Was der berühmte Arzt, Philosoph und Mystiker Paracelsus die "quinta essentia", den Wirksamen Bestandteil der Pflanze, nannte, kann der Pflanze nun entzogen werden, und dies hat sich im Laufe der Zeit zu einem besonderen Zweig der chemischen Forschung entwickelt, der Naturstoffchemie. Mit Hilfe von Methoden, die im 20. Jh. entwickelt wurden, ist es der Naturstoffchemie möglich geworden, Die Pflanzenstoffe in einem reinem Zustand zu isolieren, (Chromatographie) und mit ständig verbesserter analytischer Apparatur ihren chemischen Aufbau festzustellen. Dank dieser Technik wissen wir heute in der Regel, durch welche Inhaltsstoff die Giftpflanzen gefährlich sind.
Alkaloide
Man entdeckte, daß einige pflanzliche Giftstoffe gemeinsame Kennzeichen besitzen. Eine Gruppe von farblosen, festen Stoffen, die unlöslich in Wasser, jedoch löslich in bestimmten organischen Lösungsmitteln wie z.B. Alkohol ist, erhielt die Bezeichnung Alkaloide, da sich herausstellte, daß sie einen basischen Charakter haben. Später kamen noch einige flüssige Alkaloide in diese Gruppe; das Coniin des Schierlings und das Nikotin des Tabaks. Die Alkaloide sind in den Pflanzen fast immer an organische Säuren gebunden, und die Salze sind in der Regel in Wasser löslich. Stellt man einen wäßrigen Auszug der Pflanze her und setzt diesem eine Base zu, so wird das Alkaloid ausgefällt. Es läßt sich auch mit Hilfe von Gerbsäure ausgefällt, ein Umstand, den man sich bei der Bekämpfung von entsprechenden Vergiftungen zunutze macht, nur ist darauf zu achten, daß es einige wie Atropin und Morphin gibt, die sich bei einem Überschuß an Gerbsäure wieder auflösen. Zur allgemeinen Ersten Hilfe bei Alkaloidvergiftungen und bei Vergiftungen überhaupt, dient Kohle. Kohle ist stark absorbierend, und nimmt einen großen Teil des Giftstoffes auf. Porzellanerde oder Pfeifenton haben ebenfalls absorbierende Eigenschaften, was bereits den Griechen der Antike bekannt war. Diese Erde fand sich auf der Insel Lemnos im Ägäischen Meer. Die Griechen machten Pastillen aus ihr, und verwendeten sie als Universalmittel gegen mancherlei Krankheiten, besonders gegen. "sauren Magen". Chemisch ist die Tonerde aus der die Pastillen hergestellt wurden aus Aluminiumsilikat, welches heute noch ein viel genütztes Heilmittel gegen überschüssige Magensäure ist. Einige der gefährlichsten Pflanzengifte gehören zu den Alkaloiden, so Atropin und Scopolamin der Nachtschattenfamilie, das Aconitin des Blauen Eisenhuts und das Coniin des Gefleckten Schierlings. Eine Pflanze wie der Schlafmohn enthält nicht weniger als ca. 45 verschiedene Alkaloide, die mehr oder wenig giftig sind.
Glykoside
Glykoside sind oft gefährliche Gifte. Chemisch werden sie als stickstofffreie Pflanzenstoffe, die eine Zuckerart im Molekül gebunden haben. Sie sind recht unbeständig und spalten sich unter der Einwirkung von Säuren und manchmal auch Basen in die Zuckerart und einen oder mehrere charakteristische Stoffe, oft mit sehr kompliziert zusammengesetzten Molekülen Vom Aussehen her sind es feste kristallinische Stoffe. Bestimmte Planzenfamilien wie Rachenblütlern, Kreuzblütengewächse und Steinobst sind besonders reich an Glykosiden . Bei den Rachenblütlern wie z.B. Fingerhut kann man mehrere verschiedene Glykoside in derselben Art finden, und nah verwandte Glykoside sind in ganz unterschiedlichen Arten anzutreffen, die zu verschiedenen Familien gehöre, wie z.B. Fingerhut und Maiglöckchen.
Flavonoide
Ihre Giftigkeit ist zwar gering, doch können sie bei längerer Einnahme in einigen Fällen zu Lichtepfindlichkeit zur Folge haben.
Saponine
Die Saponine sind ebenfalls eine Art Glykoside. Werden sie in die Blutbahn gebracht, so erfolgt eine Zerstörung der roten Blutkörperchen. Wenn Saponine geschluckt werden, so spalten sich im Magen, und normalerweise üben sie auf diese Weise keine Giftwirkung aus. Jedoch werden Alpenveilchen und Gauchheil zur Betäubung von Fischen verwendet.
Bitterstoffe
Bitterstoffe lassen sich nur schwer mit einem gemeinsamen chemischen Zeichen versehen. Sie können völlig ungefährlich sein, doch gibt es unter ihnen auch starke Gifte wie z.B. das Xylostein des Pfaffenhütchens und das Lactupikrin des Gift- Lattichs.
Ätherische Öle
Sie können manchmal hautirritierend wirken und zu Blasenbildungen und Entzündungen führen, Direkte Vergiftungen durch Einnahme kleiner Mengen sind selten doch einige sind äußerst giftig. Wenige Tropfen von der Eibe und dem Sadebaum können tödlich sein. Mit Salbei, Lebensbaum und Wermut sollte man ebenfalls vorsichtig umgehen, denn ihre ätherischen Öle enthalten das Nervengift Thujon.
Eiweißstoffe
Eiweiße sind wichtige Nährstoffe, doch auch darunter gibt es einige, die gefährlich sind, z.B. das Phasin der Gartenbohne, das jedoch beim Kochen abgebaut wird.
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