-Indem DOPA in Verbindung mit Decarboxylasehemmern oral verabreicht wird, zeigen sich deutliche Besserung der Beschwerden.
Wie ich gerade schon bei der Diagnose beschrieb ist DOPA eine Vorstufe des Dopamin, welches die parkinsonkranke Substantia nigra nicht herstellen kann.
Indem DOPA verabreicht wird, kann das Dopamin wieder hergestellt werden und die Symptome lassen nach. Ein Problem bei der oralen Zufuhr von DOPA ist, daß sich in der Magenschleimhaut Enzyme befinden, welche das DOPA schon hier in Dopamin umwandeln. Dieses Dopamin ist aber an dieser Stelle völlig fehl am Platz und verursacht Übelkeit, Brechreiz und ein massives Absinken des Blutdrucks (Hypotonie) welches zum Kreislaufkollaps führen kann. Damit das Dopamin nicht schon an der Magenschleimhaut hergestellt wird und Nebenwirkungen verursacht, muß das entsprechende Enzym mit Hilfe des Decarboxylasehemmers blockiert werden. Die Decarboxylierung von DOPA wird also erst im Gehirn speziell in der Substantia Nigra durchgeführt. Dort hat es dann keine unerwünschten Wirkungen sondern lindert die Parkinsonbeschwerden.
(Folie: medikamentöse Therapie)
Die Kardinalsymptome Rigor und Tremor werden erheblich verringert, die Hypokinese zwar auch, jedoch nur leicht. DOPA führt bei den Betroffenen zu einer früher nicht gekannten Verbesserung der Lebensqualität. Die täglichen Arbeiten können jetzt wieder verrichtet werden. Die Wirkung des Medikaments schwächt aber je nach Darreichungsform nach einigen Stunden ab. Leider kann diese Medikamentation, wie alle anderen Therapien auch, den Krankheitsverlauf nur verlangsamen. Ein langzeitiges Aufhalten der Symptome ist nicht möglich. Die DOPA-Therapie ist die Basistherapie, welches durch die folgenden Behandlungen verbessert wird.
-Durch das Verabreichen von sogenannten Anticholinergika werden die Symptome nur leicht gelindert. Im Gegensatz zur DOPA Therapie wird nicht die Dopaminproduktion gesteigert sondern die Wirkung des Dopamingegenspielers Acetylcholin gehemmt.
(auf Folie erklären)
Die Anticholinergika-Therapie ist seit 1945 bekannt. Damals extrahierte man Wirkstoffe dieser Gruppe aus der giftigen Tollkirsche (auch Belladonna genannt).
Die Acetylcholinrezeptoren in der postsynaptischen Membran werden gehemmt.
(Alkaloide, ähnlich Atropin, Rückblick italienische Frauen, Pupillen)
Heute kann man bessere Präparate dieser Medikamentengruppe synthetisch herstellen. Leider wirken die Anticholinergika nicht nur in der Substantia nigra, wo sie die Parkinsonsymptome lindern, sondern im ganzen Gehirn. Dies führt teilweise zu starken Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, unscharfen Sehen, Blasenentleerungsstörungen, Verstopfung und Herzrasen, bei älteren Patienten sogar zu Halluzinationen und Gedächtnisstörungen. Eine Anticholinergika-Therapie wird aber trotzdem gerne zusätzlich zur DOPA-Therapie angewendet, da die Symptome des Parkinsonsyndroms meist schwerwiegender sind als die relativ geringen Nebenwirkungen.
-Amantadine sind mit den Anticholinergika zu vergleichen. Eigentlich wird die Medikamentengruppe der Amantadine als starkes Mittel bei schweren Grippe Infektionen verwendet. Man fand aber 1969 zufällig heraus, daß die Parkinsonsymptome gelindert werden. Wahrscheinlich wirken die Amantadine an bestimmten postsynaptischen Rezeptoren und hemmen die Acetylcholinwirkung. Näheres ist aber noch nicht bekannt.
-Dopaminagonisten haben wie die DOPA-Therapie das Ziel einen ausreichenden Dopaminspiegel im Gehirn aufzubauen. Dopaminagonisten sind dopaminähnliche Moleküle, die erst an den postsynaptischen Dopaminrezeptoren greifen und dort die gleiche Wirkung wie echtes Dopamin haben. Dopaminagonisten können aber zu schweren Nebenwirkungen führen. Es können auftreten: Übelkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Kreislaufregulationsstörungen, Herzrhythmusstörungen, Gefäßverkrampfungen der Finger, Wassereinlagerungen in den unteren Extremitäten, extrem gesteigerte Libido und in seltenen Fällen Lungenfellentzündungen.
Werden Dopaminagonisten aber frühzeitig, gezielt und zusätzlich zur DOPA-Therapie gegeben, wird verhindert, daß die Rezeptoren für Dopamin irgendwann ausfallen.
Diese Rezeptoren werden nämlich im Spätstadium des Parkinsonsyndroms abgebaut, da sie fast nicht mehr benutzt werden.
-Das Medikament Selegelin, welches zur Gruppe der Monoaminoxidase-B-Hemmer gehört, verhindert den natürlichen enzymatischen Abbau von Dopamin. Normalerweise wird Dopamin nach einiger Zeit Aufenthalt im Synaptischen Spalt wieder abgebaut, um im gesunden Gehirn eine zu starke Hemmung der Basalganglien zu vermeiden. Beim Parkinsonkranken jedoch bewirkt dieser Abbau, daß die positive Wirkung des Dopamins früh nachläßt. Wie ich erwähnte lässt die Wirkung von DOPA-Präparaten nach einigen Stunden ab. Indem zusätzlich zu DOPA auch noch Monoaminoxidase-B-Hemmer gegeben werden, wird das Dopamin langsamer abgebaut und die Wirkung der DOPA-Präparate wird erheblich verlängert.
(brandaktuell: Studien USA, Selegelin ist Neuroprotektor, Schutz vor Degeneration der Substantia nigra, zufällige Vergiftung durch Nervenzellgiftes MPTP wird durch Selegelin verbessert, Parkinsonkranke leben länger)
Die Gesamtheit der gerade aufgeführten Medikamente kann eine erhebliche Erleichterung der Parkinsonsyndroms erwirken. Teilweise wird auch die Lebenserwartung verlängert. Eine medikamentöse Langzeittherapie des Parkinsonsyndroms ist ein extrem schwieriger Prozeß. Der fachkundige Arzt muß die Wirkungen und Nebenwirkungen der einzelnen Medikamente abwägen. Er muß außerdem die nicht abwendbaren Nebenwirkungen durch andere Medikamente lindern, um den Patienten das Leben zu erleichtern. (Cocktail)
Zusätzlich zur medikamentösen Therapie kann man verschiedene operative Eingriffe im Gehirn vornehmen. Es gibt dutzende Möglichkeiten wie man die Symptome des Dopamin-Mangels lindern kann. Ich möchte aber nur sehr grob darauf eingehen.
Indem man ein sehr kleines Loch durch das Gehirn bohrt, kann man bestimmte Teile des Gehirns abtöten oder auch stimulieren.
Unter Anderem ist es möglich den Tremor zu beseitigen, indem man die entsprechende Hirnregion verödet, d.h. eine kleine Sonde im Gehirn verbrennt den Teil, der für den Tremor zuständig ist. Zwar verliert der Patient dabei einige motorische Fähigkeiten, jedoch ist der Gewinn an Lebensqualität durch den abgeschalteten Tremor ist höher
als die wenigen motorischen Einbußen.
Man kann auch eine Art Schrittmacher Einsetzen um den Thalamus ständig zu reizen. Somit wird die zu starke Hemmung des Thalamus durch die Basalganglien kompensiert. Es gibt noch viele andere hoch komplexe operative Methoden um das Parkinsonleiden zu mindern. Man kann, um nur ein Beispiel zu nennen, das intakte Substantia nigra-Gewebe eines Embryos explantiern und einem Parkinsonkranken wieder einpflanzen.
(Embryonal-Gewebe kann noch wachsen, nicht nur hier findet es Anwendung)
Das neue Gewebe kann dann wieder Dopamin produzieren. In Einzelfällen ist diese Methode so erfolgreich, daß der unabdingbare Tod des Parkinsonpatienten um Jahre verzögert wird. Diese noch rein experimentelle und sehr umstrittene Methode der Transplantation von embryonalen Gewebe, wirft tiefgreifende ethische Fragen auf. Darf man das Gewebe eines Embryos, der abgetrieben wurde, verwenden um ein anderes Leben zu verlängern ? Wird man in naher Zukunft sogar Embryos züchten um das Material an Parkinsonkranke transplantieren zu können ? Wird man sich in Zukunft einen Zwillingsbruder klonen um ein Ersatzteillager zur Verfügung zu haben
Solche durchaus realistischen Visionen müssen ethisch genau geprüft und auf jeden Fall kontrolliert werden.
Neuerdings versucht man auch durch die sogenannte repetetive transcranielle Magnetstimulation (kurz: rTMS) die motorischen Zentren, speziell den Thalamus zu reizen. Indem der Patient gezielt einem unvorstellbar starken Magnetfeld ausgesetzt wird, können die gehemmten Neuronen des Thalamus ein wenig stimuliert werden.
Trotz allem ist das Parkinsonsyndrom unheilbar und führt auf jeden Fall zum Tod. Irgendwann ist die Akinese so stark ausgeprägt, daß der Betroffene erstickt oder an einer Lungenentzündung stirbt. (kein Schlucken, kein Schutz vor eindringenden kontaminierten Fremdkörpern) In Zukunft wird man aber vielleicht das Leben der Parkinsonkranken verbessern und verlängern können. Realistische Gründe für diese Hoffnung gibt es genug. Jedoch kreuzen diese Methoden sehr oft ethisch fragwürdige Themen wie Gentechnologie und Embryonalmedizin.
(Hoffe verständlichen Überblick gegeben zu haben, sehr viel ausgelassen, sehr interessant)
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