Friedrich Schiller beschreibt in seinem bürgerlichen Trauerspiel Kabale und Liebe den Ständekonflikt zwischen Adel und Bürgertum an Hand der Liebesbeziehung zwischen Ferdinand und Luise.
Ferdinand, Major und der Sohn des Präsidenten, ist ein typischer Vertreter des Sturm und Drang, da er ist in die hübsche Luise, eine Bürgerliche und Tochter eines Musikers, verliebt ist. Die Gesellschaftsordnung verbietet es ihm aber die bürgerliche Luise zu heiraten. Er legt jedoch keinen Wert auf seine adlige Abstammung.
Die Liebe ist für ihn die einzigste und daher höchste Instanz, obwohl er sich seines Standes bewusst ist.
\"Lass auch Hindernisse wie Gebirge zwischen uns treten, ich will sie für Treppen nehmen und drüber hin in Luises Armen fliegen. - Ich will mich zwischen dich und das Schicksal werfen.\" (S. 15)
Er sieht in der ständischen Zugehörigkeit kein unüberwindliches Hindernis.
"Ich fürchte nichts - nichts - als die Grenzen deiner Liebe" (S. 16)
Der Präsident ist davon überzeugt, dass es Ferdinand nur um das Vergnügen geht und für ihn komme eine Heirat mit einer bürgerlichen auf keinen Fall in Frage. Er will, dass Ferdinand Lady Milford, die Mätresse der Fürsten, vor den Altar führt, um so die Gunst der Fürsten an sich zu reißen.
"Damit nun der Fürst im Netz meiner Familie bleibt, soll mein Ferdinand die Milford heiraten." (s.19)
Doch Ferdinand will nicht um die Hand von Lady Milford anhalten.
"Ich kann die Gräfin nicht lieben." (S. 26)
Er reagiert sehr impulsiv und entsagt sogar seinem Erbe.
"Feierlich entsag ich hier meinem Erbe, das mich nur an einen abscheulichen Vater erinnert."
Ferdinand beschließt, für seine Liebe zu Luise die Schwelle zur Unterschicht der Bevölkerung zu überschreiten und sieht in der Liebe keine Trennung zwischen reichen und armen Menschen. Er nimmt in Kauf, dass er durch die Heirat mit einem bürgerlichen Mädchen seinen ehrenhaften Titel verliert und setzt sich sogar dem Konflikt mit seinem Vater aus, bei dem es für ihn so gut wie unmöglich ist, als Gewinner hervorzugehen, denn nach den Sitten der damaligen Zeit war er verpflichtet, seinem Vater zu gehorchen. Ferdinand ist bereit auch diese Hürde zu überwinden, wenn er am Ende sein Ziel - mit Luise glücklich zu werden - erreicht.
Wenn er einen festen Entschluss gefasst hat, vertritt er seinen Standpunkt entschlossen und es ist keine Unsicherheit zu bemerken. Diese Sicherheit könnte damit erklärt werden, dass Ferdinand seinen Vater nicht als Autoritätsperson sieht.
Lady Milford ist in Ferdinand verliebt und ganz begeistert von ihm, doch als er ihr seine Lage schildert, gibt sie die Hoffung auf. Er redet offen mit ihr, und sagt sie seie für die Unterdrückung des Volkes verantwortlich. Lady Milford ist empört und erklärt ihm, dass sie durch ihren Einfluss vielen Menschen geholfen hat und so korrigiert Ferdinand sein Bild von ihr. Dies ändert aber nichts an seinem Entschluss, sie nicht zu heiraten, und Lady Milford verlässt die Stadt. Nun hofft Ferdinand, Luise doch noch heiraten zu können.
"Endlich ist es erschienen, das Ziel meiner Hoffnung! Lady Milford, das furchtbare Hindernis unserer Liebe, floh diesen Augenblick aus dem Land .unsere glücklichen Sterne gehen auf\" (S. 92)
Er schlägt vor mit Familie Miller zu fliehen, dies zeigt, dass er realitätsfern ist, da er mit Luise fliehen will, ohne einen wohlüberlegten Plan zu haben. Da er sich von seinem Herzen leiten lässt, unternimmt er keine Anstrengung, seinen Plan zu überprüfen.
Er will die gesamte Weltordnung an sich reißen und Gott selbst herauszufordern.
Luise aber unterwirft sich der dieser Weltordnung.
"Meine Pflicht heißt mich bleiben und dulden." (S.66)
Daraufhin wird Ferdinand misstrauisch und beschuldigt Luise der Untreue. Sein Besitzdenken und seine absolute Liebe zu Luise, verbunden mit seinem emotionalen Handeln, lassen ihn schon früh im Buch unbegründet eifersüchtig auf Luise werden.
"Schlange, du lügst. Dich fesselt was anders hier.. Ein Liebhaber fesselt dich, und Weh über dich und ihn, wenn mein Verdacht sich bestätigt." (S.66)
Ferdinands Impulsivität zeigt sich noch einmal besonders, als er erfährt, dass Luise wirklich einen "Geliebten" haben soll. Er ist entsetzt, weil ihm auf einmal sein Lebensinhalt genommen wird. Da er sehr leichtgläubig ist, glaubt er dies natürlich sofort und schwört Rache für den vermeintlichen Betrugs Luises und bedroht Hofmarschall von Kalb.
"Wie weit kamst du mit ihr? Du bist des Todes, oder bekenne!\" (S.72)
Er setzt ihm sogar die Pistole an und als dieser ihm alles gesteht, will er es nicht glauben.
Ferdinand ist außerdem sehr aggressiv (zerstört Violine von Millers, hält dem Hofmarschall Pistole an) und durch seine starke Impulsivität handelt er schnell unüberlegt.
Als Luise ihm noch einmal bestätigt, dass sie den Brief an ihren Geliebten geschrieben hat, ist Ferdinand entschlossen sich und Luise umzubringen.
Denn der Wunsch, mit Luise glücklich zu werden, dominiert ihn so sehr, dass er selbst den Tod nicht fürchtet, wenn ihm sonst keine andere Möglichkeit bleibt, um die Liebe zu Luise zu erlangen.
Er schüttet Gift in die Limonade und lässt Luise davon trinken.
,,Jesus! Was ist das? ... und mir wird übel.....Gift! Gift, Ferdinand! Von dir? O Gott, vergiss es ihm. (S. 106)
Aus Liebe zu Luise trinkt er auch aus dem Glas.
,,Keine Rettung - aber sei ruhig: Wir machen die Reise zusammen.\" (S. 106)
Als Luise im Sterben liegt, fühlt sie sich nicht mehr an den Eid gebunden.
,,Ferdinand! Ferdinand! -O- Nun kann ich nicht mehr schweigen - der Tod - der Tod hebt alle Eide auf -..... - Ich sterbe unschuldig, Ferdinand.\" (S. 107)
Ferdinand muss bitter erfahren, dass er eine Unschuldige getötet hat.
Nachdem Luise gestorben ist, kommen Miller und der Präsident zurück. Ferdinand konfrontiert seinen Vater, doch dieser schiebt die Schuld auf Wurm.
Dann stirbt auch er und reicht seinem Vater sogar noch "seine sterbende Hand".
"Luise - Luise - Ich komme - Lebt wohl - Lasst mich an diesem Altar verschneiden."
Die Beziehung scheitert also, weil die beide unterschiedliche Weltvorstellungen haben, Luise ihre bürgerliche Tugend nicht aufgibt und Ferdinand an Luises Liebe zweifelt.
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