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biologie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Veterinärmedizin - interview mit tierärztin colette höhener



Interview mit Tierärztin Colette Höhener

Kurzporträt:
Colette Höhener wuchs in Amriswil auf, wo sie auch die Schule besuchte. Sie studierte Tiermedizin und machte 1994 den Abschluss als Tierärztin. Anschliessend assistierte sie an verschiedenen Orten und ist seit Januar 1998 in der Tierklinik Rhenus als Tierarztassistentin tätig.

Warum haben Sie sich entschieden, Tierärztin zu werden?

Auf die Idee, Tierärztin zu werden, kam ich, weil ich schon von klein auf mit Tieren aufgewachsen bin. Ich bewunderte immer, wie der Tierarzt einem kranken Tier eine Spritze machen konnte, und wie es diesem Lebewesen später wieder viel besser ging, denn ich hing sehr an meinen Tieren. Man muss vielleicht den Gedanken verwischen, dass es so romantisch und lieb ist, und dass alle Tiere lässig, herzig und kooperativ sind. Als Kind hat man immer die Vorstellung alles sei so schön wie James Herriot, \" Der liebe Doktor und das gute Vieh\". Mann muss auch einsehen, dass man allen Tieren nicht für immer und ewig helfen kann. Es gibt einfach ein Ende, denn auch wir haben Grenzen, und ich denke, das muss ein Tierarzt von heute auch berücksichtigen.


Wie sah Ihr Studium aus?

Also, man studiert 5 Jahre lang, 11 Semester im ganzen und man muss sich nur einschreiben, denn es gibt scheinbar keinen Numerus Clausus. Man muss die Matura haben und anschliessend kann man sich anmelden. Man kann in Zürich und Bern fertig studieren, wobei es auch möglich ist, das erste Jahr in Basel, Fribourg und Lausanne abzuschliessen. Wenn man sich also eingeschrieben hat, bekommt man ein Informationsscheiben, worauf steht, man solle sozusagen an einem Montag um 8.00 Uhr dort und dort sein, wo man weiter informiert wird. Du bekommst nicht im Prinzip eine Art Stundenplan, sondern einen Plan, auf dem steht, welche Vorlesungen du besucht haben musst. Ob du diese besucht hast oder nicht, interessiert eigentlich niemanden so genau. Es ist nur von eigener Interesse. Es gibt nicht jeden Monat eine Prüfung, in der man nicht über jedes abgeschlossene Thema eine Arbeit schreiben muss, sondern man hat Ende Jahr Prüfungen über alles, was man gelernt hat. Wenn man die Prüfungen besteht, kann man weiter studieren, sonst muss man sie repetieren.





Wie sieht Ihre Meinung zum Übergang vom Veterinärstudium zur Berufswelt aus?

Das Studium bereitet einen auf keine Art und Weise auf die Praxis vor. Du hast von sämtlichem theoretischen Wissen eine Ahnung. Trotzdem hast du noch keinen Hund gehalten und keine Ahnung, was du tun sollst, wenn eine Katze wie wild beisst oder ein Pferd einfach um sich schlägt. Man besitzt das theoretische Wissen. Aber dies in die Praxis umzusetzen, ist dann auch nicht leicht, denn dort sammelt man Erfahrungen. Es gibt Sachen und Tricks, die in keinem Lehrbuch stehen und fast überlebenswichtig sind, vor allem bei der Behandlung von Grosstieren. Man muss ausserdem lernen, ein Tier richtig zu halten und zu fixieren. Es kann sein, dass sich ein Tier nicht behandeln lassen will und es einfach nötig ist. In solchen Fällen muss man wissen, was zu tun ist.

Worin besteht das Problem bei einer Stellensuche?

In der praktischen Erfahrung. Die Tierärzte haben ja selber studiert und wissen genau, dass jemand, der von der Universität kommt, im Prinzip überhaupt keine praktische Erfahrung hat. Wenn sie also jemanden einstellen, heisst das für sie, immer hinter ihm zu stehen und dem Unwissenden ein bisschen auf die Finger zu schauen, damit es auch läuft. Und stellt jemand einen Assistenten ein, dann geht es dem in erster Linie darum, dass er entlastet wird und nicht, dass er anfangs noch mehr Arbeit hat. Hat jemand aber praktische Erfahrung, ist es mehr oder weniger kein Problem, eine Stelle zu finden.

Warum entschieden Sie sich für eine Kleintierpraxis und nicht für eine Grosstierpraxis?

Ich habe vorher zwei Jahre lang Klein- und Grosstiere behandelt. Während des ganzen Studiums habe ich mit Grosstieren zu tun gehabt. Es ist so, dass die Bauern aus begreiflichen Gründen nicht mehr viel Geld haben. Die Behandlungsvielfalt ist demnach relativ zurück gegangen. Wenn man heutzutage in den Stall kommt, fragt der Bauer als erstes, ob es überhaupt noch einen Sinn hat. Das muss man begreifen, und von dem her ist die Arbeit eines Grosstierarztes mehr und mehr einseitig geworden. Da sind drei, vier übliche Dinge, vielleicht einmal etwas spezielles zu verrichten und aus finanziellen Gründen ist der Tierarzt auch gezwungen, recht schnell zu einem Erfolg zu. Zusätzlich geht die Anzahl der Bauern zurück. Das heisst, das Stellenangebot oder besser gesagt die Auslastung eines Grosstierarztes nimmt ab, welche beim Kleintierarzt zunimmt. Und als Kleintierarzt kann man auch vielfältiger arbeiten. Heute ist dies keine Frage des Geldes mehr.

Wie sind Sie eigentlich zu dieser Praxis gekommen?

Ich bin hier seit Januar als Assistentin angestellt. Wir haben an der Universität ein \"Psychenblättli\", wie es genannt wird. Dies sind \"Mitteilungen vom Bundesamtlichen Veterinärwesen\", wo man Stellen inserieren kann, und dort fand ich diese Stelle und habe mich beworben. So bin ich hierher gekommen.

Was ist der Unterschied zwischen der Behandlung von Grosstieren und Kleintieren?

Von den Medikamenten her benötigt man mehr oder weniger das Gleiche. Aber wie schon früher gesagt sind die Probleme ganz anders. Was man zum Beispiel im Hintergrund hört (Summen und Quietschen), ist eine Zahnsteinentfernung. Diese Behandlung wird man bei einer Kuh eher selten verrichten müssen, bei Hunden und Katzen ist dies ein häufigeres Problem. Die Problemstellungen sind in der Grosstierpraxis ganz anders. Mit einer Kuh kann man nicht einfach röntgen gehen. Es gibt hier Momente, wo man sich vielmehr auf die Hände, das Gehör und aufs Stethoskop sowie auf die Befunde, die man in einem Stall herausfinden kann, verlassen muss. Bei den Kleintieren kann man schnell Blut nehmen, röntgen, Ultraschall machen, und deshalb sind die Kleintiere in der Diagnosenstellung einfacher.

Wie sehen Sie die Zukunftsperspektiven für Tierärzte angesichts der steigenden Anzahl von Studenten und Studentinnen?

Eine Stelle findet man bestimmt, aber in einem Bereich, den man lieber meiden würde. Zunehmende Stellen für Tierärzte gibt es in der Futtermittelbehandlung, Tierernährung oder in der pharmazeutischen Forschung. Problematisch ist, dass sich jemand, der Tiermedizin studiert hat, damit abfinden muss, statt in einer Tierpraxis im Labor zu arbeiten. In Richtung Praxis wird wird die Stellensuche immer schwieriger. Vor allem für Studienabgänger ohne praktische Erfahrungen könnte es Probleme geben.

Ist die Veterinärmedizin ein Beruf mit Zukunft?

Ja. Es ist vielleicht nicht so, dass man nur Tiere behandelt; wir haben ja noch andere Bereiche. Wir sind in der Lebensmittelhygiene tätig, in der Ethik, in der Stallhaltung wo man schaut, wie z.B. ein Kuhstall aussehen muss, damit er artgerecht ist, etc. Man hat viele Möglichkeiten, sich in diesen Bereichen zu engagieren und damit zu arbeiten. Die Anzahl der Stellenangebote nimmt zu und von dem her ist dies ganz sicher ein Beruf mit Zukunft.

Wie stehen Sie zur Genschutz-Initiative?

Ich bin der Meinung, dass uns die Gentechnologie sehr viel gebracht hat. Sie muss einfach überlegt angewendet werden. Viele Medikamente und unsere Impfstoffe etc. beruhen je länger je mehr auf der Gentechnologie. Und mit Gentechnologie kann man auch die Anzahl der Tierversuche reduzieren. Sehr schwierig ist einfach die Frage, wo du eine Grenze ziehen willst. Wo hört die Gentechnologie auf, für den Menschen nützlich zu sein, und wo beginnt das \"Herumforschen\", übertrieben gesagt, an. Es braucht mit Sicherheit klare Gesetze, welche die Forschung zulassen. Wenn wir nicht forschen dürfen, dann können wir beispielsweise vergessen, jemals eine leichte Diagnose von Aids zu stellen. Man darf nicht einmal mehr Blut nehmen, sondern man muss anhand einer Speichelprobe wichtige Dinge herausfinden. Wir müssen dann auch vergessen, einen Impfstoff entwickeln zu können. Das muss man ganz klar sagen. Und das gleiche Problem ist im Moment auch bei der Krankheit BSE aktuell. Ohne die Gentechnologie werden wir nie ein Schnelltest finden. Und ich denke, das kann man verantworten und sicher auch brauchen. Wenn es aber darum geht, im Gentechbereich Menschen zu \"züchten\", die einen grösseren IQ haben oder die gegen verschiedene Krankheiten resistent sind, dann muss ich ehrlich sagen, hört es für mich auch auf. Aber einen insektenresistenten Mais oder Reis zu züchten, finde ich eben auch keine schlechte Angelegenheit. Denn erstens sind diese länger auf so etwas angewiesen oder sonst kann man auch Literweise Insektenmittel versprühen. Ob dies dann eine sinnvollere, Lösung ist, dürfte auch wieder fraglich sein. Aber ich denke, wir müssen Gesetze finden, die das Mittelmass zulassen. Und das ist sicher nicht einfach.

 
 

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