Inhalt:
Die bürgerliche Geigerstochter Luise verbindet mit dem Major Fer¬dinand von Walter, dem Sohn des Präsidenten am Hofe des Herzogs eine Liebe, die den Standesunterschied zu überwinden scheint. Doch da eine solche Liebe zu dieser Zeit ein Skandal ist, liegt es im Interesse des Präsidenten und des von Luise verstoßenen Geheimse¬kretärs Wurm, diese Verbindung zu vereiteln. Auf Wunsche des Prä¬sidenten solle Ferdinand sofort eine Ehe mit der Mätresse des Her¬zogs Lady Milfort eingehen. Es kommt zu einer Unterre¬dung zwischen Ferdinand und Lady Milfort, in der er versucht, ihr die Unmöglich¬keit einer Verbindung mit ihr zu erklären. Als der Präsident die Mißglückung seines Planes erkennt, versucht er im Hause des Gei¬gers Luise festzunehmen. Vater und Sohn prallen aufeinander, und es kommt zu einer scharfen Auseinandersetzung. Ferdinand droht dem Vater, dessen schmutzige Amtserschleichung in aller Öffentlichkeit kundzutun. Als nun auch diese Maßnahme fehlgeschlagen war, werden die Eltern von Luise festgenommen und damit Luise von Wurm gezwun¬gen, einen Liebesbrief an den Hofmarschall aufzusetzen, der Ferdi¬nand in die Hände gespielt wird.
Als Luise sich aus Liebe zum Vater weigert, mit Ferdinand zu flie¬hen, hegt Ferdinand den Verdacht auf einen Liebhaber, darin bestärkt durch den erhaltenen Brief. Inzwischen kommt es zu einer Unterre¬dung zwischen Lady Milfort und Luise, in der Lady Milfort versucht, Luise zu demütigen und zu bewegen, Ferdinand aufzugeben. Luise entsagt dem Geliebten, doch Lady Milfort reist beschämt von Ferdi¬nands reiner Liebe ab. Luise hegt Selbstmordpläne, doch die Liebe zum Vater siegt, und Vater und Tochter beschließen außer Landes zu gehen. Ferdinand vereitelt den Plan, indem er sich und Luise ver¬giftet, vollkommen von der Liebschaft Luises mit dem Hofmarschall überzeugt. Kurz vor ihrem Tod erfährt er von der Intrige des Va¬ters. In seinen letzten Minuten sucht er den Vater auf.
Entstehung:
Der Plan zum Drama soll während des zweiwöchigen Arrestes in Stuttgart entstanden sein, in einer Zeit, voll von Gefühlen des Hasses, der Auflehnung gegenüber fürstlichen Despotismus.
Aussage:
Ein Trauerspiel behandelte bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts nur Probleme von hochgestellten Persönlichkeiten. Erst 1755 ist erst¬mals eine bürgerliche Person Träger der tragischen Handlung, und zwar in Lessings bürgerlichem Trauerspiel \"Miss Sara Sampson\".
Schiller soll Lessings Trauerspiel \"Emilia Galotti\" zum Vorbild genommen haben, in dem die Anklage gegen die Willkür der Fürsten und gegen ihre gewissenlosen Verwaltungswerkzeuge im Vordergrund stehen.
Seine theoretischen Vorstellungen über die gesellschaftliche Funk¬tion des Dramas entlehnte er den damals umlaufenden Thesen des Franzosen Sebastian Mersier. Mersier meinte, daß das Drama eine Schule für Tugenden und Pflichten des Bürgers sein sollte.
Auf Anraten des Schauspielerdichters Iffland benannte Schiller das Drama von \"Luise Millerin\" auf \"Cabale und Liebe\" um. Char¬lotte von Wolzogen war äußerliches Vorbild für Schillers Luise - sechzehnjährig, blond; in diese war Schiller selbst verliebt. Ver¬herrlichung des Urgefüges: Vater-Tochter-Liebe. Die Szene von den \"verkauften Landeskindern\" wird zum Gericht an der absolutisti¬schen Willkür.
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