1. Wir müssen akzeptieren, dass der Patient zumindest eine bestimmte Zeit lang kein so intensives Leben führen kann, wie wir uns das vielleicht wünschen. Wir dürfen den Schizophrenen nicht zu etwas zwingen, was er nicht tun kann, denn das würde zu einer Verschlechterung seines Zustands führen. Wir müssen ihm mehr entgegenkommen. Wir müssen uns vor Augen halten, dass die Wiederherstellung (Rehabilitation) eine lange Prozedur ist und nicht mit einem frontalen Angriff erzwungen werden kann.
2. Der Patient sollte nicht als ein Mensch behandelt werden, der verantwortungslos ist oder dazu neigt, sich oder anderen Schaden zuzufügen. Statistiken haben niemals nachgewiesen, dass Gewalttätigkeit oder kriminelles Verhalten bei Schizophrenen häufiger ist als bei der übrigen Bevölkerung.
3. Obwohl der Patient nicht völlig im Einklang mit der Realität steht, ist er dennoch im Stande, das Leben weitgehend richtig zu beurteilen. Er ist nicht schwachsinnig. Er sollte weder als Kind noch als Unterlegener oder als ein Objekt behandelt werden. Wir sollten ihn mit Fragen verschonen wie: "Warum hast du das getan?" "Warum hast du das gesagt?" Wir sollten nichts sagen, wodurch er sich beschuldigt, angeklagt, abgewertet oder zurückgewiesen fühlen könnte.
4. Obwohl der Patient gleichgültig und von der Welt abgekehrt erscheint, sollten wir uns vor Augen halten, dass er von seiner Umgebung beeindruckt ist, auch wenn keine Reaktionen sichtbar sind.
5. Wenn Schizophrene übermäßig provoziert oder grausam behandelt werden oder wenn man von ihnen verlangt etwas zu tun, was sie nicht tun können, dann können sie leicht aggressiv werden.
6. Besonders unmittelbar nach einer Rückkehr aus dem Krankenhaus ist der Patient häufig nicht im Stande, die Initiative zu ergreifen: Die Angehörigen müssen initiativ werden und gleichzeitig sehr viel Geduld aufbringen. Es ist bezeichnend für teilweise wiederhergestellte Patienten, Dinge in viel langsamerem Tempo zu tun als der durchschnittliche Gesunde. Mangel an Konzentration, Hemmungen aller Art und Gedanken, die sich aufdrängen, können sich störend auf seine Tätigkeiten auswirken. Dennoch wird der Patient, wenn er stetig arbeitet und bei seinem Tun - so langsam dies auch sein mag - ermutigt wird, ein Gefühl der Befriedigung empfinden. Sobald sein Selbstvertrauen wächst, wird auch das Tempo seiner verschiedensten Tätigkeiten zunehmen. Die Familie muss lernen, die Bereiche, in denen der Patient besonders empfindlich ist, zu erkennen und zu vermeiden.
7. Es wäre gut dem Patienten zu zeigen, dass er nicht unnütz in der Familie ist. Er soll das Gefühl haben, gebraucht zu werden: Er könnte z. B. im Haushalt kleine Tätigkeiten übernehmen. Das Gefühl, etwas für die Familie beitragen zu können, wird sich günstig auswirken.
8. Am besten ist es, mit dem Patienten nicht zu streiten bzw. ihm nicht zu erklären, dass er nicht Recht hat. Aber vielen Angehörigen fällt das schwer; ihr Stolz ist verletzt, sie fühlen sich deshalb auch überfordert. Eine gute Haltung seitens der Angehörigen besteht darin, dem Patienten zu sagen: Vielleicht wird die Zeit kommen, da du das, was wir getan haben und tun, in einem anderen Licht sehen wirst. Gleichzeitig können Angehörige den Patienten beruhigen, indem sie erklären, dass jedes Familienmitglied dazu beitragen wird, die Rechte und Bedürfnisse aller in der bestmöglichen Weise zu befriedigen. Die Chance wird dann größer sein, dass die Zukunft besser wird als die Vergangenheit.
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