Deutschstunde ist eine Rahmenerzählung, wobei in der Literatur unter Rahmenerzählung eine Erzählform gesehen wird, in der eine oder mehrere Erzählungen in eine umgebende Erzählung eingebettet sind .
Die Handlung des Rahmens in Lenz` Roman spielt auf einer Insel in Hamburg, gelegen an der Elbe, genauer gesagt in einem Heim für schwer erziehbare Jugendliche, später in Hamburg selber und zwar in der Zeit von 1952 bis 1954.
Die Binnenerzählung dagegen bezieht sich auf den erdachten Ort Rugbüll an der deutsch-dänischen Grenze, nahe der Nordsee, als Zeitpunkt wurden die Jahre zwischen 1943 und 1945 gewählt.
Diese Binnenerzählung wird an mehreren Stellen durch Wiedereintritt in die Rahmenerzählung unterbrochen, was zur Folge hat, dass die zeitlichen Ebenen mehrmals wechseln im Verlaufe des Romans ("Ich sah dem davonfahrenden Auto nach, blickte auch schon kurz zum Stall hinüber, wo sie immer noch bei ihrer Notschlachtung waren - so überhörte ich den Schlüssel, im Schloß und Joswigs Schritte, und sogar seinen ersten Gruß beim Eintritt überhörte ich" ). Lenz benutzt die Technik der Unterbrechung bewusst, der Leser ist so in der Lage, eine gewisse Distanz zu wahren und aus dieser heraus mittels der Perspektive Siggis die verschiedenen Situationen zu analysieren und wenn nötig, auch zu kritisieren.
Verbunden werden diese beiden Erzählungen durch das Leitmotiv des Aufsatzthemas "Die Freuden der Pflicht", das sich durch den ganzen Roman zieht und ihn strukturiert. Der erste Teil der Rahmenerzählung handelt von dem Zustandekommen der Strafarbeit, der zweite Teil des Rahmen befasst sich mit dem Beendigung dieser und in der Binnenerzählung werden "Die Freuden der Pflicht" beschrieben und gestaltet.
Es gibt auch noch eine dritte Ebene der Darstellung, und zwar die Ebene, auf der der Psychologe Mackenroth sozusagen parallel zu Siggis Erinnerungen die Ereignisse der Jahre 1943-1945 analysiert.
Der Roman ist in zwanzig Kapitel unterteilt, die durch Überschriften und Nummerierungen gekennzeichnet sind. Die Überschriften wurden so gewählt, dass sie einen Teil des Inhalts vorwegnehmen oder einen bestimmten Aspekt des Kapitels besonders betonen, so z.B. Kapitel 3 "Die Möwen". In diesem Kapitel bezieht sich die Überschrift auf zwei Themen, zum einen auf die Möwen, die Siggi angreifen, zum anderen auf die Karikatur Nansen "Lachmöwen im Dienst".
Die Erwartungen, die der Leser durch die verschiedene Überschriften entwickelt, werden oftmals aber nicht bestätigt, da der Erzähler sich auf andere Dinge konzentriert, ein Beispiel dafür ist das 9. Kapitel, das mit der Überschrift "Heimkehr" versehen ist. Siggi erzählt hier von seinem älteren Bruder, der verwundet im Moor aufgefunden wird und zwangsweise zu seinen Eltern gebracht wird. Mit dem Wort "Heimkehr" werden positive Begriffe verbunden, wie Geborgenheit oder Freude, doch diese Assoziationen finden keine Bestätigung, Klaas wird von seinen Eltern verstoßen und an die Gestapo ausgeliefert. Die Unstimmigkeit zwischen Überschrift und Inhalt der Kapitel weisen auf eine tiefere Ironie hin.
Unabhängig von der Unterteilung in zwanzig Kapitel lässt sich eine Großgliederung in drei Abschnitte vornehmen:
1. Das erste Kapitel: Der Leser wird über den Erzähler informiert, über den Gegenstand der Erzählung und über die Situation, in der sich der Erzähler befindet.
2. Die Kapitel 2 bis 17 handeln zum großen Teil von den Kindheitserlebnissen Siggis, es werden aber immer wieder Teile der Rahmenhandlung eingeschoben.
3. Die letzten drei Kapitel spielen wieder in der Gegenwart, wobei aber im 18.Kapitel eine Situation außerhalb der Strafanstalt geschildert wird, die noch vor der Einweisung stattgefunden hat.
|