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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Über den autor: thomas mann


1. Drama
2. Liebe

Thomas Mann wurde am 6. Juni 1875 in Lübeck geboren. Seine Kindheit hat er auch in späteren Jahren ohne jede Einschränkung als "gehegt und glücklich\" bezeichnet. Sein Vater, ein angesehener Kaufmann, Konsul und später Senator, schickte Thomas auf das Realgymnasium, wo er seine mittlere Reife machen sollte um danach selber Kaufmann zu werden .Thomas Mann haßte jedoch die Schule, erinnerte sich trotzdem gerne an seinen Klassenlehrer Bäthke zurück, der dem damals Fünfzehnjährigen die Bekanntschaft mit Schillers Balladen machte. Er zeigte allerdings kein Interesse an dem Kaufmannsdaseins seines Vaters. Auch sein älterer Bruder Heinrich, mit dem er in seinen Jugendjahren eng verbunden war, zeigte keinerlei Interesse an der Weiterführung der Firma , weshalb der Vater in seinem Testament verfügte, daß die Firma nach seinem Tode 1891 aufzulösen sei, was erhebliche Vermögensverluste verursachte, den beiden Brüdern aber eine kleine Rente einbrachte von der sie leben konnten. Beide Brüder fühlten sich für den Abstieg der Familie verantwortlich. Dies drückten sie in ihren Werken aus, wenn sie Bürger karikierten oder Entbürgerlichungen darstellten.
Thomas Mann schrieb schon früh Gedichte im Stile Heinrich Heines, welchen er sehr schätzte. In einer Notiz über Heine (1908), nennt er ihn den genialsten deutschen Prosaisten bis Nietzsche. Seine ersten Dramen (Aischa, Mich könnt ihr nicht vergiften, Die Prister), die er als Schüler schrieb, dienten meist der Familienunterhatung. Lediglich einige an einen Klassenfreund und eine Tanzstundenpartnerin gerichtete Poesien waren in der Schule bekannt geworden und schadeten Thomas Manns Ansehen sehr, da man von dem Erben des väterlichen Besitzes anderes erwartete.
1893 gab Thomas Mann zusammen mit Schulkameraden eine "Monatsschrift\", die er "Frühlingssturm\" nannte, heraus, von der allerdings nur 2 Exemplare, welche einen Prosatext, Gedichte und Kritiken des Autors beinhalteten, veröffentlicht wurden. Diese frühen Texte zeigten schon die Anfänge einer eigenwilligen Schriftstellerpersönlichkeit, die sich in dem Bedürfnis äußerten, sich der Moderne anzuschließen. 1894 verließ Thomas Mann endlich die wenig geliebte Schule und stieß in München wieder zum Rest der Familie, welche dort seit dem Tode des Vaters lebte. Er versuchte sich dort wieder in die bürgerliche Erwerbswelt einzuordnen und begann eine Lehre bei einer Versicherungsanstalt, die aber nur wenige Monate andauerte. Sein Ruf als Lyriker begann sich, nach dem soeben erchienenen zweiten Gedichtband "Aber die Liebe\", auszubreiten. Viel Lob und Aufforderungen zu weiteren Arbeiten ermutigten Thomas Mann, die Stelle aufzugeben, und stattdessen Journalist zu werden, zu dessen Zwecke er sich an der Technischen Hochschule München als Gasthörer geisteswissenschaftliche Vorlesungen anhörte. Er begann außerdem Buchbesprechungen und Artikel für die patriotisch - antisemitische Zeitschrift Das zwanzigste Jahrhundert zu schreiben.
1894 erschien die Erzählung Gefallen in der Zeitschrift Die Gesellschaft, die sich für den zeitgenössischen Naturalismus und Impressionismus einsetzte. Sehr wahrscheinlich auf Anregung seines Bruders hin, der Nietzsche sehr schätzte, begann Thomas Mann die Lektüren Nietzsches und Schopenhauers zu studieren. Nietzsche und Schopenhauer übten damals und Zeit seines Lebens den bedeutendsten Einfluß auf die Weltanschauung Thomas Manns aus. Der dichterische Träumer Mann, der in der wirklichen Welt versagte, wurde von Schopenhauers Lehre angezogen, weil sie eine äußere und eine innere Welt trennte. Sie unterschied die Welt der Vorstellung, die dem Satz vom Grunde, also der Rationalität unterworfen war, von dem Ding an sich, dem zeit - und raumlosen, chaotischen Weltgrund, den Schopenhauer den Willen nannte. Schopenhauer bewertete , wie ein großer Teil der naturalistischen Literatur, die mitleidige Sympathie mit der leidenden Kreatur hoch und erhob die Kunst in eine religiöse Sphäre als Erlösung vom Leiden der Welt. Die Kunst erlöst von der Enge der bürgerlichen Erwerbswelt und damit von der Entfremdung der eigenen Individualität. Die artistisch - ästhetische Verwandlung der Realität in alternative Phantasiegebilde gibt dem Menschen Distanz, entfremdet ihn aber ihrerseits auch und trennt den der Kunst Verfallenen vom Leben, von der Liebe, ohne die der Mensch nicht leben kann, ohne die er den lebensnotwendigen Zusammenhang mit der Gesellschaft verliert.
1895 und noch einmal 1896 - 98, lebten die beiden Schriftstellerbrüder zusammen in Italien, in Palestrina und in Rom, dazwischen und danach lebte Thomas Mann in München und eine Zeit lang im Boheme - Stadtteil Schwabing. Er arbeitete außerdem eine vorübergehend als Lektor für den Albert Langen - Verlag und dessen satirisch - humoristisch - literarische Zeitschrift Simplicissimus.
Unter den frühen Erzählungen ist Der kleine Herr Friedemann zu erwähnen, weil dort ein vergeblicher Versuch geschildert wird, das Liebesbedürfnis durch den Rückzug in ein ästhetisches Reservat zu kompensieren. Der vernichtenden Wirkung der Sexualität, des Willens zum Leben, auf das Individuum wird die ungeheure Gleichgültigkeit, sowohl der organischen Natur, als auch der gesellschaftlichen Ordnung gegen das individuelle Liebesbedürfnis gegenübergestellt. Die Erzählung lieferte den Titel für eine kleine Sammlung, die 1898 veröffentlicht wurde. Ihr Verleger , Samuel Fischer , forderte Thomas Mann auf , einen Roman zu schreiben , woraufhin er das Buch Buddenbrooks (1901) schrieb. Die vorbereitenden Notizen und die ersten Kapitel erarbeitete Thomas Mann während des zweiten Italienaufenthalts mit seinem Bruder.
Dieser erste Roman wurde ein Meisterwerk, weil es ihm gelang , eine an sich traurige Geschichte , den Verfall einer Familie ,in einer solchen Weise zu erzählen, daß der Leser ihn mit heiterer Sympathie verfolgt. Der Leser gewinnt Distanz zum erzählten Geschehen, weil ihm immer wieder Signale angeboten werden, mit denen er die Selbsttäuschungen der handelnden Personen durchschauen kann. Die Familienehre ist eine falsche Religion, eine Ideologie, der selbst die Liebe zum Opfer gebracht werden muß. Die christlich - pietische Religion wird von Anfang an im Konsul Buddenbrook als Ideologie gezeigt.
Mit dem erscheinen von Buddenbrooks trat Thomas Mann als reifer Künstler vor die Öffentlichkeit. Seine Jugendzeit war somit abgeschlossen.
1903 wurden seine brühmten Novellen Tristan und Tonio Kröger veröffentlicht. Die Erzählung Tonio Kröger (1903) gewinnt dem entbürgerlichten Künstler positive Seiten ab. Sie präsentiert das Programm eines Schriftstellers, der seine Entfremdung von der Bürgerlichkeit, zu der er doch gehört und in die er sich zurücksehnt, durch liebevolle Zuneigung zu seinen Lesern ausgleicht. Nicht zufällig tritt ein homoerotisches Motiv in Tonio Kröger an die Oberfläche. Thomas Manns Bisexualität war ihm immer eine Bestätigung seines artistischen Außenseitertums.
In der Novelle Tristan (1903) wird die Schriftstellerfigur karikiert. Ihre Außenseiterrolle ist durch ostjüdische Herkunft und soziale wie auch körperliche Impotenz markiert. Das Ressentiment des Außenseiters treibt diesen zu einer Art von Ersatzliebe und Ersatzleben, die tödlich wird.
Noch während er an den Buddenbrooks schrieb, plante Thomas Mann ein Renaissancedrama. Fiorenza (1905) besteht aus dramatischen Gesprächen, die Kunst als Kultus der Oberfläche der religiösen Radikalität einer Savonarola - Figur entgegenstellen.
1903 erschien die einbändige zweite Auflage der Buddenbrooks , die ein Verkaufserfolg wurde. Seitdem war Thomas Mann eine Berühmtheit.
1904 verliebte er sich in Katja Pringsheim, die Tochter eines Mathematikers, der an der Universität lehrte, reich war und ein großes Haus besaß. Seine Frau stammte aus der liberalen Berliner Familie Dohm. Beide waren jüdischer Herkunft. 1905 heirateten beide und zeugten im Verlaufe ihrer Ehe sechs Kinder, zu denen Thomas Mann jedoch ein eher distanziertes Verhältnis hatte. Dennoch war die Familie ihm als Gewicht seiner Existenz unentbehrlich. Hervorzuheben ist besonders die Lebensleistung Katja Manns, welche einen großen Anteil an der Vermittlung zwischen der wirklichen und der fiktionalen Welt ihres Mannes hatte. Im Haushalt übernahm Katja Mann die Leitung der "geschäftlichen\" Angelegenheiten: Sie besorgte Verlagskontakte, erledigte Bücher- und Manuskriptbegutachtungen, und sie war die menschliche Beratung für Thomas Mann; kurz, sie entlastete ihren Mann durch die Organisation äußerer Pflichten und trug dazu bei, den geregelten Tagesablauf - die Bedingung für Thomas Manns dichterische Arbeit - von Störungen frei zu halten.
1909 erschien der Prinzenroman Königliche Hoheit mit dem Thema des vornehm - überlegenen
Außenseiter - Dichters, der seinen Platz in der Gesellschaft sucht, ohne sich trivialisieren zu müssen - umspielt von Thomas Mann im Symbol eines Fürsten. 1912 enstand Thomas Manns bedeutendste Novelle Der Tod in Venedig. Der große, aber in seinem Ruhm eingesperrte Schriftsteller Aschenbach wird durch eine homoerotische Leidenschaft befreit und getötet. Aschenbach verläßt seine Welt der disziplinierten Vorstellung und gibt sich dem Drang seines chaotischen Willens hin. 1924 veröffentlichte Thomas Mann den Roman Der Zauberberg , dessen Stoff er während eines Davos - Aufenthaltes seiner lungenkranken Frau gesammelt hatte. Es war wieder die Geschichte einer Entbürgerlichung , nur geschah sie nicht einem berühmten Schriftsteller, sondern einem schlichten Hamburger Bürgersohn.
Als 1914 der Krieg ausbrach, glaubte Thomas Mann sich mit seinem Volk einig. Der Krieg gegen die Demokratien sei ein Krieg für die deutsche Lebensform, für Kultur und militärische Disziplin, für einen Staat, der von politischen Fachleuten geleitet, den Bürger frei für Kultur ließe und nur so eine von politischem Eifer freie Literatur ermögliche. Er begann ein Buch Betrachtungen eines Unpolitischen das erst kurz vor Kriegsende 1918 erschien. Er hielt sich selber für antidemokratisch und konservativ, außerdem verteidigte er die deutsche Sache, weswegen ihn viele für nationalistisch hielten, was er aber in den Betrachtungen eines Unpolitischen bestreitet. Der Ausgang des Krieges erschütterte Thomas Mann schwer. Dann aber begann er sich für den Erhalt der Kultur in der Demokratie einzusetzen. 1929 wurde Thomas Mann der Nobelpreis für Literatur für sein Buch Buddenbrooks verliehen. Im Frühjahr 1933 kehrte Thomas Mann von einem Erholungsaufenthalt in der Schweiz nicht nach Deutschland zurück, da die politische Polizei die Einweisung Thomas Manns in ein Konzentrationslager beabsichtigte, weil er sich sehr gegen die nationalsozialistische Kulturbarbarei eingesetzt hatte. Thomas Mann ließ sich in der Nähe von Zürich nieder. 1936 bekannte sich Thomas Mann öffentlich zu seinem Exil und die nationalsozialistische Regierung Deutschlands verfügte die endgültige Ausbürgerung Thomas Manns, welcher kurz zuvor bereits die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft angenommen hatte.
1933 erschienen die ersten beiden Bände Die Geschichten Jaakobs und Der junge Joseph , es folgte 1936 der dritte Band Joseph in Ägypten und 1943 der vierte Band Joseph der Ernährer. Den Josephs-Roman unterbrach er 1936 für eine Goethe-Novelle, aus der der Roman Lotte in Weimar wurde, in dem Goethes Größe und seine Verehrung problematisiert werden. 1938 während des Anschlusses Österreichs reiste Thomas Mann in die USA, wo er zuerst in Princeton als Lektor an der Universität arbeitete, 1941 siedelte er nach Los Angeles um. Im amerikanischen Exil setzte er sich nach anfänglicher Zurückhaltung, für den Krieg gegen Hitler ein. 1944 wurde er amerikanischer Staatsbürger. In regelmäßigen Rundfunksendungen drückte er den Wunsch aus, die Deutschen möchten sich selber von Hitler befreien. Er litt sehr darunter, daß dies nicht geschah . 1947 erschien sein Roman Doktor Faustus . Der Aufforderung deutscher Schriftsteller, die während des Krieges emigriert waren, nach Deutschland zurückzukehren, folgte Thomas Mann nicht, was zu Mißstimmungen in Westdeutschland führte. 1949 hielt er Goethereden in beiden Teilen Deutschlands. Der Besuch in Weimar hatte Angriffe der westdeutschen Presse zur Folge.
1952 emigrierte Thomas Mann ein drittes Mal, aus den vom Antikommunismus des Senators Joseph Mc Carthy bessesenen USA, und ließ sich noch einmal in der Schweiz nieder. Seit 1951 schreibt er an der Fortsetzung des Romans Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull , den er 1914 schon angefangen hatte und der 1954 erschien. Im gleichen Jahr enstand außerdem der Aufsatz Versuch über Tschechow und 1955 Versuch über Schiller. Während eines Erholungsaufenthaltes am Meer in Holland erkrankt der Achtzigjährige. Thomas Mann stirbt am 12. August 1955 in Zürich.

 
 

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