4.1 Blutzuckerwert
Der Blutzucker des Stoffwechselgesunden liegt nüchtern unter 120 mg/dl (= Milligramm pro Dezili¬ter) und steigt nach dem Essen auf maximal 140 mg/dl an. Oberhalb eines Nüchternblut¬zuckers von 120 mg/dl spricht man von einer diabetischen Stoffwechsellage.
Die Diagnose des Typ-I-Diabetes mellitus bereitet im allgemeinen weniger Schwierigkeiten, weil bereits die ausgeprägten Krankheitszeichen zur richtigen Verdachtsdiagnose führen. Der Nachweis erfolgt hier mittels Blutzuckerbestimmung bei bereits anfangs deutlich erhöhten Wer¬ten. Eine ein¬malige Bestimmung des Blutzuckers ist nicht ausreichend, wenn nicht weitere eindeutige Zeichen eines entgleisten Diabetes, wie Blutzucker im Urin, Ketonkörper im Urin und typische Symptome vorliegen. Ein manifester Diabetes liegt nach den WHO-Empfehlungen (1981) vor, wenn der Nüch¬ternblutzucker über 120mg/dl und der post¬prandiale Blutzucker über 180 mg/dl liegen (venöses Blut). Da diese Werte von verschiedenen Organisationen und auch Autoren zum Teil un¬terschiedlich angegeben werden, muß in Zwei¬felsfällen zur Klärung der Situation ein sogenannter oraler Glucose - Toleranztest durchgeführt werden (Siehe weitere Untersuchungen).
4.2 Urinwerte
4.2.1 Der Urinzuckerwert
Steigt der Blutzucker über 180 mg/dl an, kann die Niere den Zucker nicht mehr zurückhalten und man kann den Zucker im Urin mittels Teststreifen nachweisen. Man nennt diese Grenze, bei der man den Zucker im Urin nachweisen kann, die Nierenschwelle. Die Nierenschwelle ist bei jedem Menschen und vor allen Dingen in jedem Alter etwas anders. Besonders auch wäh¬rend der Schwangerschaft kommt es hier zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen.
Merke: Je mehr der Blutzucker ansteigt, desto mehr wird Zucker im Urin ausgeschieden.
Die Nierenschwelle kann für jeden einzelnen Patienten bestimmt werden, indem gleichzeitig Blut¬zuckerwerte und Urinzucker aus frischem Urin gemessen werden. Hierdurch ist es möglich, die in¬dividuelle Nierenschwelle eines jeden Patienten zu bestimmen.
Gut eingestellte Patienten oder Patientinnen mit einer stabilen Blutzuckersituation testen täg¬lich den ersten Urin
. nach dem Essen oder
. 2 bis 3 x pro Woche nüchtern oder
. nach dem Abendessen.
4.2.2 Der Urinacetonwert
Aceton kann im Urin nachgewiesen werden, wenn statt Kohlenhydraten Fettreserven zur Ge¬win¬nung der täglichen Energie verwendet werden müssen.
Aceton kann durch spezielle Teststreifen im Urin nachgewiesen werden. Ketonkörper findet man z.B. bei
. Insulinmangel
. beginnender Blutzuckerentgleisung
. Gewichtsabnahme (\"Hungeraceton\")
. nach lange andauernder Unterzuckerung (Hypoglykämie)
4.3 Weitere Untersuchungen
4.3.1 Glucose-Toleranztest
Der Patient erhält morgens nüchtern nach der ersten Blutentnahme (für Blutglucose) 75 g Glucose (= Traubenzucker), gelöst in 300 ml Wasser oder ein ähnliches Zuckergemisch. Die Lösung muß innerhalb von 10 Minuten langsam getrunken werden. Weitere Blutentnahmen erfolgen nach 60 und 120 Minuten nach Trinkbeginn. Auch hier müssen die Blutglucosebe¬stimmungen mit einer qualitätsgesicherten Methode erfolgen. Ein Diabetes mellitus liegt vor, wenn im kapillaren Vollblut der Nüchternblutzucker über 120 mg/dl, der 2-Stunden-Blutzuckerwert über 200 mg/dl vorliegt. Kein Nachweis für eine Glucoseverwer¬tungsstörung besteht, wenn sowohl Nüchternblutzucker un¬ter 120 mg/dl, als auch 2-Stunden-Blutzucker unter 140 mg/dl liegen.
4.3.2 Körpergewicht, Füße, etc.
Das Körpergewicht muß regelmäßig kontrolliert und dokumentiert werden.
Die Füße sollten täglich selbst kontrolliert werden und bei krankhaften Veränderungen dem Haus¬arzt gezeigt werden.
Bei Bluthochdruck muß regelmäßig der Blutdruck gemessen und dokumentiert werden.
. Ist der Blutzucker bei zwei aufeinanderfolgenden Bestimmungen > 300 mg/dl, muß der Arzt aufgesucht werden.
. Ist der Urinzucker bei zwei aufeinanderfolgenden Untersuchungen > 2 % oder entspre¬chend der Farbskala, muß der Arzt aufgesucht werden.
. Ist der Acetongehalt bei zwei aufeinanderfolgenden Tagen positiv, muß der Arzt aufge¬sucht werden.
4.3.3 Augen
Durch die schwächere Durchblutung werden vor allem die kleinen Blutgefäße von Augen und Nie¬ren in Mitleidenschaft gezogen. Die diabetische Netzhauterkrankung kann der Arzt schon früh er¬kennen, da die Untersuchung mit dem Augenspiegel die Blutgefäße des Augenhinter¬grunds (Retina) deutlich und vergrößert zeigt.
Hier sind kleine Aussackungen an den haarfeinen Äderchen, die die Netzhaut durchziehen, zu er¬kennen. Später kommen oft noch kleine Ablagerungen von Fett und Blutungen in der Netz¬haut hinzu, die man ebenfalls deutlich erkennt. Sehstörungen sind aber nur selten anzutreffen.
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