Lebensraum, Nester und Nestbau des Eichhörnchens
Das Eichhörnchen lebt in Nadel- und Mischwäldern Europas und Asiens, aber auch in Gärten und Parkanlagen. Es ist ein tagaktiver Einzelgänger. Es verbringt fast sein ganzes Leben in der dichten Kronenschicht der Bäume und im Unterholz. Eichhörnchen markieren ihren Lebensraum mit ihren eigenen Düften, um sich bei der Nahrungssuche zu orientieren. Das Revier eines Eichhörnchens ist etwa 5 - 10 ha groß. Hoch oben in den Astgabeln der Bäume bauen die Eichhörnchen kugelige Haupt- und Nebennester, die mit einem dichten Dach versehen sind. Diese etwa 40 cm breiten und 30 cm hohen Nester nennt man Kobel. Das Eichhörnchen formt dafür mit den Vorderpfoten aus Moos, kleinen Ästen, Blättern und Gras kleine Ballen, die es mit seinen Zähnen auf den Baum trägt. Ein Kobel hat meist zwei Öffnungen und ist innen weich ausgepolstert. Nach der Paarung wird das Männchen von dem Weibchen aus dem Kobel vertrieben. Die Mutter baut sich ein eigenes Nest und der -Nachwuchs wächst im alten Kobel auf. Der Kobel ist aber auch Schutz bei schlechtem Wetter, dabei werden die Öffnungen verstopft.
Fortpflanzung und Entwicklung, des Eichhörnchens
Im Frühjahr (März) dringen die Männchen in das Revier der Weibchen ein. Manchmal werden sie hart, mit lautem Fauchen von den Weibchen abgewiesen. Das Männchen gibt aber noch lange nicht auf. Es folgt dem Weibchen. Diese \"Verfolgung\" nennt man auch Balz. Die Balz kann viele Tage, ja Wochen dauern. Wenn das Weibchen endlich einwilligt, findet die Paarung im Kobel statt. Wenige Tage nach der Paarung wird das Männchen wieder vertrieben. Dann macht sich das Weibchen an die Arbeit den Kobel gut mit Moos, Gras, und Laub auszupolstern. Fünf Wochen nach der Paarung werden drei bis sieben Junge geboren. Nach der Geburt sind die Jungen noch nackt und blind. Drei Wochen später sind die Jungen schon dicht behaart. Wenn eines der Jungen aus dem Kobel fällt, pfeift es nach der Mutter, damit sie es findet und in den Kobel zurückträgt. Nach ca. neun Wochen sorgt die Mutter nicht mehr für ihre Jungen. Sie suchen sich ein eigenes Revier. Wenn sie ausgewachsen sind, kann man anhand der Ohren und des Schwanzes ungefähr sehen, wie alt das Tier ist. Lange Pinselohren und ein breiter, buschiger Schwanz weisen auf ein älteres Eichhörnchen hin.
Fortbewegung, Feinde, Verhalten gegenüber Feinden
Eichhörnchen können sehr schnell und geschickt klettern. Da es ein Gewicht von ca. 250 - 400 g hat, kann es ohne einzubrechen, mit den kräftigen Hinterbeinen von Ast zu Ast springen. Seine Schwanzlänge beträgt 15 - 20 cm. Er dient beim Sprung als Steuer und Fallbremse. Mit seinen Krallen kann es sich beim Klettern an der Borke der Bäume festhalten. Auf dem Boden sichert es aufmerksam - das heißt es richtet sich immer wieder auf, um zu gucken ob sich auch keine Feinde nähern. Dadurch hat es eine ruckartige Fortbewegung. Hin und wieder geht das Eichhörnchen auch mal ins Wasser, es ist ein relativ guter Schwimmer. Viele natürliche Feinde hat es nicht mehr, denn diese werden bei uns immer seltener. Dazu gehören größtenteils Greifvögel wie Habicht und Sperber als auch Greifsäuger wie Baummarder und Wildkatze. Sie holen die Jungen der Eichhörnchen aus den Kobeln. Die älteren Eichhörnchen, die das Nest schon verlassen haben, schützen sich vor den Feinden, indem sie in Spiralen am Baumstamm entlanglaufen und dann in den Kobel flüchten.
Verhaltensweise im Herbst - Überwinterung - Nutzen des Waldes
Das Eichhörnchen ist ein Winterruher. Im Herbst, solange das Nahrungsangebot noch reichhaltig ist, sammelt es Nüsse und andere Trockenfrüchte und legt im Boden Nahrungsvorräte für den Winter an. Es sammelt z. B. Bucheckern und scharrt mit den Vorderpfoten ein Loch unter Baumwurzeln, stopft die gesammelte Nahrung hinein, kratzt die Erde wieder zusammen und klopft sie über dem Loch fest. Außerdem sammelt es Gras und weiches Moos, damit der Kobel im Winter gut gepolstert und schön warm ist. Im Winter bleibt es meist in seinem Kobel. Es schläft aber nicht fest. Auch die Anzahl der Atemzüge und der Herzschläge und die Körpertemperatur bleiben so hoch wie im Sommer. Wenn es Hunger hat, kommt es heraus und gräbt die Hasselnüsse oder Bucheckern aus, die es im Herbst einzeln vergraben hat. Das Eichhörnchen findet nicht alle Vorräte wieder. Dadurch hilft es der Erweiterung des Waldes. Aus den vergessenen Samen können neue Nussbäume wachsen.
Das Eichhörnchen und seine Nahrung
Das Eichhörnchen frisst Samen der Nadelbäume, Eicheln, Haselnüsse, Bucheckern, junge Triebe und Blattknospen, Beeren und Pilze, sie plündern auch manchmal (wenn sie sie entdecken) Vogelnester. Auch Insektenlarven und Schnecken werden manchmal verspeist.
Das Gebiss:
Das Eichhörnchen hat ein Nagetiergebiss
Das Gebiss besteht aus meißelförmigen Nagezähnen (Schneidezähnen) und feilenartig geriffelten Mahlzähnen (Backenzähnen). Die Oberlippe ist gespalten, wodurch die oberen Schneidezähne freistehen. Eckzähne sind nicht vorhanden. Zwischen Nagezähnen und Backenzähnen liegt deswegen eine Zahnlücke. Nagezähne sind an der Außenseite mit hartem Schmelz überzogen und bestehen innen aus weicherem Zahnbein. Beim Nagen kommt eine Reibung zustande. Sie bewirkt beim Zahnschmelz eine geringere, am Zahnbein eine stärkere Abnutzung. Durch diese unterschiedliche Abnutzung beim Nagen entsteht an ihrer Vorderkante eine scharfe Schneide. Die Schneidezähne wachsen von der Wurzel her ständig nach (bis zu 10 cm jährlich).
(Bearbeitungsspuren an Haselnüssen)
Junge Eichhörnchen nagen zunächst planlos an der dickschaligen Haselnuss herum, bis sie schließlich an den leckeren Kern gelangen. Erfahrene ältere Tiere gehen planmäßig vor. Sie nagen eine tiefe Furche in die Nussschale. Dann dringen die Nagezähne wie ein Keil in den Spalt und sprengen die Schale. Mit den Hornschwielen der Vorderpfoten wird die glatte Nuss dabei gedreht und gehalten. Ein Jungtier braucht etwa zwei bis drei Wochen, bis es diese Technik gelernt hat.
Und hier noch eine schlechte Nachricht
Die Naturschutzkommission der Vereinten Nationen hat das Eichhörnchen als bedrohte Tierart eingestuft. Schuld sind die Verwandten aus Amerika. Grauhörnchen, von den Naturfreunden irgendwann mal nach England und Norditalien mitgenommen, sind etwas größer, klüger und stärker und sie besetzen die nahrungsspendenden Reviere. In England haben sie die einheimischen Eichhörnchen bereits in den äußersten Südosten der Insel abgedrängt. Es scheint, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, wann die ersten Grauhörnchen die Alpen überqueren und die Wälder, Gärten und Parks annektieren.
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