Frontallappen: Handlungen; Initiative; Motorik; Schreiben; Arbeitsgedächtnis.
Parietallappen: Raumwahrnehmung; Lesen; Rechnen; Sensorik.
Temporallappen: arkustische Wahrnehmung; Interpretation; Form- und Farbgedächtnis.
Oczipitallappen: Sehrinde, reflektorische Augenbewegungen (entnommen aus dem Otto-Katalog vom Februar 1993).
Präzentralregion: Bei einer elektrischen Reizung einzelner Rindenabschnitte kommt es zu Muskelkontraktionen in bestimmten Körperregionen. Somit ergibt sich eine somatotropische Gliederung bei der die Kopfregion im Bereich des Sulcus lateralis liegt, zuunterst die Vertretung für Schlund, Zunge u.Lippen.
Rückseitig (dorsal) liegt der Bereich für Hand, Arm, Rumpf u. Bein. Die Areale sind von unterschiedlichster Größe. Die Körperabschnitte, deren Muskulatur die differenziertesten Bewegungen ausführen müssen, sind in großen Arealen vertreten (den größten Bereich nehmen Finger und Hand ein).
Jede Körperhälfte ist in der entgegengesetzten Hemisphäre vertreten. Die Kau-, Kehlkopf u. Gaumenmuskeln reagieren allerdings bei Reizung bilateral.
Streng kontralateral reagieren Gesichts- u. Extremitätsmuskeln.
Supplementäre motorische Felder. Es gibt noch 2 weitere motorische Felder. Die zweite motorisch- sensorische Region (Ms II), liegt auf der medialen Fläche des Gyrus cingili, im Bereich von Area 4 u. 6.
Die zweite sensorisch- motorische Region, ist überwiegend eine taktil sensorische (Area 40). Die Bedeutung der Sm II ist noch weitgehend ungeklärt.
Frontales Blickzentrum: Konjugierte Augenbewegungen lassen sich durch elektronische Reizungen von der Präzentralregion u. Area 8 auslösen. Es erfolgt eine Blickbewegung zur Gegenseite ggf. mit Kopfbewegung.
Motorische Sprachregion: (Brocasches Feld) Bei einer Schädigung der unteren Frontalbindung (Area 44 u. 45) tritt eine motorische Aphasie auf. Die Patienten sind nicht mehr in der Lage, Worte zu formulieren und auszusprechen, obwohl die Sprachmuskulatur (Lippen, Zunge, Kehlkopf) nicht gelähmt ist.
Sprachverständnis ist vorhanden. Man kann die Sprache nicht in einem Rindenbezirk lokalisieren. (entnommen aus: Werner Kahle: "Taschenatlas der Anatomie", Bd.3).
Frontallappen: Man unterscheidet die Präzentralregion (die eigentliche motorische Rinde), die prämotorische, die polare und die orbitale (basale) Rindenregion.
Die Rinde der Präzentralregion (Area 4 und 6) ist gekennzeichnet durch Reduzierung oder Verlust der Körnerschicht und durch die Verbreiterung der Püramiedenschchten. Charakteristisch sind außerdem die besondere Breite und der fließende Übergang der Rinde in das Marklager. Die Merkmale sind besonders in der Area 4 ausgeprägt. Die agranuläre Rinde ist das Hauptursprungsgebiet der Püramiedenbahn und gilt als Prototyp des motorischen Cortex. Es enden in ihr auch affarente Fasern und bei Reizung der Haut an Streck- und Beugeseite der Extrimitäten lassen sich auch in der Präzentralregion elektrische Potentiale ableiten. Es handelt sich dabei wahrscheinlich um afferente Systeme zur Kontrolle und feinsten Regulierung der Motorik. Umgekehrt kann man durch versärkte Reizung an manchen Punkten der Postzentralregion, des Parietallappens und der prämotorischen frontalen Region motorische Reaktionen hervorrufen. Die Physiologen sprechen daher von einer motorisch- sensorischen Region, und von einer sensorisch- motorischen Region. Diese Befunde ändern jedoch nichts daran, daß der präzentrale Cortex die motorische Rinde und der postzentrale Cortex die taktilsensible Rinde repräsentieren.
Eine Schädigung der frontalen Rinde hat schwere Veränderungen der Persönlichkeit zur Folge. Dabei sind weniger die formalen intellektuellen Fähigkeiten, als vielmehr Initiative, Zielstrebigkeit, Konzentration und Kritikfähigkeit betroffen. Die Patienten zeigen eine läppische, selbstzufriedene Euphorie, intressieren sich nur für Klenigkeiten und sind nicht fähig in die Zukunft zu planen.
Tiefgreifende Veränderungen treten bei der Schädigung der orbitalen frontalen Rinde auf. Bei bisher differnzierten und gebildeten Menschen kommt es zu einem sarken Abbau von Anstand, Takt und Schamgefühl, was ggf. zu schweren sozialen Entgleisungen führen kann. (entnommen aus Werner Kahle: "Taschenatlas der Anatomie", Bd. 3).
Parietallappen: Die somatosensorische Rinde empfängt ihre afferenten Fasern vom Nukleus ventralis posterior thalami in einer somatotopischen Ordnung, sodaß sich eine Repräsentation der Körperpatien in bestimmten Abschnitten ergibt. Über dem sulkus lateralis liegt die Region für Schlund u. Mundhöhle. Darüber die Region für Gesicht, Arm, Rumpf u. Bein. Die Vertretung für Blase, Mastdarm u. Genitalien bilden den Abschluß. Bereiche mit besonderer Sensibilität wie Hand u. Gesicht sind in besonders großen Regionen vertreten.
Die Hautsensibilität ist in Area 3 vertreten, die Tiefensensibilität in Area 2.
Area 2 registriert auch Bewegungen der Extremitäten.
Funktionale Bedeutung der parietalen Rinde: Sie ist durch psychische Ausfälle bei Schädigung des Parietallappens bekannt geworden. Es können verschiedene Formen der Agnosie auftreten. Dabei werden die Sinneseindrücke zwar wahrgenommen, die Gegenstände in ihrer Bedeutung und Eigenart aber nicht erkannt. Solche Störungen können sich auf taktile, optische oder arkustische Wahrnehmungen beziehen. Es kann zu Störungen des symbolischen Denkens kommen, wenn der Parietallappen der dominanten Hemisphäre betroffen ist: Ein Verlust des Buchstaben- oder Zahlengedächtnisses macht Lesen und Schreiben, Zählen und Rechnen unmöglich.
Weiterhin beobachtet man Störungen des Körperchemas. sie können in dem Unvermögen beobachet werden rechts und links nicht mehr unterscheiden zu können. Es können auch die eigenen gelähmten oder nicht gelähmten Gliedmaße als fremde Gegenstände empfunden werden, z.B. der eigene Arm wird als schwere auf der Brust liegende Eisenstange. Die Störung kann eine ganze Körperhälfte betreffen, die dann als eine andere Person "mein Bruder" empfunden wird. (Hemisphärenpersonalisation).
Die parietale Rinde, die zwischen dem taktilen und dem optischen Cortex liegt und mit beiden durch enge Faserverbindungen verknüpft ist, soll eine besondere Bedeutung für das Zustandekommen der dreidimensionalen Raumvorstellung haben. Bei einer Schädigung kann diese gesört sein.
(entnommen aus Werner Kahle "Taschenatlas der Anatomie", Bd. 3).
Temporallappen (Temporalregion): Hörregion. Diese Region, die den Feldern 41A und 42 entspricht, gilt als Hörregion (Hörrinde).
Durch elektrische Reizung der Area 22 (der Temporalrinde) werden arkustische Sensationen wie Summen, Brummen oder Klingeln hervorgerufen. Der arkustische Cortex ist nach Tonfrequenzen organisiert. Man nimmt an, daß in der Hörrinde des Menschen die höchsten Frequenzen medial, die tiefsten lateral registriert werden.
Funktionelle Bedeutung der temporalen Rinde: Bei der elektrischen Reizung des Temporallppens, treten Halluzintionen auf, deren Inhalte bruchstückhaft vergangene Erlebnisbilder sind. Die Patienten hören Stimmen bekannter Personen aus ihrer Jugendzeit. Sie durchleben nochmals momentane Episoden ihrer eigenen Vergangenheit. Es sind vorwigend arkustische, selten optische Hallluzinationen.
Während der Temporallappenreizung kann es aber auch zu Fehleinschätzungen der gegenwärigen Situation kommen. So können neue Eindrücke als altbekannt erscheinen. Die Gegenstände der Umgebung können sich entfernen, aber auch näher kommen. Die ganze Umgebung kann einen unheimlichen oder drohenden Charakter annehmen.
Derartige Phänomene treten nur bei Reizung des Temporallappens auf und sind von keiner anderen Rindenregion zu erzielen. Man nimmt an, daß die temporale Rinde eine besondere Bedeutung für die bewußte und unbewußte Verfügbarkeit der eigenen Vergangenheit und der in ihr gemachten Erfahrungen hat. Nur wenn die in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen ständig gegenwärtig sind, können wir neue Erfahrungen richtig beurteilen und interpretieren. Ohne diese Fähigkeit würden wir uns in unserer Umwelt nicht zurechtfinden. Man hat daher die temporale Rinde (Temporallappen) auch als interpretativen Cortex bezeichnet.
(entnommen aus Werner Kahle: "Taschenatlas der Anatomie", Bd. 3).
Okzipitallappen: Sehrinde Die Area 17 ist die Endigungsstätte der Sehstrahlung. Die Area 17 wird von der Area 18 und 19 umgeben, die als optische Integrationsfelder gelten.
Funktionelle Organisation: Aufgrund elektrophysiologischer Untersuchungen an der Sehrinde von Versuchstieren unterscheidet man zwei Hauptarten von Nervenzellen in der Area striata: Man unterscheidet einfache und komplexe Zellen. Beide Zellarten sind histologisch noch nicht identifiziert. Eine einfache Zelle empfängt ihre Impulse von einer Zellgruppe der Netzhaut. Sie reagiert am stärksten auf schmale Lichtstreifen, dunkle Streifen vor hellem Hintergrund oder auf gerade Grenzen vor hellem Hintergrund. Entscheidend ist die Orientierung der Streifen. Manche Zellen reagieren nur auf horizontale Lichtstreifen, andere nur auf vertikale und andere nur auf schräge.
Komplexe Zellen reagieren ebenfalls auf Lichtstreifen mit bestimmter Orientierung. Während eine einfache Zelle nur von ihrem rezeptiven Feld erregt wird, antwortet eine komplexe Zelle auf bewegliche Lichtstreifen, die über die Retina wandern. Jede komplexe Zelle wird von einer großen Anzahl einfacher Zellen stimmuliert. Man nimmt an, daß die Axome zahlreicher eifacher Zellen an einer komplexen Zelle enden. In der Area 18 und 19 sind mehr als die Hälfte aller Nervenzellen komplexe oder hyperkomplexe Zellen. Ihnen wird eine besondere Bedeutung für die Gestaltwahrnehmung beigemessen.
Bei elektrischer Reizung der Sehrinde werden Lichtfunken oder Blitze wahrgenommen. Bei Reizung der Area 18 und 19 sollen auch Figuren und Gesstalten erscheinen. Außerdem kommt es dabei zu Blickbewegungen. Die vom Oczipitallappen ausgelösten Augenbewegungen sind rein reflektorisch, im Gegensatz zu den willkürlichen Bewegungen, die vom frontalen Blickzentrum dirigiert werden.
(entnommen aus Werner Kahle: "Taschenatlas der Anatomie", Bd. 3).
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