Die Kurzgeschichte "An diesem Dienstag" von Wolfgang Borchert handelt vom erschreckenden Kriegsalltag im zweiten Weltkrieg. In neun verschiedenen Szenen, die alle an einem Tag handeln und die alle miteinander verknüpft sind, wird sehr unbeteiligt über den Schulalltag, den Alltag an der Front und in den Familien berichtet.
In der Schule müssen die Kinder den Satz "Im Kriege sind alle Männer Soldat" schreiben. Als die Lehrerin, die sehr dicke Brillengläser hat und deren Augen müde aussehen, bemerkt, dass die verspielte Ulla Krieg mit "ch" geschrieben hat, verlangt sie, dass Ulla zum nächsten Tag zehnmal den Satz neu schreibt und Krieg mit "g" wie Grube schreibt.
Der Leutnant Ehlers soll den Kompaniechef Hesse, der krank geworden ist, ersetzen. Dazu verlangt der Herr Major, er solle seinen roten Schal ablegen und aufpassen, dass seine Soldaten umsichtig Zigaretten rauchen, da es erst letzte Woche fünf Kopfschüsse gab. Auf dem Weg zur Kompanie steckt sich Ehlers eine Zigarette an und wird erschossen.
Herr Hansen und Fräulein Severin, die nichts vom Schicksal des Herrn Hesse wissen, wollen ihm humoristische Literatur und was zu knabbern an die Front schicken. Herr Hesse liegt inzwischen wie 1400 andere Soldaten tot krank im Seuchenlazarett Smolensk.
Frau Hesse bekommt einen Brief, indem steht, dass ihr Mann Kompaniechef geworden ist und, dass es minus 40°C an der Front sind. Stolz zeigt sie den Brief ihr Nachbarin. Davon, dass tagtäglich Soldaten an der Front sterben und auch ihr Mann im Sterben liegt, ahnt sie nichts. Frau Hesse hat sich die Lippen rot gemalt und besucht die Zauberflöte.
Im Seuchenlazarett sind die Schwestern und Ärzte am verzweifeln. Schwester Elisabeth schreibt an ihre Eltern, dass man die Situation ohne Gott gar nicht durchhielte und der Unterarzt, der krumm geht, als träge er die Last von ganz Russland auf dem Rücken, schämt sich für den Tod des Herrn Hesse. Hesse wird heraus getragen. Einer regt sich darüber auf, dass sie die Toten immer unsanft fallen lassen und ein anderer singt leise "Zicke zacke juppheidi; schneidig ist die Infanterie".
Am Ende der Geschichte kommt wieder die kleine Ulla vor, die gerade ihre Hausaufgaben macht und zehnmal Krieg mit "g" wie Grube schreibt.
Beim Untersuchen der sprachlichen Merkmalen fällt auf, dass die wörtliche Rede nicht gekennzeichnet ist und die Personen Umgangssprache verwenden. Außerdem fällt auf, dass viele Textstellen wiederholt werden. So fängt jede Szene mit "An diesem Dienstag" an. Das soll vermutlich verdeutlichen welche Tragik in jedem einzelnen Kriegstag steckt.
Durch die erste Szene soll deutlich werden, wie die Kinder in der Schule durch kurzsichtige Lehrer für den Krieg getrimmt werden. So müssen sie in der Schule schreiben, im Krieg seien alle Väter Soldat und Krieg schriebe sich mit g wie Grube. Grube ist ein Synonym für Tod bzw. Grab.
Durch die Situation in der zweiten Szene in der man erfährt, dass Kompanieführer Hesse krank geworden ist und der Ersatz Leutnant Ehlers durch seine Unachtsamkeit prompt erschossen wird, soll meiner Meinung nach den hohen Verschleiß an Soldaten darlegen Der Grund dafür, dass der Herr Major verlangt, Ehlers solle den roten Schal ablegen, ist, dass die Farbe rot für Kommunismus und Lebensfreude steht.
Das Verhalten von Hesses Arbeitgeber Herrn Hansen, der ihm humoristische Literatur an die Front schicken will, wie durch Hesses Frau, die einen Brief ihres Mannes mit veralteten Nachrichten bekommt, diesen stolz ihrer Nachbarin zeigt und zur Feier des Tages in die Oper geht, zeigen, dass die Menschen in der Heimat sich kein realistisches Bild von harten Alltag an der Front machen können.
Die Sprüche der Arbeiter im Seuchenlazarett sind sehr bizarr und passen nicht zum schrecklichen Alltag an der Front. Das deutet darauf hin, dass die Menschen mit dem Geschehen nicht mehr umgehen können und so versuchen alles zu verdrängen.
Dadurch dass am Anfang der Geschichte die kleine Ulla am morgen in der Schule vorkommt und sie am Abend ihre Hausaufgaben macht, wird die Geschichte abgerundet und noch einmal darauf hingewiesen, welche Tragik jeder einzige Kriegstag in sich trägt.
Schlussendlich möchte ich anmerken, dass mir die Geschichte auf Anhieb sehr gut gefiel. Ich denke, dass sie den Alltag an der Front und in der Heimat realistisch wieder spiegelt.
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