\"Kommunikation fällt in die gleiche Kategorie wie Essen, Trinken und Schutz - sie ist lebenswichtig. Ohne sie wird Leben wertlos.\" (Anne McDonald). Und genau aus diesem Grund wollte ich vor allem auf das Thema Kommunikation bei Autisten genauer eingehen. Das Wort Kommunikation kommt von dem lateinischem Wort communicare = teilnehmen lassen, sich verständigen. Eine etwas genauere Definition haben Paul Watzlawik, Janet Beavin und Don Jackson gegeben: \"Nicht nur die Sprache, sondern alles Verhalten ist Kommunikation und jede Kommunikation beeinflusst Verhalten.\" Somit wissen wir, dass man nicht nicht kommunizieren kann. Für Autisten und ihre Familien sind die Kommunikationsstörungen eines der größten Probleme. Mittlerweile hat sich die Methode der \"Gestützten Kommunikation\", oder \"Facilitated Communication (FC)\" wie es im Englischen genannt wird, durchgesetzt.
7.1. Unterstützte Kommunikation:
7.1.1. Was ist das:
Unterstützte Kommunikation bedeutet im Prinzip das, dass die Lautsprache durch andere Kommunikationssysteme ersetzt oder auch einfach nur ergänzt wird. Dies kann mit Hilfe von Symbol- oder Gebärdensystemen erfolgen, wobei man auch elektronische Geräte als Unterstützung benutzen kann. Bei Kindern mit schweren Kommunikationsstörungen müssen normalerweise elementare kommunikative Fähigkeiten erst erlernt werden, es kann sein, dass das Kind lernen muss, dass es selbst etwas bewirken kann, z. B. über das Auslösen eine Geräusches oder das Drücken eines Schalters jemanden herbeirufen oder durch das Treffen einer Auswahl auf einer Bild- oder Symboltafel die gewünschten Reaktionen der Umwelt erreichen. Dabei hilft eine stützende Person, auf einer Buchstabentafel oder einem Computer die gewünschten Buchstaben auszuwählen. Die Stützung kann sehr unterschiedlich aussehen: Kann z. B. das Kind seinen Zeigefinger nicht ausstrecken, dann muss dessen Hand so gefasst werden, dass der Zeigefinger isoliert nach vorn zeigt. Im weiteren Verlauf des Kommunikationstrainings soll die Stützung immer weiter über Hand, Unterarm bis zur Schulter zurückgenommen werden; auch indirekte Stützung über das Halten eines Stabes oder Fassen der Kleidung wird praktiziert. Ziel der Gestützten Kommunikation ist es, dem Kind in einem langwierigen Prozess zu selbständigem Ausdruck zu verhelfen. Die stützende Person ist aber immer nur eine Stütze, das Kind wird nie geführt.
7.1.2. Geschichte der Gestützten Kommunikation:
Es hat auch einige Vorläufer der unterstützten Kommunikation gegeben, wie zum Beispiel das \"hand over hands\" von Rosalind Oppenheim, die 1974 auch ein Buch darüber geschrieben hat. Dabei geht es darum, die Kommunikation vor allem über die Handschrift aufzubauen, wobei am Anfang die Hand des Kindes geführt wird und später immer mehr reduziert wird, bis hin nur mehr zur Körperberührung. Auch diese Methode erzielte teilweise schon erstaunliche Erfolge bei autistischen Kindern. Bekannt wurde die Methode der Unterstützten Kommunikation erst durch die australische Therapeutin Rosemary Crossley, die ihr auch den Namen \"Facilitated Communication gab, was wörtlich übersetzt \"erleichterte Kommunikation\" bedeutet. Sie hat in einem australischem Institut gearbeitet, wo viele Menschen lebten, die an Cerebralparese (spastische Lähmung), oder geistiger Behinderung litten. Sie verhalf ihrer damaligen Patientin Anne McDonald zu mehr motorischer Kontrolle über ihre Bewegungen. 1986 gründete sie in Melbourne das \"Dignity through Education and Language Communication Centre\" (DEAL Zentrum), wo seither Menschen mit schweren Kommunikationsstörungen in alternative Kommunikationsmethoden eingeführt werden. 1989 besuchte Douglas Biklen das Zentrum und führte das System daraufhin In den USA ein. In Deutschland war Annegret Schubert, 1990, dafür verantwortlich, dass diese Methode auch in Deutschland bekannt wurde. 1990 erschien ein Buch von Birger Sellin, einem Autisten. Das Buch: \"Ich will kein Inmich mehr sein\", rief sehr großes Interesse in der Öffentlichkeit hervor, aber auch viele Diskussionen über die Wirksamkeit der Methode. Näheres zu Birger Sellin später.
7.1.3. Probleme:
Die gestützte Kommunikation brachte aber auch einige Probleme mit sich, da Menschen bei denen geistige Behinderungen festgestellt wurden, plötzlich Lesen und Schreiben konnte und keiner wusste, wie sie das erlernt haben. So mag es für viele wahrscheinlich eher unwahrscheinlich klingen, dass diese Methode so funktioniert, denn dann wären jahrelange Theorien und dergleichen ungültig. Außerdem glauben bis heute viele Menschen daran, dass alles nur Manipulation sei und die stützende Person die Texte verfasse und nicht die kranke Person, weil bei durchgeführten Tests die Testpersonen nicht die Ergebnisse erzielten, die sie angeblich in der Lage waren zu erzielen. Was aber auch damit zusammenhängen mag, dass es vor allem für Autisten furchtbar wichtig ist, in ihrer gewohnten Umgebung zu sein, da sie mit Veränderungen sehr schlecht bis gar nicht zu recht kommen. Auch unsereins hat manchmal Probleme in Testsituation dasselbe Wissen zu zeigen, wie es in einer entspannten Umgebung möglich wäre.
Bei manchen Autisten kann es jahrelang dauern, bis sie ohne Stütze kommunizieren können, bei manchen gelingt es nie, aber für viele ist es ein Schritt in ein neues Leben. Die Gestützte Kommunikation wird Dinge wie Sprechen, oder dergleichen nie ersetzen können, aber es ist ein Anfang.
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