In weiten Teilen Europas leidet die Natur unter der Luftverschmutzung und - damit einhergehend - dem sauren Regen. Ganze Wälder sterben, und in zahlreichen Seen erlischt alles Leben. Verursacht werden die Schäden durch Schwefeldioxid, Stickoxide und andere Abgase, die bei der Verbrennung von Kohle, Heizöl, Holz und Erdgas freigesetzt werden. In vielen Wäldern bietet sich ein beklemmendes Bild: Kahle Baumgerippe strecken ihre gebleichten Äste anklagend gegen den Himmel, und vermeintlich gesunde Nadelbäume lassen bei genauerem Hinsehen bereits die Symptome des Siechtums erkennen: schüttere Kronen und schlaff herabhaengende Zweige mit gelblichen Nadeln.
In der BRD beträgt der Anteil der geschädigten Waldfläche etwa 52%. Beängstigend schlecht steht es um die Schweizer Bergwälder, und hier in Österreich ist der Anteil der kranken Wälder ebenfalls auf über 40% angewachsen. Das Seensterben greift vor allem in Skandinavien und in Nordamerika um sich. In Tausenden der wunderschön in die waldreiche Landschaft eingebetteten Seen ist kein Fisch mehr zu finden.
Nicht nur die Natur ist das Opfer der heimtückischen Umweltvergiftung - auch menschliche Bauten erleiden schwere Schäden. Antike Bauten, die Jahrhunderte überdauert haben, sind nur durch ständige Restaurationsarbeiten vor dem raschen Zerfall zu bewahren. Berühmte Beispiele: der Parthenon in Athen, das Kolosseum in Rom und der Kölner Dom. Der Sandstein zersetzt sich mit beängstigender Geschwindigkeit unter der Einwirkung der Säuren.
Das saure Niederschlagswasser richtet auch im Boden folgeschwere Schäden an. Es verbindet sich mit wichtigen Pflanzennährstoffen und wäscht sie aus. Der Boden wird ausgelaugt, so daß die betroffenen Pflanzen - Blumen, Bäume und auch Feldfrüchte - unter Mangelerscheinungen leiden und schließlich eingehen. Das saure Sickerwasser löst auch Metalle wie Aluminium aus dem Boden und spült diese dann in Bäche und Seen. Dort wirken sie für Pflanzen und Fische tödlich. Bezeichnenderweise sehen saure Seen mit ihrem klaren Wasser besonders schön aus, denn in dem sterilen Milieu kann sich auch das kleinste Lebewesen nicht mehr halten.
Die Folgen der Luftverschmutzung wurden schon früh erkannt. Bereits 1872 beschrieb der britische Chemiker Robert Angua Smith den Zusammenhang zwischen Abgasen und festen Luftschadstoffen auf der einen Seite und dem sauren Regen auf der anderen. Messungen haben ergeben, daß das Regenwasser in manchen Gebieten rund 100mal saurer ist als unter normalen Verhältnissen. Die Schadstoffe treiben mit der Luftströmung in großen Höhen oft Tausende von Kilometern weit und fallen dann erst als saurer Regen oder Schnee zur Erde. Das erklärt auch, warum selbst im hohen Norden Wälder und Seen sterben.
Ein Blick auf die Statistik zeigt, daß Großbritannien, die USA, die ehemalige Sowjetunion, die ehemalige Tschechoslowakei, die BRD, Frankreich, Polen und Kanada die größten Schadstoffmengen in die Luft blasen.
Sie gehen nur zum Teil wieder im jeweiligen Land nieder - die übrige Schmutzfracht fällt in Form von saurem Regen auf andere Staaten herab.
|