" eines solchen Diktators in Form von Rhetorik, um die Masse zu begeistern, Haarspalterei, um zu täuschen, Massenmanipulation, um die Psyche der Einzelnen zu beeinflussen, und Brutalität, um sich Respekt zu verschaffen.
Um leichtes Spiel zu haben redet er den Leuten mit wortverdreherischen Methoden ein, es würde ein Wohlgefühl eintreten, wenn sie willenlos seien. Das Leben ist schließlich viel einfacher, wenn man nichts zu entscheiden braucht - diese Einstellung ist ja auch heute noch weit verbreitet.
Allerdings ist es etwas merkwürdig, warum Cipolla erst nach der Pause seine Karten richtig ausspielt. Man kann diese Pause vielleicht als eine Zwischenrevolutionäre Stimmung auffassen, zur Revolution kommt es allerdings nicht ( Die Zuschauer hätten einfach gehen können und Cipollas Treiben somit ein Ende bereitet.).
Aber Thomas Mann deutet auch an, dass dieses "Spiel" mit dem Feuer sehr gefährlich sein kann, denn am Ende verbrennt sich Cipolla die Hände an Mario und wird getötet.
6) Persönlicher Lesekommentar:
Das Buch war spannend und lehrreich zugleich und daher ziemlich gut. Es zeigt zum Beispiel die politische Situation in Italien; es nimmt am Volk Kritik, da es faul war und sich nicht gegen die politischen Probleme einsetzte.
Der Titel "Mario und der Zauberer" lässt eigentlich vermuten, dass es sich um ein Kinderbuch handelt und dass ein gewisser Mario und ein Zauberer die Hauptrollen spielen würden. Aber schon nach den ersten paar Zeilen verschwindet dieser Schein und man merkt, dass es sich um eine kritische Novelle handelt.
Das Buch ist auch spannend, da man nicht weiß, wann Mario endlich ins Geschehen eintritt. Erst am Ende kommt er an die Reihe und tötet den Zauberer.
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