Chlamydien
Systematikbr />
Domäne:
Bakterien (Bacteria)
Abteilung:
Chlamydiae
Ordnung:
Chlamydiales
Familie:
Chlamydiaceae
Gattung:
Chlamydophila und Chlamydia
Chlamydien bilden eine Gattung der Bakterien. Sie können eine Vielzahl von Lebewesen infizieren, auch den Menschen. Chlamydien lösen hier insbesondere Erkrankungen (Chlamydiose) der Schleimhäute im Augen-, Atemwegs- und Genitalbereich aus mit teilweise schwerwiegenden Folgen wie Erblindung oder Unfruchtbarkeit.
So sind Chlamydien die häufigste Ursache für vermeidbare Erblindungen in Entwicklungsländern. Weiterhin sind sie einer der häufigsten Verursacher sexuell übertragener Erkrankungen weltweit und können dabei zu ektopischen Eileiterschwangerschaften, Frühgeburt oder Unfruchtbarkeit führen. Überdies gibt es Hinweise darauf, dass eine bestehende Chlamydieninfektion die Ansteckung mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, einschließlich der Infektion mit HIV, bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr erleichtern kann.
Chlamydien gehören zu den Eubakterien, sind mit den anderen Vertretern dieser Gruppe jedoch nur entfernt verwandt. Sie sind obligat intrazelluläre Bakterien und vermehren sich ausschließlich innerhalb einer Wirtszelle. Auf normalen Nährmedien können sie nicht angezüchtet werden.
Chlamydien durchlaufen in ihrem Entwicklungszyklus zwei Formen. Außerhalb ihrer Wirtzellen existieren sie als Elementarkörperchen (EK) von ca. 0,2-0,4 μm Durchmesser. In dieser Form können Chlamydien Wirtszellen infizieren. Einmal in die Zelle aufgenommen, wandeln sich die Elementarkörperchen in Retikularkörperchen (RK) um, die einen aktiven Stoffwechsel besitzen und sich innerhalb der Wirtszelle vermehren. Vor dem Tod der Wirtszelle wandeln sich die RK wieder in EK um, die dann bei der Zerstörung der Zelle freigesetzt werden und weitere Zellen infizieren können.
Aufgrund ihrer geringen Größe und ihrer rein intrazellulären Vermehrung wurden Chlamydien bis in die sechziger Jahre hinein den Viren zugerechnet. 1966 wurden sie schließlich als eigene Ordnung Chlamydiales den Bakterien zugerechnet.
Nach der aktuellen Taxonomie ist die Ordnung Chlamydiales in vier Familien aufgeteilt, wobei die humanpathogenen Arten in die Familie Chlamydiaceae mit den Gattungen Chlamydophila und Chlamydia fallen.
Die humanpathogenen Arten sind Chlamydophila pneumoniae, die hauptsächlich Lungenentzündungen hervorruft und Chlamydia trachomatis, die neben der namensgebenden Bindehautentzündung unter anderem für Entzündungen im Genitalbereich verantwortlich ist. Die Infektion mit Chlamydia trachomatis ist die in Europa am häufigsten auftretende sexuell übertragbare Krankheit mit bakterieller Ursache. In Deutschland beträgt die Prävalenz einer Chlamydia trachomatis-Infektion in minderjährigen Mädchen 5,4% (Quelle: Dt. Ärzteblatt, Ausgabe 28, 2005) und steigt in Abhängigkeit mit der Zahl der Sexualpartner.
Infektionen durch Chlamydia trachomatis können sich bei beiden Geschlechtern durch Ausfluss im Genitalbereich und Schmerzen beim Wasserlassen äußern. Bei 80 % der infizierten Menschen treten jedoch keine Symptome auf, diese Menschen fungieren also als Überträger. Es wird empfohlen sich einmal im Jahr auf eine C.-Infektion untersuchen zu lassen. Das durch C. trachomatis-Subtypen L1-L3 hervorgerufene Lymphogranuloma venereum, dessen Symptomatik sich von der einer durch die anderen Subtypen hervorgerufenen C. trachomatis - Infektion unterscheidet, ist in Deutschland selten.
Infektionen durch Chlamydien werden meist mit Makroliden oder Tetracyclinen behandelt. Eine akute Chlamydieninfektion wird z.B. mit Doxycyclin oder mit Azithromycin behandelt. Antibiotikaresistenzen sind bei Chlamydien sehr selten, weshalb von der gut wirksamen Therapie mit Chinolonen oft abgesehen wird, die teils mit unerwünschten Arzneimittelwirkungen behaftet ist. Mit Blick auf Begleitinfektion mit Gonokokken ist diese Variante jedoch zu diskutieren.
Die Infektion mit Chlamydia trachomatis gehört zu den infektiösesten sexuell übertragbaren Krankheiten. Die Therapie kann daher nur erfolgreich sein, wenn alle Sexualpartner des Patienten mitbehandelt werden. Nach Abschluss der Therapie sollte der Behandlungserfolg durch erneute Testung aller Patienten nachgewiesen werden. Auch eine Untersuchung auf andere sexuell übertragbare Infektionen ist aufgrund der ähnlichen Verbreitungswege dieser Krankheiten anzuraten.
Zur Diagnose einer Chlamydieninfektion stehen die Immunfluoreszenz an passendem Abstrichmaterial, der DNA-Analyse via PCR an Abstrichen oder Erststrahlurin und die Anzucht in speziellen Zellkulturen zur Verfügung. Letztere ist aufgrund der obligat zellparasitären Lebensweise der Chlamydien sehr aufwändig. Der Nachweis von Antikörpern gegen Chlamydia trachomatis ist ebenfalls möglich, kann aber nicht zuverlässig zwischen ausgeheilten und persistierenden Infektionen unterscheiden und ist daher in der Regel von begrenztem Wert.
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