1.1 Was versteht man unter Desertifikation?
Das Wort Desertifikation setzt sich aus den lateinischen Begriffen "desertus" (Wüste) und "facere" (machen) zusammen. Es bedeutet also soviel wie "zu einer Wüste machen" oder "verwüsten". Im Deutschen wird allerdings allgemein von der Wüstenbildung gesprochen.
Der Begriff Desertifikation wurde erstmalig 1949 von einem französischem Förster in Westafrika eingeführt. Er bezeichnete damit die langsam fortschreitende Ausdünnung der Wälder in den relativ feuchten Gebieten am Südrand der Sahara (Sahel), die schließlich zum völligen Verschwinden der Bäume und der Umwandlung der steppen- bzw. savannenartigen Umgebung in wüstenhafte Gebiete führte. Später wurde die Desertifikation als ein Prozess erkannt, der in Trockengebieten in der ganzen Welt auftritt.
Die Desertifikation lässt Flecken von verödetem Land entstehen, die manchmal Tausende von Kilometern von der nächsten Wüste entfern liegen. Diese Flecken dehnen sich nach und nach aus, wachsen zusammen und schaffen so in sonst eigentlich produktiv für die Landwirtschaft genutzten Gebieten, wüstenähnliche Bedingungen.
Desertifikation bedeutet also die Ausbreitung wüstenähnlicher Verhältnisse in Gebieten, in denen sie zonal-klimatisch eigentlich nicht existieren sollten.
1.2 Wo kommt sie vor?
Da die Desertifikation hauptsächlich anthropogene Ursachen hat, breitet sie sich nicht von den menschenarmen Wüstengebieten in die Savannen- und Steppenregionen aus, sondern ihre Herde sind vielmehr die relativ dicht besiedelten, jedoch ökologisch auffälligen Steppen- und Savannengebiete, welche meist stärker betroffen sind, als die eigentlichen Wüstenränder.
Die Desertifikation ist geoökologisch nur denkbar in Klimazonen, in denen ein semiarides oder semihumides Klima, bezogen auf den Niederschlag, herrscht und dadurch eine Wüstenbildung ausgelöst wird. Solche semiariden bis semihumiden Bedingungen sind in den Steppen und Tropen, insbesondere in den Randtropen, zonal oder regional verbreitet. Sie fehlen aber in ganzjährig feuchten Klimaten, wie es etwa unser mitteleuropäisches Klima der Westwindzone darstellt. Daher können in dieser Klimazone auch keine wüstenähnlichen Bedingungen entstehen, zumal die Regenerationskraft der natürlichen Pflanzenwelt wesentlich größer ist als in den Randzonen der großen Wüsten dieser Erde.
Insgesamt ist etwa ein Sechstel der Erdbevölkerung und ein Viertel der Landoberfläche von Desertifikation betroffen.
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