Die Flora des tropischen Regenwaldes wird eindeutig von Bedecktsamern (Blütenpflanzen mit Ausnahme der Nadelgehölze und anderer, kleiner Nacktsamer-Gruppen) beherrscht. Der überwiegende Teil der Arten (etwa 70 Prozent) ist holzig. In typischen, ungestörten Tieflandregenwäldern leben auf einem Hektar 80 bis 200 verschiedene Gehölzarten, in Extremfällen findet man sogar bis zu 400 Arten. Zum Vergleich: Dies ist mehr als die gesamte Gehölzflora mancher Länder Mitteleuropas. Oft befinden sich jedoch nur ein bis zwei Individuen derselben Art auf einem Hektar Fläche, wodurch ganz spezielle Bestäubungsbeziehungen notwendig werden, um den Fruchtansatz zu sichern. Nur in Lebensräumen mit sehr spezifischen Lebensbedingungen, z. B. einigen Sumpfgebieten, dominieren eine oder einige wenige Spezies. Der vorwiegende Baumcharakter des Regenwaldes bedeutet zugleich, dass die meisten Arten lange Zeit brauchen, bevor sie zum Blühen kommen; viele Arten sind erst nach 30 oder mehr Jahren ausgewachsen und fortpflanzungsfähig.
Die Pflanzen der Regenwälder zeigen ganz charakteristische Anpassungserscheinungen an die dortigen Lebensbedingungen. Zu diesen Phänomenen zählen u. a. die Ausbildung von mächtigen, oft plattenartigen Stelz-, Stütz- und Brettwurzeln an den Bäumen, die sie auf den flachgründigen Böden vor dem Umfallen bei Starkwinden schützen (aber wohl auch anderen, noch nicht genau bekannten Nutzen haben); die so genannte Kauliflorie (Stammblütigkeit), bei der die Blüten direkt an den Stämmen oder Ästen erscheinen und daher von den bestäubenden Fledertieren besser erreicht werden können; der hohe Anteil an Arten, die von Vögeln oder Fledertieren bestäubt oder deren Früchte durch sie verbreitet werden; die Ausbildung besonders großer, breiter Blätter mit dünner Konsistenz bei Arten der unteren Schichten, eine Anpassung an die dort herrschende hohe Luftfeuchtigkeit, usw.
Man stellte fest, daß nur 0,0002% der Biomasse (Trockengewicht lebender Organismen) einer Region im amazonischen Regenwald Tiere waren, davon allein 70% Zersetzer (Destruenten).
Das Innere des Regenwaldes ist nicht nur der wärmste und feuchteste Lebensraum, sondern auch der dunkelste. Denn obwohl in den Tropen die stärkste Sonneneinstrahlung herrscht, dringen nur 1-2% der Sonnenstrahlen bis zum Erdboden vor. Deshalb ist der Kampf ums Licht die treibende Kraft hinter der Struktur des Regenwaldes. Die Pflanzen bilden Schichten unterschiedlicher Höhe, von denen jede etwas mehr Licht ausfiltert. So werden einfallende Lichtmenge und Temperatur nach und nach gesenkt, wobei gleichzeitig die Luftfeuchtigkeit steigt. Man sagt: Jede Etage besitzt ein eigenes Mikroklima. Wie beim Spaziergang im heimischen Wald trifft man auf ein Blätterdach aus hohen Bäumen, ein Stockwerk aus niedrigeren Bäumen, eine Strauchschicht und eine Krautschicht. Was den Regenwald dagegen einzigartig macht, sind die vielen unterschiedlichen Ebenen, die Pflanzenvielfalt in jedem Stockwerk, sowie die Helligkeitsunterschiede zwischen Oben und Unten
Die Anzahl der Stockwerke ist je Regenwald verschieden. Manche Tieflandregenwälder bestehen aus fünf Stockwerken, bestimmte Waldtypen bestehen nur aus einem Stockwerk. Manche Baumriesen entstehen aus großen Samen, die ein schnelles Anfangswachstum ermöglichen; haben sich die jungen Bäume aber erst mal ein Plätzchen erkämpft, begnügen sie sich mitunter jahrelang mit einem Minimalwuchs und warten darauf, daß sich eine Lücke im nächsten Stockwerk auftut. Während sie anfangs Schatten gut vertragen, sind sie meistens während des Reifewachstums, der Blüte und der Fruchtbildung auf volles Licht angewiesen. In den meisten Urwäldern ist die Vegetation in 20-30m Höhe am dichtesten, weil sich dort die Bäume in unzählige Blätterschirme verästeln. Hier herrschen Temperaturen von bis zu 32°C, wogegen die Luftfeuchtigkeit nur 60% beträgt. Dies ist das Kraftwerk des Waldes. Ebenso finden sich hier die meisten Blüten und Früchte, was viele Insekten und größere Tiere anlockt, die sich daran gütlich tun. Der Waldboden bildet das andere Extrem: Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 90%, das Thermometer zeigt 28°C. In einigen Regenwäldern ist es im \"Paterre\" so dunkel, daß der Waldboden sehr kühl, und somit leicht zu begehen ist. In lichteren Wäldern herrscht dagegen ein \"Dschungel\" aus Krautpflanzen, Bäumen, Sträuchern und Lianen vor.
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