In seinen zahlreichen, nach 1970 geschriebenen Theaterstücken entwirft Bernhard ein dem Prosawerk vergleichbares Bild des Weltekels. Dabei wird das dialogische Prinzip der Bühne, das auf Rede und Gegenrede beruht, konsequent ad absurdum geführt. Auch die Akteure der Dramen sprechen in oft verrätselten Monologen, in denen sie sich nur mehr wiederholen können. Jegliche Kommunikation ist zum Scheitern verurteilt. In Bernhards Stücken werden die Grenzen zwischen Tragödie und Komödie bewußt verwischt (nicht zufällig lautet der Titel einer Erzählung Bernhards Ist es eine Komödie? Ist es eine Tragödie?).
Zu den Dramen Bernhards gehören Ein Fest für Boris (1970), Die Macht der Gewohnheit (1974), Immanuel Kant (1985), Der Theatermacher (1985), Einfach kompliziert (1986) und Elisabeth II. (1987). Einige dieser Stücke wurden bewußt für bestimmte Ensembles geschrieben (für das Bochumer Schauspielhaus bzw. das Wiener Burgtheater, jeweils unter der Leitung Claus Peymanns). Andere stellen konkrete Schauspieler in den Mittelpunkt, so Minetti (1977, für Bernhard Minetti) und Ritter, Dene, Voss (1984, Ilse Ritter, Kirsten Dene und Gert Voss). Dadurch, daß die Namen der Schauspieler im Dramentitel auftauchen, wird den Stücken ihr Illusionscharakter, auf die außerliterarische Realität zu verweisen, nachdrücklich abgesprochen. Sie schaffen somit eine ebenso abgeschlossene sprachliche Wirklichkeit wie auch das Romanwerk Bernhards.
Dennoch blieb der provozierende Tonfall mancher Texte Bernhards nicht verborgen. So kam es nach der Vorveröffentlichung von Passagen aus dem Drama Heldenplatz (1988), einer Auftragsarbeit für den 100. Jahrestag des Wiener Burgtheaters, zum Eklat. Das Stück, welches sich mit der Position Österreichs zu jüdischen Emigranten beschäftigt, brachte Bernhard in Konflikt mit den offiziösen Politikern des Landes. Wegen zahlreicher Proteste von höchster Stelle ("Hinaus aus Wien mit dem Schuft!") mußte die Premiere um fast einen Monat verschoben werden.
Thomas Bernhardt starb am 12. Februar 1989 in Gmunden (Oberösterreich). Neben Peter Handke und Gerhard Roth gehört er zu den bedeutendsten Vertretern der österreichischen Nachkriegsliteratur. 1968 wurde Bernhard mit dem Österreichischen Staatspreis, 1970 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Testamentarisch verfügte er, daß keines seiner Werke in Österreich publiziert oder aufgeführt werden darf.
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