Alice Walker wurde am 9. Februar 1944 in Eatonton, Georgia, als jüngstes von 8 Kindern, geboren. Ihre Urgroßmutter mütterlicherseits war Cherokee Indianerin, Teile dieses Erbes finden sich in manchen Figuren ihrer Romane, wie zB in Corrine aus dem Buch "The Color Purple". Im Sommer 1952 erblindete Alice Walker infolge eines Unfalls auf einem Auge. Alice Walker absolvierte 1961 die High School und verließ danach ihre Heimatstadt, um in Atlanta, Georgia, das College zu besuchen. Dort demonstrierte sie mit anderen für die Menschenrechte und wurde daraufhin von Dr. Martin Luther King Jr. Eingeladen, das Welt-Jugend-Festival in Helsinki, Finnland, zu besuchern. Im August 1963 nahm Alice Walker am Arbeits- und Freiheitsmarsch in Washington DC teil und konnte die Ansprache von Dr. King "I have a dream" mitverfolgen. Noch in diesem Jahr erhielt sie als eine der wenigen jungen Schwarzen ein Stipendium an einem der renommiertesten Colleges in New York. Dies gab ihr die Chance von der Dichterin Muriel Ruykeyser und der Schriftstellerin Jane Cooper zu lernen. Beide befürworteten und unterstützten Alice Walker auf ihrem Weg zur Schriftstellerin. In ihrem Abschlussjahr war sie dem Selbstmord nahe. Um ihre Gefühle und Gedanken auszudrücken schrieb sie einige Gedichte.
Während sie sich von ihren Depressionen und Angstzuständen erholte, schrieb sie ihre erste Kurzgeschichte "To Hell with Dying". Diese wurde veröffentlicht, als sie gerade 21 Jahre alt war.
Nach ihrem Abschluss im Jahre 1965, kehrte Alice Walker nach Georgia zurück. Dort beteiligte sie sich wieder an der Menschenrechtsbewegung. Im Herbst dieses Jahres ging sie nach New York City, um dort in einem Wohltätigkeitsheim zu arbeiten. Im Sommer 1966 kehrte sie nach Mississippi zurück und lernte dort den jungen jüdischen Studenten Mel Leventhal kennen und lieben. Mit ihm zog sie auch wieder nach New York City zurück, wo Leventhal Recht studierte.
Leventhal unterstützte und ermutigte Alice Walker zum Schreiben an ihrem ersten Roman. Während dieser Zeit verfasste sie eine Abhandlung mit dem Titel "The Civil Rights Movement - What Good Was It?", für die sie den ersten Preis im jährlichen Essay-Wettbewerb des American Scholar Magazins gewann.
Alice Walker und Mel Leventhal heirateten und zogen wieder nach Mississippi. Trotz mehrerer Drohungen, die sie aufgrund ihrer Heirat erhielten, arbeiteten beide in Mississippi weiter. Alice wurde schwanger und schützte ihren Ehemann dadurch vor der Einberufung in den Vietnamkrieg. Jedoch verlor sie ihr ungeborenes Kind nach der Teilname am Begräbnis von Martin Luther King Jr.
Alice Walker hörte dennoch nicht zu schreiben auf und nahm eine Lehrstelle an einer Universität an. Dort veröffentlichte sie ihren ersten Gedichtband "Once". Danach wurde sie wieder schwanger und beendete ihren ersten Roman "The Third Life of Grange Copeland" in der selben Woche, in der ihre Tochter Rebecca zur Welt kam. Dieser Roman, der die Geschichte einer jungen Frau, die ihren Ehemann ermordet, erzählt, erhielt nicht nur viele literarische Preise, sondern auch mannigfaltige Kritik. Viele afroamerikanische Kritiker meinten, sie hätte den männlichen Charakter der Schwarzen in ihrem Buch zu schroff beschrieben. Alice Walker bestritt diese Anschuldigungen mit der Begründung, dass zu viele Frauen zu oft von den von ihnen geliebten Männern missbraucht würden.
Im Jahr 1972 gründete sie einen der ersten Frauenkurse der Nation, einen Frauen-Literatur-Kurs, am Wellesley College. Außerdem führte sie die Studenten in die Literatur afroamerikanischer Autoren ein. 1973 veröffentlichte Alice Walker ihre erste Kurzgeschichtensammlung "Love & Trouble: Stories of Black Women" und ihren zweiten Gedichtband "Revolutionary Petunias & Other Poems". Für beide erhielt sie wiederum zahlreiche Auszeichnungen.
1976 folgte ihr 2. Roman "Meridian", der den Kampf einer jungen Frau während der Menschenrechtsbewegung erzählt. In diesem Jahr wurde auch ihre Ehe mit Mel Leventhal geschieden. Danach zog sie nach Kalifornien und verliebte sich in Robert Allen, einen Redakteur der "Schwarzen Schülerschaft". Die beiden zogen nach Mendocino, wo Alice Walker ihren 2. "You Can't Keep a Good Woman Down" veröffentlichte.
1982 beendete sie "The Color Purple - Die Farbe Lila" und gewann damit den Pulitzer Preis und den American Book Award. Alice Walker wurde zu einer vielgelesenen Autorin, die aber neuerlich von der afroamerikanischen Autoren Gemeinschaft wegen ihrer angeblich zu grausamen Darstellung der Männer angegriffen wurde. Der Roman "The Color Purple" enthält einige autobiographische Beziehungen zu Alice Walkers Leben in der Figur der Corrine.
Als nächstes Buch veröffentlichte sie "In Search of Our Mother's Garden" im Jahre 1983, welches viele Abhandlungen ihrer Frauenideologie enthält und möglicherweise als Antwort auf die Vorwürfe ihrer Kritiker diente. Kurz darauf wurde "The Color Purple" verfilmt, produziert von Quincy Jones und unter der Regie von Steven Spielberg. Die Hauptrolle spielte Whoopy Goldberg. Als die Premierevorstellung in Alice Walkers Heimatstadt Eatonton gezeigt wurde, veranstaltete man eine Ehrenparade. Daraufhin schuf Alice Walkers Schwester "The Color Purple Foundation", zur Unterstützung wohltätiger Zwecke.
1984 veröffentliche Alice Walker ihren 3. Gedichteband "Horses Make a Landscape Look More Beautiful". 1988 folgten die Abhandlung "Living By the Word" und 1989 der Roman "The Temple of My Familiar" veröffentlicht. In immer größeren Zeitabständen veröffentlichte Alice Walker "Finding the Green Stone", "Possessing the Secret of Joy" und "The Same River Twice: Honoring the Difficult".
Im letztgenannten Roman versucht sie, die Enttäuschung über die Trennung von Robert Allen aufzuarbeiten und ebenso mit ihrer beginnenden Gesinnung zur Bisexualität fertig zu werden.
Im letzten von ihr veröffentlichte Buch "By the Light of My Father's Smile" prüft sie die Zusammenhänge zwischen Sexualität und Spiritualität. Diese Geschichte ist ein vielschichtiger Bericht über verschiedene Generationen und erforscht das Verhältnis von Vätern und Töchtern.
Alice Walker hatte denkbar schlechte Voraussetzungen für den Amerikanischen Traum: Sie ist eine Frau, Afroamerikanerin und arm von Geburt an. Dennoch ist er für sie in Erfüllung gegangen.
Die Tochter einer Landarbeiterfamilie aus Eatonton, Georgia, erhielt ein Begabtenstipendium, studierte Literaturwissenschaften und gilt heute als eine der profiliertesten zeitgenössischen Schriftstellerinnen Nordamerikas.
An Alice Walkers politischem Verständnis von Literatur, an ihrem Engagement gegen Rassismus und Sexismus hat sich nichts geändert, allerdings gilt die Dichtung der 55-jährigen heute als abgeklärter. Daher markiert das Buch "Die Farbe Lila" quasi einen Wendepunkt in der schriftstellerischen Laufbahn der Alice Walker.
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