Im Internat Maulbronn lernt Hans Giebenrath den aufsässigen Hermann Heilner kennen, die beiden werden Freunde. Für Hans ist die Freundschaft zu Hermann \"ein mit Stolz gehüteter Schatz, bald auch eine große, schwer zu tragende Last\". Er bewundert seinen Freund, der im Gegensatz zu ihm das Leben leicht nimmt. Hermann \"lebte wärmer und freier, litt seltsame Leiden und schien seine ganze Umgebung zu verachten. Er verstand die Schönheit der alten Säulen und Mauern. Und er trieb die geheimnisvolle, sonderbare Kunst, seine Seele in Versen zu spiegeln und sich ein eigenes, scheinlebendiges Leben aus der Phantasie zu erbauen. Er war beweglich und unbändig und machte täglich mehr Witze als Hans in einem Jahr. Er war schwermütig und schien seine eigene Traurigkeit wie eine fremde ungewöhnliche und köstliche Sache zu genießen\" (Kap.2, S69/70).
Hermann ist also das krasse Gegenstück zu Hans, der introvertiert und sensibel durch seine Welt geht. Durch diesen Gegensatz ist ihre Freundschaft geprägt. Hans ist anpassungsfähig, Hermann ist aufrührerisch. Auch ist Hermann Hans geistig deutlich überlegen, für ihn ist die Freundschaft \"ein Vergnügen und Luxus, eine Bequemlichkeit oder auch eine Laune\".
Durch diese Freundschaft verändert sich Hans Persönlichkeit. Er tut alles, um diese Beziehung aufrecht zu erhalten. Die Schule wird ihm fremder, er ist fast nur noch mit Hermann zusammen. Seine Leistungen in der Schule werden schlechter und das Lernen fällt ihm von Tag zu Tag schwerer. Hans legt seinen Hochmut gegenüber anderen Schülern aber nicht ab, und wird deshalb von ihnen verachtet und verhöhnt.
\"Ein Schulmeister hat lieber zehn notorische Esel als ein Genie in seiner Klasse, und genau betrachtet hat er ja Recht, denn seine Aufgabe ist es nicht, extravagante Geister herauszubilden, sondern gute Lateiner, Rechner und Biedermänner\" (Kap.4, S.90). Ich glaube, Hans hat diese Aufgabe der Lehrer verstanden und ließ auch deswegen in seinen schulischen Bemühungen nach.
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