Peter Handke zählt zu den eigenwilligsten, erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren der Nachkriegszeit. Er wurde am 6.12.1942 in Griffen (Kärnten) geboren. Sein Großvater war Bauer und Zimmermann, slowenischer Abstammung. Seine Mutter arbeitete vor ihrer Ehe als Abwaschhilfe, Stubenmädchen und Köchin. Sein leiblicher Vater war ein deutscher Parteigenosse, verheiratet und welcher im Zivilberuf Sparkassenangestellter. Peter Handke lernte ihn zum ersten mal zur Zeit seiner Matura kennen.
Seine Mutter heiratete, bevor das Kind zur Welt kam, einen Unteroffizier der Deutschen Wehermacht, den Berliner Straßenbahnfahrer Bruno Handke, welcher die Mutter schon lange verehrt hatte. Von 1944 bis 1948 lebten Mutter und Sohn nach dem Kriegsende zusammen mit dem Stiefvater im Osten Berlins. 1948 zog die Familie in das Geburtshaus der Mutter in Griffen. Dort arbeitete der Stiefvater in der Werkstatt der Schwiegereltern. Die zunehmende Trunksucht seines Stiefvaters und die regionale und soziale Beschränktheit, also die tägliche Erfahrung von Abhängigkeit und abstumpfenden Wiederholungszwängen, dürften den Hintergrund für Handkes spätere Auflehnung gegen alle erdrückenden Systeme von Geboten und Gewohnheiten bilden.
Nach Absolvierung der Dorfschule in Griffen besuchte Handke das Knabeninternat des katholisch-humanistischen Gymnasiums Tanzenberg. Dort schrieb er die ersten literarischen Texte für die Internatszeitschrift "Fackel".
1959 wechselte er die Schule, da diese eher auf die Heranziehung von Pristernachwuchs ausgerichtet war, und bestand 1961 sein Abitur in Klagenfurt.
In der Zeit von 1961-1965 studierte Handke Jura in Graz. Während dieser Zeit fand Handke den Anschluß an die Schriftstellergruppe um das "Forum Stadtpark" und übernahm Publikationen in der Zeitschrift "manuskripte".
Im Jahr 1966 publizierte das Verlagshaus Suhrkamp seinen ersten Roman "Die Hornissen". Daraufhin brach Handke das Studium ab und arbeitete seit dem als freiberuflicher Schriftsteller.
Bekannt wurde Peter Handke durch die Behauptung der "Beschreibungsimpotenz" der inzwischen zur Kritikervereinigung gewordenen Gruppe 47 auf deren Tagung in Princeton. Dieses Urteil hatte wahrscheinlich auch Schuld daran an der Auflösung der Gruppe.
Im Jahr 1966 heiratete Peter Lipgart Schwarz, eine Schauspielerin, mit der er 1969 eine Tochter mit dem Namen Amina bekam.
1971 beging seine seine 51-jährige Mutter Maria Selbstmord. Vor ihrem Selbstmord verfasste sie aber noch einen Brief an Peter, welcher Aussagte, dass es unvorstellbar zu leben sei. Durch dieses dramatisches Ereignis enstand 1971 sein Werk "Wunschloses Unglück", eine Art Biographie über das tragische Leben seiner Mutter.
1972 ließ er sich von Lipgart scheiden und erzog seine Tochter alleine. Dadurch entstand im Jahr 1981 das Buch : "Kindergeschichte", in dem er seine Probleme als Alleinerziehenden beschreibt.
Wichtige Reisen führten Peter früh nach Jugoslawien, Rumänien und in die USA. Die Erfahrungen seines längeren Aufenthaltes in Amerika spiegelt der Reiseroman " Der kurze Brief zum langen Abschied" von 1972.
Mehrfach wechselte Handke seine Wohnsitze :Graz, Düsseldorf, Berlin, Paris, Köln, Frankfurt/M., Kronberg im Taunus, 1978/79 die USA. Im Herbst 1979 übersiedelte Handke nach Salzburg, damit seine Tochter eine deutschsprachiges Gymnasium besuchen konnte. Ende der achtziger Jahre machte Handke ausgedehnte Reisen und Wanderungen in Europa, Alaska und Japan.
Seit 1991 lebt der Schriftsteller in Chaville bei Paris, wo er mit der Schauspielerin Sophie Semin 1992 seine zweite Tochter, mit dem Namen Leocadie, geboren wurde.
Im Jahre 1973 wurde Handke mit dem "Georg-Büchner-Preis" ausgezeichnet, 1979 erhielt er den "Franz-Kafka-Preis". Den letzten Preis, den serbischen Literaturpreis ("Goldschlüssel von Smederevo" erhielt er 1998.
Man kann sagen, dass Peter Handke nun seit dreißig Jahren seine Leser immer wieder überrascht, dies kann durch seine Romane, Erzählungen und Theaterstücke sein. Allein schon deren Titel sind schon zur Alltagssprache geworden. Um nur einiges zu nennen: Die Angst des Tormanns beim Elfmeter, Der kurze Brief zum langen Abschied, Als das Wünschen noch geholfen hat, Mein Jahr in der Niemandsbucht.
Eines seiner zentralen Themen ist der Zustand von der Welt mittels der Sprache. Steht sein Frühwerk noch deutlich unter einem sprachskeptischen Aspekt, welche sich bemüht den Unterschied zwischen Zeichensystemen und außersprachlicher Wirklichkeit zu zeigen ( Die Angst des Tormanns beim Elfmeter, 1972), so wandelt sich dieser Gedanke im Verlauf der siebziger Jahre zum Glauben an das "große Wort" der Literatur (Mein Jahr in der Niemandsbucht, 1994).
Für jeden seiner Romane gilt: wovon er erzählt, wie er erzählt, so war es bisher noch nicht zu lesen gewesen.
Durch den engen Kontakt von Handke zum "Forum Stadtpark" ist es ihm in erster Linie zuzuschreiben, dass Graz Anfang der 70-er Jahre den Beinamen "heimliche Literaturhauptstadt" erhielt.
Seinen ersten großen Erfolg konnte Handke mit einer absoluten Provokation verbuchen- der legendären "Publikumsbeschimpfung" (1966): Stillhalten, innehalten, losgehen, wieder verharren- dieses Ineinander von Bewegungen, Bewußtseinsbewegungen, das beharrliche Befassen mit scheinbaren Nebensächlichkeiten, kleinen Dingen- all dies sind Kennzeichen für Handkes erzählerische Grundhaltung.
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