Rohbaumwolle wird nach Faserlänge, Gleichmäßigkeit, Feinheit, Farbe, Reinheit, Griff, Festigkeit und Elastizität gehandelt. Hauptfehler sind: Unreinheit kurzer Stapel und hoher Gehalt an unreifen und schlecht entwickelten oder toten Fasern.
Manche Sorten sind im Griff hart und rauh, andere dagegen seidig weich. Rohbaumwolle wird farblich eingestuft in \"weiß\" (engl. \"white\"), \"leicht gelblich\" (engl.\"creamy\"), \"leicht fleckig\" (engl. \"light spotted\"), \"fleckig\" (engl. \"spotted\") und \"gräulich\" (engl. \"light grey\").
Wichtigstes Qualitätsmerkmal ist die Stapellänge. Die Faserlänge liegt im Allgemeinen zwischen 18 und 42 mm. Die einzelnen Sorten werden nach ihren Höchststapeln (längsten Fasern) in die folgenden vier Klassen eingeteilt:
Kurzstapel: bis 26 mm (bis 1 engl. Zoll)
Mittelstapel: 26 - 29 mm (1-1 1/8 engl. Zoll)
Langstapel: 30 - 38 mm (1 1/8 - 1 1/2 engl. Zoll)
Extremlangstapel: ab 39 mm (1 1/2 engl. Zoll und mehr).
Rund 90 % des Baumwollaufkommens der Welt fällt unter Kurz- und Mittelstapel, 7-8 % unter Lang- und 2-3 % unter Extremlangstapel. Qualitäten mit extra langem Stapel liefern vor allem Ägypten und Sudan, etwas auch Peru und die USA.
Die einzelne Baumwollfaser kann eine Breite (größter Durchmesser) von 12-45 um Mikron (Tausendstelmillimeter) haben. Eigenartigerweise haben die feinsten und längsten Baumwollen im Verhältnis zu ihrem Querschnitt auch die größte Festigkeit, ein Umstand, der für das Spinnen feinster Baumwollgarne sehr wertvoll ist. Zur Herstellung feiner Baumwollstoffe wie z.B. hauchdünner Batist, durchsichtiger Voile, seidigfließender Jersey und feinste Strickereien, wird vor allem Baumwolle mit langem und extrem langem Stapel verwendet, die entsprechend teuer ist.
Die Baumwollfaser läßt sich 8-10 % dehnen, und dies sowohl im trockenen wie auch im nassen Zustand. Es ist eine auffallende Eigenschaft der Baumwolle, daß ihre Naßfestigkeit noch höher ist als die Trockenfestigkeit. Deshalb ist Baumwolle widerstandsfähig gegen jede Naßbehandlung. Sie läßt sich beispielsweise kochen und schleudern ohne Schaden zu nehmen. Baumwolle ist auch sehr saugfähig (hydrophil). Da diese Eigenschaft der Hauptgrund für diese große Hautfreundlichkeit der Baumwolltextilien ist, holen wir hier etwas weiter aus:
Baumwolle hat ein ganz besonderes Verhalten gegenüber Feuchtigkeit jeder Art. Sie vermag 65% ihres Eigengewichtes an Wasser aufzunehmen ohne zu tropfen.**) Bis zu 20% mit Feuchtigkeit gesättigte Baumwolle greift sich erstaunlicherweise noch trocken an. Ein Mensch gibt bei heißem und trockenem Wetter sehr viel Wasser durch die Haut ab. Ein großer Teil davon wird auf dem Umweg über die Kleidung verdunstet. Was diese nicht aufnehmen kann, zeigt sich als nasser Schweiß auf der Haut oder dem Stoff. Somit ist es wichtig, daß das Material der Bekleidung eine große Saugreserve aufweist. Schweiß ist aber nicht reines Wasser, sondern ein Gemisch von Wasser, Salzen, Säuren, Bakterien, Hautfett und Schmutz. Auch diese werden von der Baumwolle absorbiert, dank dem besonderen Aufbau ihrer Zellulosefasern. Betrachtet man den Querschnitt einer Baumwollfaser im Mikroskop, glaubt man, einen Baumstamm mit seinen vielen Jahresringen vor sich zu haben. Bei den Baumwollfasern handelt es sich um Tagesringe. Diese setzen sich ihrerseits aus Fibrillen (feinste Fäserchen) zusammen. Der Schichtweise und fibrillöse Aufbau jeder einzelnen Baumwollfaser erklärt die Wasseraufnahmefähigkeit und die erstaunlicherweise damit verbundene Festigkeitszunahme der Baumwolltextilien in nassem Zustand. Die Begleitstoffe des Schweißes werden nach dem Verdunsten des Wassers nicht auf einer glatten Oberfläche (wie bei synthetischen Fasern) abgelagert, sondern verschwinden in den \"Lagerspalten\" der natürlich gewachsenen Baumwollfaser. Erst in der Wäsche lösen sie sich in der Lauge auf und werden herausgespült. Da man Baumwolle - falls sie gefärbt ist - ohne Bedenken kochen kann und sie auch jedes Waschmittel verträgt, ist sie die ideale Faser für Leibwäsche, Nachtwäsche, Bett- und Badetücher.
Baumwolle ist kaum elektrostatisch. Sie teilt also keine elektrischen Schläge aus oder sprüht Funken.
Die Feinheit und Weichheit der Baumwollfaser sorgt dafür, daß Baumwolle auf der Haut weder kratzt noch juckt und auch keine Allergien hervorruft.
Die luftige Struktur der Baumwollfaser wirkt temperaturausgleichend. Sie verhindert Hitzestau. Baumwollstoffe kennen kein \"pilling\", d.h. es bilden sich keine unerwünschten Faserknötchen an Scheuerstellen wie z.B. Kragen und Ellenbogen.
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