In der 3. Szene trifft nun Beckmann auf den Oberst, dem er seine Verantwortung, die "Toten", die er auf dem Gewissen hat, zurückgeben will. Seine Gasmaskenbrille spielt wieder einmal eine Rolle: "sag ihm doch, er soll die Brille abnehmen. Mich friert, wenn ich das sehe", "warum werfen sie den Zimt nicht weg? Der Krieg ist aus". Diese Reaktion zeigt wieder einmal, daß die Menschen, - wie die Durchschnittsfamilie in dieser Szene - mit dem Krieg und den Heimkehrern nichts zu tun haben wollen. Auf den Zweck seines Besuches kommt Beckmann erst nach längerem Dialog in einem Zustand des Wachschlafes zu sprechen. "Ganz weit weg", "schlaftrunken, traumhaft" erzählt Beckmann seinen Traum vom General, der blutschwitzend eine Todessymphonie auf einem Knochenxylophon spielt. Beckmanns Traum, den er selbst als "ganz seltsam" empfindet, bildet eine Anklage gegen den Krieg. "Die in den Krieg hineingetriebenen Menschen dienen mit ihren abgeschlagenen Gliedmaßen als Instrument für das grauenvolle Konzert eines Generals, den das Blut der Erschlagenen fett gemacht hat. Der Krieg mißbraucht den Menschen als Werkzeug einer perversen Ästhetik der Zerstörung, als Spielzeug in einem makaberen, sinnlosen Spiel. Das Horrorszenario des Traumes enthüllt das Grauen des Krieges, dem die realistische Darstellung nicht länger beizukommen vermag. Nicht die Dokumentation grauenvoller Details führt in einer Zeit der totalen Destruktion des Menschlichen zur Erkenntnis der Wahrheit, sondern nur noch die phantastische Inszenierung des Grauens selbst."
Die Kritik am Oberst, die er in seinem Wachschlaf erhob, belastet diesen, aber sie entlastet Beckmann nicht. Der Oberst empfindet für die Vergangenheit nicht einmal Schuld und Verantwortung, wie Beckmann, er findet sie nur noch komisch. "Der Oberst will Beckmann nicht verletzen, aber er ist so gesund und so sehr naiv und alter Soldat, daß er Beckmanns Traum nur als Witz begreift" steht als Regieanweisung zu der vorher beschriebenen Situation.
Aber auch der Oberst wendet die gleiche Technik an, um die Vergangenheit zu vergessen. "Schmeißen Sie Ihre zerrissenen Klamotten weg, ziehen Sie sich einen alten Anzug von mir an und dann werden Sie wieder ein Mensch, mein lieber Junge!".
2.6 4. Szene
In der 4. Szene sucht der Direktor eines Kabaretts nach Jugendlichen, "die zu allen Problemen aktiv Stellung ... nehmen", "einen Geist wie Schiller" und "die den dunklen Seiten des Lebens gefaßt ins Auge ... sehen, unsentimental, objektiv, überlegen.". Beckmann nutzt die Chance beim Direktor vorzusprechen. Er wählt hierzu einen poetischen Vortrag, der sein durchlittenes Schicksal widerspiegelt. Daß dieses Thema das Publikum nach Ansicht des Direktors nicht sonderlich interessiere, mochte Beckmann nicht recht einsehen, da es doch durch und durch der Wahrheit entspräche : "Mit der Wahrheit hat die Kunst doch nichts zu tun! Wo kämen wir hin, wenn alle Leute plötzlich die Wahrheit sagen wollten! Wer will den heute etwas von der Wahrheit wissen?" weist der Direktor ihn zurück.
Auch er verdrängte die Verantwortung für die Heimkehrer und die Kriegsopfer, er hat "schließlich keinen nach Sibirien geschickt". Beckmanns voller Verachtung gemeinte Antwort "Nein, keiner hat uns nach Sibirien geschickt. Wir sind alle ganz von alleine gegangen. Und einige sind alleine dageblieben" ist schließlich die Reaktion auf die Abweisung des Direktors, der Beckmann im Grunde nur wegen der Befürchtung ablehnt, daß ein Anfänger wie Beckmann seinen wirtschaftlichen Ruin bedeuten könnte.
Am Schluß der Szene steht Beckmann wieder "Draußen vor der Tür"; der "Andere" schaltet sich abermals ein, der Beckmann empfiehlt "Du mußt nach Hause.[...] Da, wo man zuerst hingehen sollte, daran denkt man zuletzt".
2.7 5.Szene
In der fünften und letzten Szene versucht Borchert den Kern des Themas besonders hervorzuheben, wie das schlichte Bühnenbild zeigt: "Ein Haus. Eine Tür. Beckmann".
Beckmanns Heim existiert nicht mehr, denn ein fremder Name steht an der Tür: "Kramer". Der Name tauchte bereits im Vorspiel auf und verkörperte dort den schon wieder etablierten Normalbürger, den Frau Kramer in dieser Szene darstellt. Wie der Normalbürger kümmert sich Frau Kramer nur um ihre Interessen. Es gilt einzig den Besitzfragen: "Was für ein unser Schild?", "Ihre Wohnung ist das nicht. Die gehört uns.".
Die Nachricht von Kramer vom Selbstmord der Eltern wurde auf "rauhe" Art überbracht. "Die alten Beckmanns konnten nicht mehr, wissen sie. Hatten sich ein bißchen verausgabt im Dritten Reich, das wissen sie doch, Sie, Sohn, Sie. [...] , immer wenn eine Bombe runterging, hat er einen Fluch auf die Juden losgelassen". Was mit dem "alten" Beckmann "ganz oberfaul" war, wird jedoch nie in dem Drama genau erwähnt. Das Gespräch mit Frau Kramer endet damit, daß die Tür kreischend zuschlägt. Dies geschah schon viermal zuvor. Und jedesmal, mit Ausnahme der zweiten Szene, war dieses Kreischen und Zuschlagen begleitet von einem Beckmann, der schreiend die Konsequenz zog aus dem durch die zuschlagende Tür beendeten Gespräch: "ich will nicht mehr Beckmann sein!", "Ja was seid ihr denn? Menschen", "Mit der Wahrheit macht man sich nur unbeliebt."
In der fünften Szene sieht sein Abgang ganz anders aus. Beckmann droht Frau Kramer "...Machen Sie ganz schnell ihre Tür zu, sage ich Ihnen! Machen Sie!".
Beckmanns Schrei der Anklage bleibt diesmal aus, die Anklage aber nicht: "einen Mord" hätte Beckmann begehen mögen, "diese Traurigen, die um das Gas trauern, ermorden". Die Empörung über dieses herzlose Normalbürgerdenken war berechtigt. Aber Beckmann denkt in seinem Schmerz über den Verlust der Eltern und nicht mehr über die Ursache nach. Er reiht die toten Eltern in die Liste der unschuldigen Opfer des Krieges: "Zwei alte Leute sind in die Gräberkolonie Ohlsdorf abgewandert. Gestern waren es vielleicht zweitausend, vorgestern vielleicht siebzigtausend. Morgen werden es viertausend oder sechs Millionen sein. Abgewandert in die Massengräber der Welt. Wer fragt danach? Keiner.". Daß die Eltern Beckmanns nicht nur Opfer waren, erkennt er nicht, sondern nur Frau Kramer: "Das war nun wieder konsequent von Ihrem Alten".
Beckmanns letzter Zufluchtsort existiert nicht mehr und nun steht er wieder "Draußen vor der Tür". Allein auf der Straße erscheint Gott, der mit ihm ein Dialog führt. Das Ergebnis ist das gleiche wie im Vorspiel. Gott "ist der Gott, an den keiner mehr glaubt". Aber ein Vorwurf kommt hinzu: "Du hast es [...] zugelassen". Doch die Rechtfertigung Gottes berührt Beckmann nicht , denn er sieht kein Sinn im Glauben an Gott. Nun erscheint auch der Straßenfeger(Tod) und weist auf einen immer bestehenden Ausweg hin: "Meine Tür steht immer offen", doch der "Andere" plädiert für das Leben. Bevor der Oberst, der Direktor und Frau Kramer auftauchen verurteilt Beckmann die drei als Mörder. Der Vorwurf Beckmanns wiederholt sich in der Begegnung mit den einzelnen Opfern. Auch Beckmanns Frau, die mit ihrem Liebhaber vorübergeht, wird als Mörderin bezeichnet. Spiegelbildlich zum Verlauf des Stückes kommt das Mädchen nun am Schluß dieser Szene an die Reihe und bittet Beckmann "Komm, wir wollen zusammen lebendig sein", aber der Einbeinige erscheint und beschuldigt Beckmann: "Du hast ein Mord begangen, Beckmann". Beckmann ist Opfer und Täter zugleich, jeder ist ein schuldiges Opfer: "wir werden jeden Tag ermordet und jeden Tag begehen wir ein Mord".
Eine Lösung scheint Beckmann nicht zu finden, denn die Frage danach stellt er wieder und wieder: "Gibt mir den keiner Antwort? Gibt keiner Antwort? Gibt denn keiner, keiner Antwort?".
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