Großer Brachvogel lat. Numenius arquata, Familie der Schnepfenvögel Der Große Brachvogel ist etwa 50 bis 60 cm lang und wiegt zwischen 600 und 1000 Gramm. Die Flügelspannweite beträgt 80 bis 100 cm. Damit ist der große Brachvogel der größte Schnepfenvogel Europas. Der abwärts gebogene lange Schnabel macht den Brachvogel unverwechselbar. Weibchen haben einen deutlich längeren Schnabel als Männchen und Jungvögel, die noch einen recht kurzen Schnabel haben.
Bis zu 19 cm kann der Schnabel des Weibchen lang werden. Brachvögel ernähren sich überwiegend von Tieren, doch kann der Anteil vegetarischer Kost im Binnenland recht hoch sein. Vor allem werden Wirbellose der oberen Bodenschichten wie Regenwürmer erbeutet. Kleine Frösche und Kröten, Eidechsen, Jungvögel und Kleinnager wurden zwar als Beute nachgewiesen, doch spielen sie eine nur geringe Rolle. Im Binnenland werden sehr viele Insekten gefressen: Dung- und Laufkäfer, Käferlarven, Heuschrecken, Grillen, Ohrwürmer, Raupen, kleine Spinnen, Tausendfüßler und Asseln. Überschwemmungsgebiete der Flüsse und Flach- und Hochmoore waren bis ins 19.
Jahrhundert hinein die bevorzugten Lebensräume des Großen Brachvogels. Auf diese Gebiete beschränkte sich seine Verbreitung. Als die Landwirtschaft begann, Wälder zu roden, die zuvor Waldweiden waren und bewachsene Flussauen und Auengebiete, die sich für Wiesen eigneten, urbar zu machen, konnte der Brachvogel neue Flächen besiedeln und sein Areal erweitern. Die guten Zeiten für den Brachvogel waren vorbei, als es zu Entwässerungen im großen Stil kam. Zuerst waren Moore davon betroffen, dann auch die Wiesen und Weiden, erst traf es die ursprünglichen, dann die neuen Lebensräume. Viele Wiesen verschwanden zugunsten von Maisanbau, neue Industrieansiedlungen, Kiesabbau und Erholungsdruck in der freien Landschaft z.
B. in Form von Modellflugplätzen in Brachvogelwiesen vertrieben immer mehr den Brachvogel aus seinen angestammten Gebieten. Der Vogel wurde immer seltener. Rund 5000 Paare des Brachvogels gab es 1982 in Deutschland noch als der Große Brachvogel zum Vogel des Jahres gewählt wurde. Seitdem ist der Bestand weiterhin um noch etwa 20 % zurückgegangen- allerdings hat er sich seit den 90er Jahren auf niedrigem Niveau stabilisiert, was vor allem auf Schutzbemühungen und neu angelegte Blänken (flache Gewässer in Wiesen) zurückzuführen ist. In NRW ist der Brachvogel als "stark gefährdet" in der Roten Liste eingestuft.
. Während der Brachvogel in Mitteleuropa überall selten geworden ist, ist er im nördlichen Europa noch weit verbreitet. Im Wattenmeer halten sich bis zu 230.000 Brachvögel aus Skandinavien und Sibirien als Zugvögel auf. Die rastenden Brachvögel nutzen das Watt zur Mauser und zur Nahrungssuche, suchen aber oft auch kilometerweit landeinwärts nach Nahrung. Abends kehren sie zu den fuchssicheren Schlafplätzen in den Salzwiesen und auf den Inseln zurück.
Brachvögel brüten in offenem, gut überschaubarem, ebenem, trockenem bis sehr feuchtem Gelände, gern in der Nähe von Wasser, zum Beispiel in Flach- und Hochmooren, gemähten Schilfflächen, Viehweiden und Mähwiesen, in Marschwiesen und Dünen. Die langlebigen Vögel, die 30 Jahre alt werden können, sind sehr nestplatztreu und bleiben dem einmal gewählten Brutplatz u.U. auch dann noch treu, wenn er in einen Acker umgewandelt wurde. Küken können dann allerdings nicht mehr flügge werden. In Mitteleuropa treffen die ersten Brachvögel bereits Ende Februar an ihren Brutplätzen ein.
Der Neststand ist am Boden, normalerweise in spärlicher und niedriger Vegetation. Meistens werden vier Eier in eine seichte Mulde gelegt. Brutbeginn ist ab Ende März. Nach 27-29 Tagen schlüpfen die Jungen und werden nach spätestens 5 Wochen flugfähig. Es findet nur eine Brut im Jahr statt.
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