Die Donau-Auen bilden die größte, weitgehend intakte Aulandschaft Mitteleuropas. Sie sind ein erstrangiger Speicher für Trinkwasser sowie ein natürlicher Hochwasserschutz und wirken als Luftbefeuchter und "grüne Lunge" für die gesamte Region.
Auen sind ursprüngliche und dynamische Landschaften. Das mittelhochdeutsche "Aue" bedeutet Wasserwald. Die Kraft des anströmenden Wassers gestaltet die Landschaft, an manchen Stellen werden Ufer durch die Wucht des Wassers angerissen oder abgetragen, an anderen Stellen erfolgen Anlandungen in Form von feinem Sand, aber auch als Schotterbänke oder Inseln.
Abb.: Die Kraft des Wassers
Der unterbundene Austausch zwischen Strom und Au und die Sohleeintiefung der Donau - bedingt durch das Aufhalten des Geschiebes unter anderem durch die Kraftwerke oberhalb des Nationalparks - gefährden die natürliche Dynamik und somit das Ökosystem. Die Ökosysteme der Au zu bewahren und darüber hinaus dem im Gesetz vorgesehenen Bildungs- und Erholungsauftrag nachzukommen, sind die wesentlichen Herausforderungen des Nationalparks Donau-Auen.
Flora und Fauna
Die Artenvielfalt im Nationalpark Donau-Auen ist beeindruckend: über 5.000 Tierarten sind dort vertreten. Unter rund 230 Wirbeltierarten befinden sich mehr als 40 Säugetier-, 120 Brutvogel-, 8 Reptilien-, 13 Amphibien- und etwa 50 Fischarten.
Abb. : Europäische Sumpfschildkröte Abb.: Eisvogel
Der Biber konnte hier erfolgreich wiederangesiedelt werden. Sumpfschildkröte, Hundsfisch und Donaukammmolch zählen zu den Raritäten der Augewässer. Der Eisvogel hat hier die höchste Brutdichte in Mitteleuropa.
Auch die Vegetation ist einzigartig. Oft wird in diesem Nationalpark der Auwald mit den Ökosystemen tropischer Regenwälder verglichen. In den Auen gibt es allein über 700 höhere Pflanzen. Auf den "Heißländern" der Lobau, die an afrikanische Savannen erinnern, können nur gegen Trockenheit widerstandsfähige Pflanzen, wie z.B. der Sanddorn, überleben. Auf Feuchtwiesen findet man die Sibirische Schwertlinie und auf den Weihern blühen Teich- und Seerosen.
Abb.: Altarm-Schlammflur
In besonders trockenen Jahren entstehen durch den Rückzug der Altarme größere Schlammfluren mit hochspezialisierten Pflanzen- und Tierarten wie Nadel-Sumpfbise, Schlammkraut und Zweizahn.
Während der Überflutungen wird, abhängig von der Strömungsgeschwindigkeit des Wassers, Schlamm, Sand oder Kies um- und abgelagert. Auf den so entstandene Rohböden bilden lichtbedürftige Pionierpflanzenarten wie Weiden und Pappeln in kürzester Zeit dichte Bestände. Spezialisiert Vogelarten wie Flussregenpfeifer, Flussuferläufer und Strandläufer finden hier optimale Bedingungen.
Profil der Au
Im Laufe der Zeit können sich diese Pioniergesellschaften zur "Weichen Au", also Weiden-, Schwarz- oder Silberpappelauen weiterentwickeln. Diese Auwälder vertragen noch häufigere Überschwemmungen, sie entsprechen dem gerne zitierten Klischee des Auwaldes als "grüne Hölle". Hopfen, Wilde Weinrebe und Waldrebe ranken als "Lianen" an den Bäumen, dazwischen stehen im Frühling dichte Schneeglöckchenteppiche, im Sommer üppig grüne Krautbestände mit Brennnessel, Springkraut, Kletten, Hexenkraut u.a.
Im Alt- und Totholz der rasch alternden Pappelbäume leben zahlreiche Insekten (z.B. Bockkäfer), Vögel und Pilze.
Bei weiterer Entwicklung und fortschreitender Bodenbildung werden die Weiden und Pappeln nach und nach durch Baumarten der "Harten Au" wie Eschen, Ulmen, Ahorn, Linden und Eichen ersetzt. Diese ertragen keine länger andauernden Überschwemmungen, die "Harte Au" zeigt daher an, dass ihr Wuchsort nur alle 3-5 Jahre für einige Tage überflutet wird.
Hier sind z. B. Heckenkirsche, Osterluzei, Wald-Veilchen, Lungenkraut, Stadt-Nelkenwurz, Wunder-Veilchen, Milchstern, Gelbstern und Auen-Weißwurz häufig anzutreffen. Im Kronenbereich alter Eichen schmarotzt die mit ihren gelben Beeren besonders im Winter auffallende Eichenmistel.
Die üppigeren Auwiesen hingegen sind erst durch Rodungen und jahrhundertelange Bewirtschaftung entstanden. Auf ihnen konnten sich vielfach Tiere und Pflanzen ansiedeln, die mit der Intensivierung der Landwirtschaft außerhalb der Auen ausgerottet oder sehr dezimiert wurden.
All diese Wald- und Wiesentypen sind für ihre Existenz auf die schaffende und zerstörende Kraft des Flusses angewiesen. Ohne die Überschwemmungen, das Abtragen und Anlanden von Boden und die Durchspülung der Altarme würden sie sich in wenigen Jahrzehnten zur "Harten Au" entwickeln, und viele spezialisierte Tier- und Pflanzenarten könnten hier nicht mehr existieren.
Abb.: Altarm
Trinkwasser
Das Uferfiltrat der Donauauen ist das beste Trinkwasser des Flachlandes. Da Stauhaltungen seine Qualität nachweislich zerstören, ist ein Schutzgebiet mit Fließstreckenhaltung zugleich wichtigstes Grundwasserschutzgebiet der Region. Der Brunnen Petronell versorgt große Teile des Bezirks Bruck/Leitha, die Brunnengebiete Orth und Eckartsau (siehe Plan) werden für das Marchfeld immer wichtiger, weil das Grundwasser der Agrarsteppe mittlerweile irreversibel mit Nitraten und Pestizidspuren belastet ist.
Die Entnahme von Uferfiltrat aus dem Schotterboden des Wasserwaldes ist - ohne Beeinträchtigung der ökologischen Integrität der Au - allein am Nordufer noch für zusätzliche 850.000 (!) Einwohner möglich. Überall dort hingegen, wo man die Au durch Staudämme vom lebensspendenden Fluss abgetrennt hatte, war dies das Ende der starken Grundwasserschwankungen und damit der Belüftung und Selbstreinigung im Kieskörper. Als stagnierender unterirdischer Sumpf unterliegt das Grundwasser der Sauerstoffverzehrung und der Fäulnis, löst Eisen und Mangan und ist als Trinkwasser verdorben.
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