Allgemein bekannt wurde Brigitte Schwaiger durch ihren ersten Roman "Wie kommt das Salz ins Meer?", der teilweise autobiographischen Geschichte eines Mädchen aus einer Kleinstadt, das in eine Ehe stolpert, bei den ersten an sie gestellten Aufgaben versagt, sich in die Ehe einsperrt und sich dem immer erziehenden Mann untergeben fühlt. Mit einem Verhältnis zu einem anderen Mann versucht sie aus dieser Situation auszubrechen, jedoch zerstört sie damit nur ihre Ehe mit Rolf.
Charakteristisch für dieses Werk ist die Tatsache, dass sich Brigitte Schwaiger auf ihre eigenen Erfahrungsbereich stützt beziehungsweise beschreibt sie ihre eigenen Sehsüchte, Ängste und Enttäuschungen. In diesem Roman wehrt sie sich gegen die Normen in der bürgerlichen Gesellschaft und gegen das Traditionsbewusstsein. Der Leser wird nicht durch Sprachexperimente und komplizierte Handlungsstränge verwirrt, sondern man hat das Gefühl man lese einen authentischen Erfahrungsbericht, außerdem spricht das Thema viele Leser an, da sie sich damit identifizieren können. Die Ich-Person, eine junge Frau, versucht sich selbst zu finden. Sie schildert "alltägliche" Situationen ihrer Ehe: die Hochzeitsfeier, den tristen Alltag als Hausfrau, der Geliebte erweist sich als gescheiterter Ausweg, eine Abtreibung löst eine Krise in der Familie aus, die zu Beruhigungstabletten, Selbstmordabsichten und psychiatrischer Behandlung führen. Am Ende steht die Scheidung und die Erzählerin kehrt ins Elternhaus zurück, und findet sich selbst wieder.
Der Zeitablauf von Anfang bis Ende der Ehe wird oft von Geschichten und Erinnerungen aus ihrer Kindheit und Jugend überlappt, was im Endeffekt eine patriarchalisch dominierte Welt ergibt. Die Hauptperson macht kein Geheimnis aus ihrem Konflikt zwischen Emotionen und gesellschaftlicher Anpassung offen aus, was dazu führt, dass sich viele Frauen mit ihr identifizieren können. Möglicherweise machte dies den Erfolg des Buches aus.
Brigitte Schwaiger wählte einen Stil, der einfach, eindringlich, provokant und komisch zugleich ist.
Vergleich der Werke Malina, Wie kommt das Salz ins Meer und die Klavierspielerin unter einigen bestimmten Aspekten:
Die drei Hauptfiguren aus den Werken "Die Klavierspielerin" von Elfriede Jelinek, "Malina" von Ingeborg Bachmann und "Wie kommt das Salz ins Meer?" von Brigitte Schwaiger, handeln alle drei von unterdrückten Frauen. Der einzige Unterschied liegt darin, wie und von wem die Frauen kontrolliert werden. Ein weiterer interessanter Aspekt, den alle drei Werke aufweisen, ist die unterschiedliche Art wie das "schwache Geschlecht" auf diese Unterdrückung reagiert und versucht, aus dieser Lage zu entkommen.
Zu dem ersten Punkt, der Unterdrückung, ist zu sagen, dass der einzige Zusammenhang zwischen den drei Büchern darin liegt, dass sie kontrolliert werden.
Zuerst möchte ich dies anhand von Erika Kohuts, der Hauptfigur aus dem bekannten Werk von Elfriede Jelinek, "Die Klavierspielerin", erklären. In diesem Falle wird die Frau von ihrer dominanten und fordernden Mutter unterdrückt. Von Kindestagen an war es das Ziel der Mutter ihr Kind so zu erziehen, dass es sich von der breiten Masse unterscheidet. Im Allgemeinen sollte dies ja das Ziel der Eltern sein, ihre Kinder so zu erzeihen, dass sie etwas besonderes darstelle, aber in diesem Falle hat es die Mutter doch um einiges übertrieben. Aufgrund des permanenten Drilles Mutter immer mehr Klavier zu spielen und immer besser zu werden, hatte Erika damals keine Zeit mehr für andere Beschäftigungen, wie zum Beispiel Freunde, Liebe,... Kurz gesagt, die Mutter war schuld daran, dass Erika immer mehr von der Außenwelt isoliert wurde. Jeder zaghafte Versuch doch aus dieser Welt zu flüchten, zeigen sich darin, dass Erika eine enorme Gier nach Äußerlichkeiten entwickelt. Eine weitere Folge dieser diktatorischen Erziehung der Mutter, dass Erika Kohut ein beunruhigendes Problem mit ihrer eigenen Identität entwickelt. Selbst als Erika um die dreißig Jahre alt ist, versucht die Mutter noch immer mit aller Gewalt jeglichen Kontakt Erikas zu der Außenwelt, insbesondere zu Männern, zu verhindern. Da die Frau keine normale Beziehung führen kann, hat sie praktisch keine andere Wahl, als ihre Sexualität in Perversitäten zu äußern, und entwickelt sich deshalb zu einer Voyeurin, die ihre sexuelle Befriedigung in Pornokinos sucht. In meinen Augen hat Erika keine Chance ihr eigenes Leben zu führen, da sie in der Traumwelt ihrer Mutter gefangen ist, und dies ihre einzige Möglichkeit ist, doch noch irgendwie Abstand zu der Mutter zu gewinnen.
Im Gegensatz dazu steht die Frau in "Wie kommt das Salz ins Meer" von Brigitte Schwaiger, nicht von der Mutter unterdrückt, sondern von der gesamten Gesellschaft. Als Frau wird von ihr praktisch verlangt einen anständigen Mann zu finden, diesen auch zu heiraten, beinahe alles für ihn zu machen, Kinder zu gebären und die perfekte Hausfrau zu sein. Die Gefühle und Bedürfnisse des "schwachen Geschlechtes" werden jedoch vollkommen ignoriert, da es ja bereits alles besitzt, was sich eine Frau nur wünschen kann. Im Allgemeinen beschreibt dieses Werk den Konflikt zwischen Emotionen und gesellschaftlicher Anpassung der Protagonistin. Die Ich- Personversucht verzweifelt sich selbst wieder zu finden, da sie sich aufgrund der Ehe nicht wiedererkennt, da sie sich so sehr den Vorstellungen anderer angepasst hat. Sie versucht aus dem Alltag, der Langeweile und der Einfalt des unfreiwilligen Ehelebens zu entkommen, aber die Gesellschaft erlaubt es ihr nicht. All das was der Frau fehlt, zum Beispiel Zärtlichkeit, Liebe und Verständnis, beginnt sie in einer Affäre zu suchen, jedoch endet auch dies negativ, das die Protagonistin schwanger wird. Dies ist der Beginn ihres seelischen Verfalles, sie sieht keinen Ausweg mehr aus ihrer Lage. Sie beginnt Beruhigungstabletten zu schlucken, um ihr Leid zu vergessen. Die Ich- Person spielt sogar mit dem Gedanken ihrem Leben ein Ende zu setzen. Kurz gesagt, ihr eigentliches Problem ist der Verlust der eigenen Identität aufgrund einer Ehe. Eine Scheidung wäre eine Lösung, jedoch billigt dies die Gesellschaft nicht, da dies gegen die Tradition und unmoralisch ist.
In dem dritten Werk "Malina" von Ingeborg Bachmann, erfolgt die Unterdrückung im großen und ganzen durch eine von Männern dominierte Welt. Anfangs lebt die Protagonistin in einer Welt des Glückes, da die Beziehung zu Ivan das ist, was sie sich wünscht. Er ist angeblich ihre erste große Liebe und wegen ihm empfindet sie erstmals so etwas wie Wünsche, Phantasien, Sehnsucht und Leidenschaft.
Jedoch beginnt sich die Protagonistin im Laufe der Handlung an ihre schreckliche Kindheit zu erinnern, in der sie von ihrem Vater misshandelt wurde. Aufgrund dessen bricht sie den Kontakt zur Außenwelt ab, was schlussendlich auch den Verlust der Beziehung mit Ivan bedeutet. Genauso wie die zwei anderen Protagonistinnen, verliert sie ihre weibliche Identität. Der einzige Unterschied liegt darin, wie die Frauen in diesen Konflikt hineinschlittern beziehungsweise damit umgehen. Eines haben sie jedoch alle drei gemeinsam, keiner kann diesem ständigen Druck der Gesellschaft standhalten. Keine der dreien sieht noch einen Sinn in ihrem Leben, sie wollen flüchten, nur wie?
Erika Kohut (Die Klavierspielerin) und die Protagonistin aus "Malina" lösen ihrer Probleme mit Selbstmord. Diese harte und emotionslose Welt trieb sie so weit, dass sie keinen Sinn mehr in ihren Leben sahen, und dies ist die einzige Möglichkeit aus dieser Gesellschaft zu fliehen.
Im Gegensatz dazu, kann sich die Ich- Person aus "Wie kommt das Salz ins Meer" aus ihrer angeblich aussichtslosen Situation retten, um ein glückliches und neues Leben zu beginnen. Sie hat die Chance ihre weibliche Identität zu erdecken. Obwohl Scheidung in der Gesellschaft der Werkes alles andere als der Tradition entspricht, schafft sie es aus ihrer Ehe zu entkommen, um ein neues und eigenes Leben zu beginnen
Leider geht es noch immer sehr vielen Frauen in unserer Gesellschaft genauso wie den Protagonistinnen dieser Bücher. Diese Frauen sind gefangen in einer von ihren Männern beistimmten Welt und haben nicht die Möglichkeit ihre Identität zu finden und auszuüben. Jedoch gibt es in den Industrieländern auch schon sehr viele Frauen, die mit ihrer Identität klarkommen und genau wissen was sie wollen. Die erklärt sich dadurch, dass immer mehr Frauen einen anderen Beruf dem der Hausfrau vorziehen.
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