Wie die römische Marktwirtschaft verfiel Die Verelendung breiter Schichten schränkte in der Kaiserzeit die Kaufkraft und damit den Markt ein. Durch das Ausbleiben von Kriegserfolgen wurden Sklaven vom Massenartikel zum Luxusgut. Die Sklaverei trat mit dem 2. Jh. zugunsten des Kolonats in den Hintergrund. Gegen Ende des 3. Jhs. verloren die Kolonen ihre persönliche Freiheit und unterschieden sich von Sklaven nurmehr dadurch, daß sie frei wirtschafteten. Sie produzierten primär für den eigenen Bedarf sowie den des Herrn, und nicht für den Markt.
Damit insgesamt zeichneten sich bereits in der späteren römischen Kaiserzeit die Umrisse der mittelalterlichen Feudalgesellschaft ab.
Die allgemeine Krise spiegelte sich im raschen Wechsel der Soldatenkaiser, in Volksaufständen und in der Bedrohung der Grenzen des römischen Reichs.
Wie Diocletian und Konstantin das römische Reich zu stabilisieren versuchten Zur Stabilisierung der Verhältnisse führte Diocletian (284 - 305) die "Tetrarchie" ("Viererherrschaft") ein, eine administrative und territoriale Gewaltenteilung unter zwei Cäsares, die von zwei Augusti unterstützt wurden, die auch als ihre Nachfolger gedacht waren. Damit war die spätere Reichsteilung (395) bereits vorbereitet. Mit den Reformen Diocletians begann der Dominat, die orientaisch geprägte offene Despotie.
Konstantin (I., d. Gr. 272 - 337) riß wieder die Herrschaft über das Gesamtreich an sich und wählte Byzanz als neue Reichshauptstadt (Konstantinopel).
Wie Konstantin das Christentum tolerierte Er tolerierte (mit dem Edikt von Mailand 313) das Christentum (trat aber selbst erst auf dem Sterbebett zum Christentum über) und versuchte es mit dem syrischen Kult um den "Sol invictus" - "die unbesiegte Sonne" zu vereinigen. Noch mehr als ein Jahrhundert später geißelte Papst Leo I. die Sitte, sich beim Betreten des Petersdoms nach Osten, zur aufgehenden Sonne hin zu verneigen.
Konstantin leitete das Konzil von Nikäa (325), das die Lehre des Arius verdammte und die wichtigsten Dogmen des Christentums zusammenfaßte. Die durch das Konzil geprägte Formel "Ein Gott, ein Logos (gr. Wort = der Sohn Gottes als menschgewordene Lehre), ein Kaiser!" drückt das gemeinsame Interesse aus, das die Kirche mit dem Kaiser verband.
Daß es verschiedene Auffassungen von Christentum gab Schon im 2. Jh. hatte der Streit bezüglich der Menschen- und/oder Gottesnatur Jesu Christi begonnen. Im 4. Jahrhundert erhielten diese Streitigkeiten politische Bedeutung. Arius bestritt die Gottesnatur Jesu und fand damit bei den unteren Bevölkerungsschichten großen Anklang.
381 erhob Theodosius (auf dem Konzil von Konstantinopel) die Lehre des Athanasius (295 -373, Bischof von Alexandria) zur Staatsreligion.
Wie sich das Christentum von der jüdischen Religion abgrenzte und diese bekämpfte Mindestens so heftig wie der Kampf zwischen den einzelnen Richtungen des Christentums wurde christlicherseits der Kampf gegen das Judentum geführt.
Zwei Jahrtausende lang berief sich christliche Judenfeindschaft auf das Neue Testament, obwohl es bei Johannes - auch - (4, 22) heißt "Das Heil kommt von den Juden.":
"Warum versteht ihr nicht, was ich sage? Weil ihr nicht imstande seid, mein Wort zu hören. Ihr habt den Teufel zum Vater, und ihr wollt tun, wonach es euren Vater verlangt."
(Johannes 8, 44)
"Und ich weiß, daß du von solchen geschmäht wirst, die sich als Juden ausgeben; sie sind es aber nicht, sondern sind eine Synagoge des Satans."
(Offenbarung 2, 9)
"Leute aus der Synagoge des Satans, die sich als Juden ausgeben, es aber nicht sind, sondern Lügner - ich werde bewirken, daß sie kommen und sich dir zu füssen werfen und erkennen, daß ich dir meine Liebe zugewandt habe."
(Offenbarung 3, 9)
"Gebt acht auf diese Hunde, gebt acht auf die falschen Lehrer, gebt acht auf die Verschnittenen!"
(Philipper 3, 2)
Wie immer man jene Textstellen des Neuen Testaments, die sich auf die Juden beziehen, heute interpretieren mag, die Kirchenväter stellten die Juden sehr wohl "als von Gott verworfen oder verflucht" dar, "als ob dies aus der Heiligen Schrift zu folgern sei", wogegen sich das zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965) ausdrücklich wandte.
Die Kirche war (und bleibt nach christlicher Auffassung) das "neue Volk Gottes", das "neue", das "wahre" Israel. Und diejenigen, die Israel nur "dem Fleische nach" bildeten, wurden zu "verstockten" Juden, indem sie an ihrem alten Glauben festhielten, der schon deshalb sündhaft war, weil er weiterexistierte.
Ein 1982 von der Österreichischen Bischofskonferenz genehmigter Text der Pastoralkommission Österreichs nimmt Bezug auf jene Stellen des Johannesevangeliums, die auf den Unkundigen judenfeindlich wirken:
"Mit 'Juden' meint Johannes nicht die Juden im Gegensatz zu den Heiden, sondern er benützt den Ausdruck als Typos für den Ungläubigen, also für jeden, der Jesus und seine Botschaft vom Reich Gottes trotz Erkenntnis nicht annimmt; der Ausdruck gilt also für schuldhaft Ungläubige auch heute ..."
Den Juden wurde der Tod Jesu Christi zur Last gelegt, obwohl nichts in der Lehre des Nazareners der jüdischen Religion grundsätzlich widersprach und den Gottesmord motivieren hätte können. Hingegen konnte sich die Entlastung der römischen Staatsmacht vom Vorwurf des Gottesmords nur günstig auf die Entwicklung der Beziehungen zwischen dieser und dem Christentum auswirken.
Welche Argumente die Kirchenväter gegen die Juden ins Treffen führten Die Kirchenväter äußerten sich vielfach rabiat judenfeindlich. Etliche von ihnen verfaßten Kampfschriften mit dem Titel "Gegen die Juden". Der heilige Augustinus etwa bot in einem solchen Ouvre einen handlichen Überblick über die judenfeindlichen Argumente der frühen Christen. Ihm (und schon Tertullian [um 200, Präzisierung der lateinischen Kirchensprache]) diente die Geschichte von Jakob und Esau als Beleg dafür, daß Gott die Juden dazu bestimmt hätte, den Christen zu dienen: "Merkt auf das Mysterium: Der Jude ist Sklave des Christen. Das ist offenkundig und erfüllt den Erdkreis". Als Belegstelle diente ihm Genesis 25, 23. Dort heißt es: "Ein Stamm ist dem andern überlegen. Der ältere muß dem jüngeren dienen." Damit war die theologische Grundlage der mittelalterlichen Kammerknechtschaft vorbereitet.
Eusebius (260/65-339, Verfasser der ersten Kirchengeschichte) meinte in seiner "Vita Constantini", daß sich der christliche Ostertermin nicht nach dem jüdischen Pessachfest richten dürfe, denn " ... Nichts soll uns also gemeinsam sein mit dem verhaßten Volk der Juden."
Und beim heiligen Johannes Chrysostomos (344/54-407, gefeierter Prediger, Bischof von Konstantinopel, umfangreichstes Schrifttum der griechischen Patristik) lesen wir beispielsweise: "Die Synagoge ist nicht bloß ein Theater, sie ist ein Hurenhaus, eine Räuberhöhle und Zufluchtsstätte unreiner Tiere, eine Wohnstätte der Teufel."
Daß beispielsweise der heilige Johannes Chrysostomos die Juden als reif zur Schlachtung bezeichnete Und das folgende Wort dieses Heiligen klingt für den unbefangenen und theologisch nicht vorgebildeten Leser schlicht nach einer Aufforderung zum Massenmord: "[Die Juden] nehmen das Joch Christi nicht an und ziehen nicht den Pflug der Lehre ... Solche Tiere aber, die zur Arbeit unnütz sind, sind reif zur Schlachtung geworden. So geht es auch ihnen: sie haben sich für die Arbeit als unnütz erwiesen und sind deshalb reif zur Schlachtung geworden."
Im christlichen Staat verschlechterte sich die Lage der Juden, die radikal antijüdischen Worte der Kirchenväter schlugen in Taten um - Zerstörung von Synagogen oder deren Umwandlung in Kirchen: Der erste bekannte Fall ist die Zerstörung der Synagoge von Kallinikon am Euphrat 388.
Das unter Kaiser Theodosius II. 438 zusammengefaßte römische Recht (Codex Theodosianus) enthielt bereits eine ganze Reihe von gegen die Juden gerichteten Gesetzen, die sie unter anderem von öffentlichen Ämtern und Würden ausschlossen.
In der zweiten Hälte des 4. Jhs. erlangte infolge der Bedrohung der römischen Grenzen durch die Völkerwanderung das von Konstantin geschaffene Amt des "Heermeisters" (militärisches Oberkommando), das wie andere militärische Kommandopositionen zunehmend mit Persönlichkeiten germanischer Abstammung besetzt wurde, politische Bedeutung, während auf den Kaiserthron schließlich Kinder gesetzt wurden (der achtjährige Gratian, der vierjährige Valentinian II., der sechsjährige Arcadius, der neunjährige Honorius).
Wie Odoaker den letzten römischen Kaiser in Pension schickte Auch der letzte weströmische Kaiser Romulus "Augustulus" war noch ein Kind, als er 476 von dem germanischen Söldnerführer Odoaker, dessen Leute ihn zum König ausriefen, auf seinen Landsitz in Kampanien geschickt wurde.
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